"In der Partitur stehen drei Reihen mit Zahlen von 1-64, wild durcheinander, in verschiedenen Größen und Typographien. Das ist alles. Die Aufgabe ist, sich 64 Aktionen zu überlegen. Die werden auf Zettel notiert und ausgelost, was man bei welcher Ziffer machen muss. Ich trainiere viel und habe mich entschieden: Meine Aktionen haben alle mit Singen oder Radfahren zu tun. Mein Pulsschlag, mein Atem, Stellen aus der Winterreise und dem Weihnachtsoratorium, Trikot wechseln, Hand ausschlenkern, trinken, Schuhe ausziehen – das Losverfahren diktiert, was ich in welcher Reihenfolge machen muss. Schon extrem."
"Der hörbare und sichtbare Herzschlag ist teils an die Aktionen gekoppelt, verselbständigt sich jedoch hin und wieder von dem echten Herzschlag, was irritierend und zugleich humorig wirkt."
John Cage: 14 Song Books mit dem SWR Vokalensemble
Cage Song Books №47 Wakako Nakaso: Cheap imitation №4
Ich spiele eine verbitterte alte Frau, die Paprika schneiden muss und ihre ganze Wut daran auslässt. Und damit es interessanter klingt, singe ich Triolen und schneide Achtel dazu.
Cage Song Books №74 Dorothea Winkel: Meditation in der Seifenfabrik
Ich sitze in einer Seifenmanufaktur, im Schneidersitz auf einem kleinen wackligen Tisch, in der Nase der tolle Duft dieser Seife und um mich herum riesige Maschinen, die laufen und Lärm machen.
Cage Song Books №51 Höre einem Waldbrand zu
Es geht ums Hinschauen. Zuhören. Sich einlassen. Und darum, zuzulassen, was es mit einem macht. Cage war ein großer Umweltschützer.
Cage Song Books №52 Johannes Kaleschke: Nonsense-Arie mit Bodyguard und Bagger
Die Partitur sieht aus, als hätten Kinder mit ein paar Farbstiften irgendwas hingemalt und jemand hätte ein paar Wörter drunter geschrieben. Dazu gibt es die Anweisung, diese Partitur mit "different Styles of singing" zu gestalten.
Cage Song Books №17 Judith Hilger: Das Singen der Telegraphendrähte
Eine Konservendose, in deren Boden einer Schnur eingezogen wird, die ich mit den Fingern und etwas Kolophonium streiche und zupfe. Es ist ein statischer, fast tranceartiger Zustand, in den man da kommt.
Cage Song Books №15 & 44 Andreas Ammer: Schreibmaschinen-Solo
Ich soll 35 mal auf einer Schreibmaschine schreiben "Der Künstler hat nicht das Recht, unnötig über die Zeit seines Publikums zu verfügen".