Schriftzug Gender* auf Schreibtafel (Foto: IMAGO, Christian Ohde)

"Zwei Minuten": Die Kolumne zum Wochenende

Welches Geschlecht hat das Sandmännchen?

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Constance Schirra
Constance Schirra (Foto: SWR)

Gender-Sprache bietet so viele Möglichkeiten - die sind bei weitem noch nicht ausgeschöpft, meint Constance Schirra.

Seit neuestem bekomme ich Briefe und E-Mails, die mit "Sehr geehrte (r) Frau/Herr" oder "lieb/e/r Kolleg*In" beginnen. Hat mich erstmal verwirrt. Dann dachte ich: Klar, MenschIn, das ist unsere neue Sprache! Ist sie nicht toll, liebe Hörer:Innen, lieb* Personen? Da eröffnet sich doch ein ganz anderer Hörgenuss!

Die Kolumne von Constance Schirra können Sie hier auch als Audio hören:

Wie ModeratorInnen tatsächlich leichtlippig von PolitikerInnen, SchülerInnen,  GästInnen, SteuerInnenzahlern und MitgliederInnen sprechen - phänomenal!  Manchmal stocke ich noch kurz, denke: "MitgliederInnen? GästIn? Echt?" Mein altes Denken halt! Mein neues Denken sagt: Solange ein "In" am Wort ist, ist es richtig.

Gendergerechte Kleidung?

Neulich bekam ich eine Broschüre in die Hand, in der engagierte ExpertInnen über gendergerechte Kleidung im Fernsehen aufklären. Ohhh… Ich war sooo gespannt. Und die Enttäuschung beim Durchblättern war sooo groß! Nix Regenbogen-Vielfalt! Quelle-Katalog 1985! 

Constance Schirra (Foto: SWR, © SWR/Christian Koch, honorarfrei - Verwendung gemäß der AGB im Rahmen einer engen, unternehmensbezogenen Berichterstattung im SWR-Zusammenhang bei Nennung Bild: SWR/Christian Koch (S2+), SWR Presse/Bildkommunikation, Baden-Baden, Tel: 07221/929-24429, foto@swr.de)
Die Meinung von Constance Schirra © SWR/Christian Koch, honorarfrei - Verwendung gemäß der AGB im Rahmen einer engen, unternehmensbezogenen Berichterstattung im SWR-Zusammenhang bei Nennung Bild: SWR/Christian Koch (S2+), SWR Presse/Bildkommunikation, Baden-Baden, Tel: 07221/929-24429, foto@swr.de

Aus Mannheim wird "Heim"

Wenn es nach mir ginge, wäre unsere Sprachumwandlung ja viel radikaler. Wäre ich MütterIn (Jawohl! Auch VäterInnen dürfen MütterInnen sein!) kleiner KinderInnen und sie kämen, nur mal so angenommen, nach einem Zoo-Besuch nach Hause und würden begeistert von den Erdmännchen berichten, ich würde sagen: KinderInnen, würde ich sagen, habt ihr bedacht, wie ehrverletzend das Wort Erdmännchen für alle Erdfrauchen ist? Geschweige denn für alle nicht-binären-inter-Sternchen-Bindestrich-Leertaste ErdtierInnen? Hat je jemand überlegt, wie sich ein armes Petermännchen-Weibchen fühlt? Hat je jemand überlegt, wie es Frau Hoffmann in Mettmann geht? Oder Frau Mannheimer in Mannheim, herrje!

Streichung der Silbe "mann"

Keine Sorge, Schwestern, ich habe eine Petition eingereicht, dass man/frau/er-sie-es bei allen deutschen Orts- und Nachnamen mit Anfangs- und Endsilbe "mann" dieselbe streicht. Auch habe ich einen Brief an die bayerische Landesregierung geschrieben, mit der dringenden Aufforderung, die wahre Identität des Watzmanns zu klären. Womöglich handelt es sich um die Watzfrau. Oder einfach nur den/die/das Watz. Wer, verehrte PersönlichkeitInnen, kann zweifelsfrei das männliche Geschlecht ausgerechnet des Strichmännchens nachweisen? Oder des Sandmännchens? Wo, in aller Damen Länder, sind die Wasserfrauen und Steinziegen, die sich für eine Umbenennung aller Tierkreiszeichen einsetzen? Ach, ich weiß nimmer, wo anfangen und aufhören…

Kein zwanghaftes Sprachgendern

Ich weiß nur: Ich bin zwingend dafür, dass alle Menschen gleichbehandelt werden, anständig und respektvoll, egal welchen Geschlechts oder Nicht-Geschlechts. Ich bin zwingend dafür, entsprechende gesetzliche Grundlagen zu schaffen. Aber, liebe Alle, ich finde auch: Zwanghaftes Sprachgendern ist … ein riesengroßer Quatsch! Und ich darf das sagen. Ich gehöre einer benachteiligten Gruppe an. Ich bin eine Frau. *In.

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