Konzerte, Ausstellungen, Comedy, Diskussionen und einen Ausflug in die queere Kultur: Das bietet einen Monat lang das 16. Queer Festival Heidelberg – das älteste seiner Art in Deutschland.
Die Eröffnung am Freitagabend moderiert Dragqueen Pam Pengco aus Köln, die sagt: „Ich bin keine Rolle – ich bin mein 2.0, mein gepimptes Ich.“ Pam Pengco, aktuelle Miss Drag Rheinland-Pfalz und „Drag des Jahres 2024“, sieht ihre Bühnenfigur als Ausdruck von Freiheit und Kreativität: „Als Pam fühle ich mich selbstbewusster und habe einfach Spaß.“
Offenheit auch abseits der Bühne
Dabei steht Humor für sie im Zentrum gesellschaftlicher Aufklärung: „Ich sage immer: Akzeptanz statt Toleranz – und Humor ist der einfachste Weg dahin.“ Auf der Bühne will sie auch heterosexuelle Menschen erreichen und Vorurteile abbauen. Sie zeigt sich offen auch abseits der Bühne und sagt:
„Ich bin ja eine Dragqueen, keine Transfrau. Das heisst abseits von Pam laufe ich natürlich als Mann rum. Und wenn man auf Social Media ja auch viel zeigt, war das natürlich immer zu schwierig, sich nur als Pam zu zeigen. Deshalb hab ich dann früh gesagt, nee: ich mach auch Stories als Mann.“
Das Queer Festival läuft noch bis zum 28. Mai – mit einem klaren Statement: bunt, laut, offen.
CSD Rhein-Neckar Drags of Monnem: Drag Queens zwischen Bühne und Politik
Glamourös, provokant, anzüglich und auch politisch: Drag hat viele Formen und Gesichter. Drag-Künstlerinnen und Künstler erschaffen mit Hilfe von Make-Up und Kostüm überlebensgroße Kunstfiguren. Nicht nur in der Clubszene gehören Drag Queens zu den sichtbarsten Wortführer*innen für queere Rechte. Mit „Drags of Monnem“ porträtiert nun eine fünfteilige Doku-Reihe die Mannheimer Drag-Szene.
Was geht - was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur. Dragqueens erobern die Popkultur: Mehr Mainstream, weniger Hass?
Erst haben sich Dragqueens über ihr Make-Up amüsiert, dann hat die Schauspielerin Melissa McCarthy doch noch weltweit die Fans von sich überzeugt: als Meereshexe Ursula im Kinofilm “Arielle, die Meerjungfrau”. Ihre Figur soll von der Dragqueen-Ikone Divine inspiriert sein. Aber wie so oft bei Disney: Die queeren Rollen sind Bösewichte.
Was immer noch besser sei als gar keine queeren Menschen in der Popkultur zu haben, meint der Soziologe Jeff Manners. Dass die Dragkultur längst auch positiv den Mainstream prägt, betont die Dragqueen Betty BBQ aus Freiburg. Ihr Markenzeichen ist der Schwarzwald-Bollenhut. „Angekommen sind wir definitiv“, sagt sie. Was nicht gleichzusetzen sei mit sozial akzeptiert.
Drag-Kultur im Mainstream bedeutet nicht automatisch weniger Hass und Hetze gegen queere Menschen. Besonders in den USA tobt ein Kulturkampf: Ein Dutzend republikanisch geführter Bundesstaaten wollen Drag-Shows gesetzlich verbieten. Und in München platzt die CSU vor Wut über eine Kinderbuchlesung mit einer Dragqueen. “Populisten haben erkannt, dass man aus queeren Themen politisches Kapital schlagen kann, indem man Minderheiten zu Sündenböcken macht“, sagt Jeff Mannes. Für Betty BBQ eine beängstigende Entwicklung: „Ich habe mich die letzten 20 Jahre nie in einem Kulturkampf gesehen. Auf einen Schlag ist das anders, das belastet mich sehr.“
Diese Gleichzeitigkeit von Emanzipation und Repression - sie ist nicht neu, wie der Blick in die Geschichte zeigt. Der Historiker Benno Gammerl zieht mit uns Parallelen zum Deutschland der 1920er Jahre.
Habt ihr auch schon alle Staffeln der Serie „Pose“ über die Ballroom-Szene gesehen, irgendwann mal zu Madonnas „Vogue“ getanzt und sucht noch mehr Inspiration zum Thema? Mailt uns, auch mit Feedback und Themenvorschlägen, an kulturpodcast@swr.de!
Hosts: Kristine Harthauer und Philine Sauvageot
Showrunner: Stephanie Metzger
Benno Gammerls Buch “Queer. Eine deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis heute”: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/queer/978-3-446-27607-9/
Die fünfteilige SWR-Dokuserie “Drags of Monnem”: https://www.ardmediathek.de/serie/drags-of-monnem/staffel-1/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9zZGIvc3RJZC8xNTMw/1