Ein Mottowagen mit dem Thema Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa Bildfunk, Federico Gambarini)

Zwei Seiten Vertrag, 46 Seiten "Kleingedrucktes"

Meinung: Mobilfunk-Vertrag – Operation gelungen, Patient tot

STAND
AUTOR/IN
Martin Rupps
Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)

Ein Vertrag, der alle Verbraucherschutzrechte berücksichtigt, kann zum verbraucherfeindlichen Monstrum werden. So geschehen beim neuen Mobilfunk-Vertrag von Martin Rupps.

Dieser Tage habe ich meinen Mobilfunk-Vertrag verlängert. Wohlgemerkt: verlängert, nicht neu abgeschlossen. Dass Sie von diesem banalen Vorgang erfahren, liegt an seinen ausufernden Dimensionen. Der Vertrag selbst kommt mit zwei Seiten aus, der sogenannte Anhang braucht 14. Widerrufsrecht. Allgemeine Geschäftsbedingungen für Festnetz- und Mobilfunk-Anschlüsse. Auch für Geschäftskunden, zu denen ich nicht zähle.

Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)
Die Meinung von Martin Rupps SWR/Kristina Schäfer

48 Seiten „Kleingedrucktes“

Ich habe auch einen Antrag auf einen Glasfaseranschluss gestellt. Der kommt in meiner Straße ziemlich bald, im Frühjahr oder Sommer 2024. Auch darüber erhielt ich eine "Vertrags-Vorinformation". Was wohl heißen soll: Alles noch einmal auf Papier. 48 Seiten Datenschutzhinweise und Leistungsbeschreibungen. Geht’s noch?

Mutmaßlich hat mein Telekommunikationsanbieter im Mobilfunkvertrag alle Verbraucherschutzrechte berücksichtigt. Doch mit dieser Masse verkehren sich eigentlich gut gemeinte Vorgaben in ihr Gegenteil. Kein Mensch liest sie noch. Und verzichtet im Zweifelsfall auf seine Rechte. Operation gelungen, Patient tot. Mein Anbieter dient hier nur als Beispiel von vielen. Wenn Sie ein Bankkonto eröffnen, werden Sie vergleichbar mit Informationen zugemüllt.

Deutschland wird, fürchte ich, immer bewegungsloser ob seiner wachsenden Bürokratie, einschließlich der von Unternehmen. Auch der gut gemeinten. Die Politik steht dieser Entwicklung machtlos gegenüber.

Mehr Meinungen im SWR

König Charles III. im Deutschen Bundestag Meinung: Charles III., mein König der Klatschhefte

Bei der Rede des britischen Königs Charles III. im Deutschen Bundestag musste Martin Rupps an die Skandale des Mannes denken.

Verhandlungsmarathon des Koalitionsausschusses Meinung: Zu große Schuhe für Herrn Bundeskanzler

Für Olaf Scholz werden die Schuhe eines Bundeskanzlers immer zu groß sein, meint Martin Rupps nach dem jüngsten Verhandlungsmarathon.

Hohe Immobilienpreise Meinung: So wird Wohnen zum Luxusgut

Der Traum von den eigenen vier Wänden ist für Normalverdiener in weite Ferne gerückt. Die hohen Immobilienpreise sind auch für Mieter ein Problem. Doch der Politik fällt dazu nicht viel ein, meint Stefan Giese.