"Wir haben keine Angst, dass wir uns gegenseitig die Butter vom Brot nehmen", sagt Melanie Wery-Sims. Sie und David Schwarzendahl bezeichnen sich als Freunde - und wollen für die Linke in die Geschichtsbücher eingehen. Zu zweit wollen sie ihre Partei zum ersten Mal in den rheinland-pfälzischen Landtag führen.
"Wir kennen unsere Stärken und auch unsere Schwächen", sagt Wery-Sims. Als Team für die Spitzenkandidatur wurden sie im November 2019 auf dem Online-Parteitag gewählt. Auch, wenn sie sich als ebenbürtiges Duo sehen, ist Schwarzendahl formell auf Platz 1 der Landesliste und Wery-Sims auf Platz 2.
Schwarzendahl und Wery-Sims unbesorgt wegen Umfragewerten
Zwar sieht der aktuelle SWR-Politrend vom Januar die Linke nur bei drei Prozent. Ihre Chancen, zum ersten Mal in den Landtag einzuziehen, schätzt Schwarzendahl trotzdem hoch ein: "Die Chancen stehen gut, vielleicht werden es sogar 6 Prozent und plus", sagt er. Denn: "Im Landtag fehlen ganz klar linke Positionen, das zeigt die Corona-Krise nochmal deutlich", findet er. So seien Solo-Selbstständige bisher hinten runtergefallen und auch die Kitas habe die Landesregierung mit ihren Probleme alleine gelassen.
Schwarzendahl geht als "klassischer" Linken-Politiker durch. Er selbst sagt über sich: "Ich bin links von der Pike auf." Er ist gelernter Buchbinder, Gewerkschafter und in der Lokalpolitik engagiert. Auf seiner ersten Demo war er mit zwölf, erinnert er sich. "Da war ich mit meiner Punkband." Anlass der Demo: Der Neubau einer Straße zu einem Hotel, den die Anwohner zahlen sollten. Dagegen setzte Schwarzendahl sich ein.
Deckelung der Mieten, kostenloser ÖPNV und "Ami go home"
Klassisch linke Themen sind ihm auch für das Land wichtig: mehr soziale Gerechtigkeit durch eine Deckelung der Mieten und kostenloser ÖPNV. Ein Thema, das Schwarzendahl und Wery-Sims als essentiell für ihren Wahlkampf nennen: der Abzug amerikanischer Truppen aus Rheinland-Pfalz. "Ami, go home", wiederholt Schwarzendahl immer wieder in seinen Reden. "Die Atombomben der Amerikaner müssen weg, die Militärstützpunkte schließen", sagt auch Wery-Sims.
Die vierfache Mutter aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich ist auf einem ganz anderem Weg in die Politik gekommen. Im Kindergarten und der Schule ihrer Kinder hatte sie sich immer wieder für die generelle Anschnallpflicht für Kinder in Schulbussen eingesetzt. Schnell habe sie gemerkt: "Als Mutter alleine komme ich nicht weiter. Wir Mütter und Frauen wurden immer wieder in die Ecke gedrängt und übergangen."
Damit wurde ein wunder Punkt bei ihr getroffen. Gerechtigkeit, besonders Geschlechtergerechtigkeit, sei ihr sehr wichtig. "Da könnte ich ausrasten", regt sie sich auf. Das hat sie letztlich auch dazu bewegt, sich mehr in der Linkspartei zu engagieren. Im Landtag würde sie sich gerne für eine neutrale Anti-Diskriminierungsstelle einsetzen und natürlich auch die Anschnallpflicht für Kinder im Schulbus als Thema einbringen.
Gemeinsame Leidenschaft: die Musik
Eine Leidenschaft, die Schwarzendahl und Wery-Sims privat verbindet, ist die Musik. David Schwarzendahl ist seit seiner Jugend Schlagzeuger in Punkbands. Melanie Wery-Sims liebt es zu singen. "Nimmt mich etwas mit, kann ich das mit ganz viel Gesang verarbeiten", sagt sie. Wie auch immer die Wahl am 14. März ausgehen wird. Um den musikalischen Teil des Wahlabends scheint sich die Linke keine Gedanken machen zu müssen.
Daten und Fakten
Name | David Schwarzendahl | Melanie Wery-Sims |
Geboren | 3. März 1983 | 30. August 1983 |
Ausbildung | gelernter Buchbinder | gelernte Fremdsprachenassistentin |
Eintritt in die Partei | 2009 | 2016 |
Politische Karriere | Mitglied Stadtrat Frankenthal, Vorstand Landespartei | Vorsitzende Kreisverband Linken Bernkastel-Wittlich, Fraktionsvorsitzende der Linken im Kreistag Berkastel-Wittlich |