Er sei kein Freund solcher Löschungen, sagt der Tübinger Professor und Experte für Verschwörungstheorien, Michael Butter, im SWR. "Die Meinungsfreiheit ist einfach ein zu hohes Gut." Deshalb sollte man Inhalte aus den Sozialen Netzwerken entfernen, die gegen Gesetze verstoßen.
Ansonsten sei es wichtiger, die Ausbreitung einzudämmen, weil niemand ein Recht auf die digitale Verbreitung von Verschwörungstheorien habe. Aus diesem Grund müsse man dafür sorgen, "dass die Algorithmen und Suchmaschinen die Verschwörungstheorien nicht ständig ausspucken. Das halte ich für sinnvoller." Dann finde auch keine Zensur statt. Das Recht auf die eigene Meinung werde nicht eingeschränkt.
Facebook und Instagram für QAnon kaum von Bedeutung
Das Löschen der QAnon-Inhalte ist nach Meinung des Tübinger Professors noch aus einem zweiten Grund für die Bewegung kaum relevant. Facebook und Instagram seien zwar in den vergangenen Monaten wichtig gewesen, um QAnon populärer zu machen. Jetzt spielten die beiden Sozialen Netzwerke für die Bewegung aber keine große Rolle mehr.
Ihre Anfänge habe QAnon nämlich auf Plattformen wie 4chan, 8chan oder Telegram, die überhaupt kein Interesse daran hätten, Verschwörungstheorien zu löschen. Insofern sei das Vorgehen von Facebook und Instagram "so ein bisschen ein Rumdoktern an den Symptomen. Es wird aber die Ausbreitung von QAnon nicht wirklich eindämmen."
Keine schnelle Ausbreitung von QAnon
Trotzdem rät Michael Butter zu Gelassenheit. Er gehe nicht davon aus, dass das Löschen von QAnon-Inhalten bei Facebook und Instagram die Bewegung radikalisieren werde. "Man darf sich das nicht so vorstellen, dass QAnon im Moment exponentiell wächst. Da ist sehr viel Konstanz im Spiel, die manchmal in den Diskussionen übersehen wird."