In einigen Ländern ist der Ausbau der Windenergie 2020 fast vollständig eingebrochen. In Bayern wurden lediglich drei Windräder genehmigt, im Saarland keines. In Baden-Württemberg waren es 20, in Rheinland-Pfalz 32 - das ist deutlich weniger im Vergleich zu früheren Jahren.
2020 das schwächste Jahr
Deutschlandweit wurden rund 770 Windräder genehmigt - ein Rückgang von rund 40 Prozent gegenüber 2015. Damit war 2020 in mehreren Ländern das schwächste Windkraft-Jahr überhaupt.
Bundestagsmitglied Oliver Krischer, zuständig für Wirtschaft und Energie bei den Grünen, sagte dem SWR: "Seit zwei bis drei Jahren sind die Ausbauzahlen beim Wind massiv in den Keller gegangen."
Neue Auflagen bremsen die Windenergie
Kritiker wie Krischer machen die Bundesregierung dafür verantwortlich. Sie habe die Auflagen für neue Windräder verschärft. Zudem müssten neue Windkraftanlagen bundesweit ausgeschrieben werden. Das habe zum befürchteten Einbruch geführt.
Das sieht auch der Energieexperte Ingo Stuckmann von "Zero Emission Think Tank" so. Durch falsche, politische Entscheidungen sei “die Windbranche um 90 Prozent eingebrochen und 50.000 Arbeitsplätze verloren gegangen", sagte Stuckmann dem SWR. Um die Klimaziele zu erreichen brauche man “etwa 2.000 neue Windräder pro Jahr".
Auch das baden-württembergische Umweltministerium gibt den bundesweiten Ausschreibungen die Schuld für den verlangsamten Ausbau. Weiter teilte es dem SWR mit: "Mit dem aktuellen Ausbau der Windenergie im Land sind wir natürlich überhaupt nicht zufrieden. Um die Energiewende (…) im Land zu erreichen, brauchen wir noch viel mehr Windkraft."
Haben zu viele Klagen Schuld?
Das Bundeswirtschaftsministerium betonte, "die Genehmigungen lägen zwar hinter den Erwartungen", aber der Ausbau der Erneuerbaren schreite weiter voran. Der Bau und Genehmigungen lägen aber in der Tat noch hinter den Erwartungen.
"Ein Grund sind vor allem Klageprozesse, vor allem auch im Bereich des Arten- und Naturschutzrechts, für das das Bundesumweltministerium federführend zuständig ist", reicht das Wirtschaftsministerium den "Schwarzen Peter" weiter.
Verband fordert politische Unterstützung
Der Bundesverband WindEnergie sagte auf SWR-Anfrage, man fordere "die Bereitstellung von zwei Prozent der Fläche jedes Bundeslands für die Windenergie". In einigen Bundesländern sei eine Trendumkehr zu erkennen, aber "wir warten noch immer händeringend auf politische Flankierung, um den Ausbau der Windenergie voranzutreiben".