"Hier performe ich zwei Songbook-Songs gleichzeitig. Der eine heißt: 'verlasse die Bühne und komm wieder'. Und dann soll ich 35 mal auf einer Schreibmaschine schreiben 'Der Künstler hat nicht das Recht, unnötig über die Zeit seines Publikums zu verfügen'. Der Satz stammt von Erik Satie. Das klingt natürlich toll, wenn man die Schreibmaschine mit Kontaktmikrofonen ausstattet und auf vier Kanälen mit voller Lautstärke einen Saal beschallt, wie Cage das vorschreibt. Aber die Zeit habe ich im Film nicht. Also hab ich ihn ernst genommen, diesen Satz: Cage und Satie wollen nicht, dass ich zu viel Zeit verplempere. Da habe ich einen Computer genommen, copy & paste ... 38 mal. Fertig. Wir wollen doch keine 'historischen Instrumente', wir wollen Cage ins Heute transportieren. Na also."
John Cage: 14 Song Books mit dem SWR Vokalensemble
Cage Song Books №47 Wakako Nakaso: Cheap imitation №4
Ich spiele eine verbitterte alte Frau, die Paprika schneiden muss und ihre ganze Wut daran auslässt. Und damit es interessanter klingt, singe ich Triolen und schneide Achtel dazu.
Cage Song Books №74 Dorothea Winkel: Meditation in der Seifenfabrik
Ich sitze in einer Seifenmanufaktur, im Schneidersitz auf einem kleinen wackligen Tisch, in der Nase der tolle Duft dieser Seife und um mich herum riesige Maschinen, die laufen und Lärm machen.
Cage Song Books №51 Höre einem Waldbrand zu
Es geht ums Hinschauen. Zuhören. Sich einlassen. Und darum, zuzulassen, was es mit einem macht. Cage war ein großer Umweltschützer.
Cage Song Books №52 Johannes Kaleschke: Nonsense-Arie mit Bodyguard und Bagger
Die Partitur sieht aus, als hätten Kinder mit ein paar Farbstiften irgendwas hingemalt und jemand hätte ein paar Wörter drunter geschrieben. Dazu gibt es die Anweisung, diese Partitur mit "different Styles of singing" zu gestalten.
Cage Song Books №17 Judith Hilger: Das Singen der Telegraphendrähte
Eine Konservendose, in deren Boden einer Schnur eingezogen wird, die ich mit den Fingern und etwas Kolophonium streiche und zupfe. Es ist ein statischer, fast tranceartiger Zustand, in den man da kommt.
Cage Song Books №15 & 44 Andreas Ammer: Schreibmaschinen-Solo
Ich soll 35 mal auf einer Schreibmaschine schreiben "Der Künstler hat nicht das Recht, unnötig über die Zeit seines Publikums zu verfügen".