Wichtige Inszenierungen in der Oper und an den Theaterbühnen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. SWR Kultur rezensiert die Aufführungen der Spielzeit. Intendantinnen, Regisseure und Schauspielerinnen berichten über ihre Arbeit.
Vor Ort | Spätvorstellung Annette Postel – „... her mit dem Haifisch, Weill!“ Eine Biografie in Musik
Auf Kurt Weills Spuren: Lieder, Arien, Songs und Chansons. Der berühmte Unbekannte (1900 - 1950) hat noch eine große Schatzkiste für Chansonniers und Chanteusen unter seinen New Yorker und Berliner Betten – einiges mehr als die Dreigroschenoper oder den Surabaya-Johnny.
Und wer sollte seine Lieder singen, wenn nicht die 1. Preisträgerin des Lotte-Lenya-Gesangswettbewerbes, der Kurt-Weill-Foundation New York? Die klassische Chanteuse Annette Postel singt und führt durch das Leben Kurt Weills und vereint bravourös Chanson, Oper und amerikanisches Musical.
Mit Pirmin Ullrich (Saxofon) und Sebastian Matz (Piano) | Aufzeichnung vom 12. Januar 2025 im Tollhaus Karlsruhe
Kooperation zwischen Theater und Landgericht Koblenz Lesung im Gerichtssaal: In „Trauriger Tiger“ schildert Neige Sinno erschütternd den sexuellen Missbrauch als Kind
In ihrem Bestseller „Trauriger Tiger“ beschreibt Neige Sinno detailliert den jahrelangen Missbrauch durch ihren Stiefvater – ein Text voller Brachialität und Unmittelbarkeit, sagt Dramaturgin Sabrina Toyen.
Schauspiel trifft Puppentheater Shakespeares „Der Sturm“ als gegenwärtiges Kolonial-Drama in Koblenz
William Shakespeares Theaterstück „Der Sturm“ kann auf viele Arten gelesen werden. Das Theater Koblenz hat sich angesichts der aktuellen Debatte für ein Kolonialdrama entschieden. Regisseurin Caro Thum rückt die Themen Macht, Ausbeutung und Entrechtung in den Vordergrund. Auf der Bühne sind Menschen und Puppen zu sehen – das macht die Inszenierung phantasievoll und lebendig.
Hausbesuch Shaam Joli : „Ich möchte hinter die Schicksale schauen“
Von einem Tag auf den anderen verändert sich Shaam Jolis Leben: Mit 12 flieht sie ganz allein aus Syrien. Auf ihrer Flucht-Odyssee überlebt sie in der Türkei sechs Monate Gefängnis und gelangt über Umwege nach Deutschland. Heute lebt die 28-Jährige als freie Filmemacherin in Ulm. In ihren Filmen geht es um Menschenrechtsverletzungen an Frauen in syrischen Gefängnissen, Gewalt und Rassismus. Joli möchte der Welt den Spiegel vorhalten und denen eine Stimme geben, die hinter den Schicksalen stehen.
Gespräch „Unerhört!“ - der Liedermacher Falk
Mit seiner Klampfe auf der Bühne singe er mal bissig und bösartig, mal zärtlich und liebevoll seine klugen Lieder in der Tradition von Hannes Wader oder Reinhard Mey. So die Begründung der Jury, die Falk Pflücker mit dem "Deutschen Kleinkunstpreis 2025" in der Sparte Musik ausgezeichnet hat.
Tanzbiennale Heidelberg Was kommt nach der Zeit als Profitänzerin? – Sara Scarella träumt von einer Karriere als Choreographin
Sara Scarella ist jetzt 30 Jahre alt – ein Alter, in dem sich Tänzer*innen fragen, wie lange sie noch auf der Bühne stehen wollen. „Wir haben alle unsere körperlichen Probleme – das ist normal. Aber ich möchte meinen Körper auf keinen Fall komplett zerstören“
Uraufführung in Kaiserslautern „The Pulse of the Stone“: Tanzabend von Helge Letonja am Pfalztheater
Steine verbindet man nicht unbedingt mit Bewegung und Dynamik. Dass es dabei auf die Perspektive ankommt, zeigt der österreichische Choreograf Helge Letonja.
Deutsche Erstaufführung Eine Wiederentdeckung: „Phèdre“ am Badischen Staatstheater Karlsruhe
Das Badische Staatstheater Karlsruhe hat die Oper „Phèdre“ des heute vergessenen Komponisten Jean-Baptiste Lemoynes auf die Bühne gebracht. Eine Wiederentdeckung, die sich lohnt.
Mehr Sichtbarkeit für Menschen mit Behinderung Wie sich der stotternde Comedian Kai Bosch für Inklusion einsetzt
Die Gesellschaft benötige mehr Begegnungen von Menschen mit und ohne Behinderung, sagt Kai Bosch. Deshalb steht er als Comedian auf der Bühne und entkräftet Vorurteile.
Gespräch „Utopie to go“ – Die Musikkabarettistin Stefanie Kerker mit einer Absage an einen bequemen Pessimismus
Es gibt viele Gründe, den Kopf in den Sand zu stecken: politische Unsicherheiten, Klimawandel und Energiekrise, Wirtschaftsflaute. Angesichts unsicherer Zeiten zeigen sich viele Menschen deprimiert. Und genau darum hält die Musikkabarettistin Stefanie Kerker dagegen: „dystopisch denken ist bequem, ist gefahrlos“, meint sie im Gespräch mit SWR Kultur am Samstagnachmittag. Dann könne man am Ende nicht böse überrascht werden. Das aktuelle Programm der Ludwigsburgerin „Utopie to go“ vermittelt Aufbruchstimmung, die Zukunft hat bereits begonnen.
Die Welt ist kein Jammertal, aber auch nicht rosarot
Die Welt von morgen hat überzeugend schöne Seiten. Viele Probleme haben sich erledigt, selbst die Bahn kommt pünktlich an. „Das ist keine Weltflucht“, betont Stefanie Kerker, da reibe sich die Utopie an der Realität. Und das könnte Energien freisetzen: einen Anstoß, um die Denkrichtung zu ändern. Mit Tiefgang und Humor seziert die Kabarettistin gesellschaftliche Befindlichkeiten und politische Schieflagen. Dabei begleitet sich die vielseitige Musikerin auf Gitarre, Ukulele und Mundharmonika. Die Musik mache aus der Ernsthaftigkeit der Themen einen unterhaltsamen Abend, meint Stefanie Kerker, die ihre Texte und auch einen großen Teil ihrer Lieder selbst schreibt.