- Datum:
- Beginn:
-
- Ort:
- Strawinsky Saal
Donauhallen
78166 Donaueschingen
- Eintritt:
- frei
- Programm:
- (auf Englisch)
Vortrag von George Lewis
Adam Szymczyk hat seine Teilnahme an den Donaueschinger Musiktagen abgesagt. Wir bedauern diese Absage und freuen uns umso mehr, dass der Komponist, Posaunist und Theoretiker George Lewis in diesem Jahr die Donaueschingen Lecture halten wird.
George Lewis: New Music, New Subjects: The Situation of a Creole
In seinem 1949 verfassten Essay „The Main Stream of Music“ postulierte Sir Donald Francis Tovey ein Ende der Musikgeschichte. „Gegenwärtig“, klagte Tovey, „fühlen sich alle Musiker mehr oder weniger wie auf offener See.“ Er nahm damit die 1967 von Leonard Meyer geäußerte These des „fluktuierenden Stillstands“ vorweg, die Abwesenheit eines verbindlichen Kanons, die aber nach Toveys Dafürhalten nur ein vorübergehender Zustand sein könne. Alvin Currans heitere Vorhersage aus dem Jahre 1994, nämlich die einer Neue Gemeinsamen Praxis, die „von allen Regeln, stilistischen Konventionen, Kodes und Ethiken befreit“ sein werde, schien 2004 laut Benjamin Piekut zu überhaupt keiner gemeinsam Praxis geführt zu haben – und das ohne dass die enormen Veränderungen sowohl der musikalischen Praxis als auch der Zuhörerschaften durch Immigration, das Internet und die Globalisierung berücksichtigt worden wären. Jetzt, wo wir uns bereits eine Zeitlang im neuen Jahrhundert befinden, müssen wir vielleicht anerkennen, dass Sir Donalds eschatologisches Interregnum vielen eher gelegen kam, wenn auch natürlich nicht allen. Aber genügt die Metapher der Regungslosigkeit oder sind zweckmäßigere Tropen und Merkmale entstanden, die bereits die musikalische Verfassung des neuen Jahrhunderts anzeigen?
Sir Donald Francis Tovey’s 1949 essay “The Main Stream of Music” posited an end to the history of music. “At the present day,” Tovey lamented, “all musicians feel more or less at sea,” foreshadowing theorist Leonard Meyer’s 1967 notion of ‘fluctuating stasis,’ an absence of stable canon that Tovey, at least, evidently hoped would be a temporary condition. However, by 2004, Alvin Curran’s buoyant 1994 prediction of a New Common Practice “freed of all rules, stylistic conventions, codes and even ethics” appeared to musicologist Benjamin Piekut in 2004 to amount to no common practice whatsoever – and this is to say nothing of the vast changes in both musical practices and audiences occasioned by immigration, the World Wide Web and globalization. Now that we’ve been in the new century for a while, we can see that Sir Donald’s eschatological interregnum has been actually rather welcome to many – though by no means all. But will the metaphor of limbo suffice, or have some more purposive tropes or features appeared that already mark the musical condition of the new century?