SPD gewinnt in Rheinland-Pflaz zahlreiche Direktmandate bei der bundestagswahl 2021 (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt)

Erfolg für Sozialdemokraten, Desaster für CDU

SPD holt bei Bundestagswahl zahlreiche Wahlkreise in Rheinland-Pfalz

STAND

Bei der Bundestagswahl 2017 konnte die SPD lediglich einen Wahlkreis in Rheinland-Pfalz gewinnen. 2021 hat sich das Blatt gewendet. Die CDU steht im Land vor einem Wahldesaster.

Bei der Wahl 2017 war Kaiserslautern der einzige von 15 Wahlkreisen im Land gewesen, den die SPD direkt gewinnen konnte. In diesem Jahr gehen reihenweise Kreise an die Sozialdemokraten.

36 Abgeordnete aus dem Land im neuen Bundestag

Im neuen Bundestag werden nach dem vorläufigen Ergebnis der Bundestagswahl 36 Abgeordnete aus Rheinland-Pfalz sitzen und damit einer weniger als nach der Wahl 2017. Nach Angaben des Landeswahlleiters kommt die SPD auf zwölf Abgeordnete aus Rheinland-Pfalz, darunter sind acht Direktmandate. 2017 waren die Sozialdemokraten auf neun Abgeordnete im Bundestag gekommen. Die CDU landete nun bei neun Abgeordneten, sieben per Direktmandat. In den vorangegangenen Bundestag hatte die CDU noch 14 Abgeordnete aus Rheinland-Pfalz entsandt. Für die FDP gehen fünf Abgeordnete in den neuen Bundestag, ebenso für die Grünen. Die AfD in Rheinland-Pfalz kommt auf vier Mandatsträger, die Linke auf einen.

Direktmandate in Rheinland-Pfalz bei der Bundestagswahl 2021 (Foto: Infratest dimap)
Infratest dimap

Julia Klöckner verpasst Direktmandat im Wahlkreis Kreuznach

Das prominenteste Opfer der CDU-Wahlniederlage: Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Als Direktkandidatin ist die CDU-Landesvorsitzende in ihrem Wahlkreis Kreuznach gescheitert. Das Direktmandat geht an den SPD-Kandidaten Joe Weingarten. Klöckner war 2005 und 2009 direkt in den Bundestag gewählt worden.

"Das ist natürlich für Frau Klöckner eine Riesenenttäuschung", sagt Politikwissenschaftler Uwe Jun im SWR. "Und für die CDU ist das ein Debakel, dass sie so viele Wahlkreise verliert und, dass ausgerechnet auch die Landesvorsitzende ihren Wahlkreis nicht direkt gewinnt."

Bad Kreuznach

CDU-Landesvorsitz in Rheinland-Pfalz CDU-Landes-Vize Baldauf will offenbar Nachfolger von Klöckner werden

Nach dem angekündigten Rückzug der rheinland-pfälzischen CDU-Chefin Julia Klöckner hat der CDU-Fraktionsvorsitzende und Landes-Vize Christian Baldauf sich ins Spiel gebracht.

SPD legt bei Erst- und Zweitstimmen deutlich zu

Aber nicht nur in Kreuznach schwächelt die CDU. In Montabaur im Westerwald etwa verlor die CDU im Vergleich zur letzten Wahl rund 13 Prozentpunkte. Die Konsequenz: Das Direktmandat geht an die SPD-Kandidatin Tanja Machalet. Im Wahlkreis Pirmasens setzte sich die SPD ebenfalls knapp durch. Die Bundestagsabgeordnete Angelika Glöckner kam auf 30,4 Prozent der Erststimmen, der CDU-Kandidat Florian Bilic auf 30,1 Prozent. Auch im Wahlkreis Kaiserslautern setzte sich die SPD in diesem Jahr bei den Erststimmen deutlich gegen die CDU durch. Der Sozialdemokrat Matthias Mieves sicherte sich hier das Direktmandat.

Dem SPD-Kandidaten Daniel Baldy gelang es im Wahlkreis Mainz, der CDU das Direktmandat abzunehmen. Zwar verlor hier auch die SPD im Vergleich zur vorherigen Bundestagswahl 3,1 Prozentpunkte, die CDU verlor jedoch 12,1 Prozentpunkte. SPD-Kandidat Christian Schreider hat der CDU das Direktmandat im Wahlkreis Ludwigshafen-Frankenthal abgejagt. Unionspolitiker Torbjörn Kartes räumte am Sonntagabend seine Niederlage ein. Auch im Bundestagswahlkreis Trier sind alle Stimmen ausgezählt. SPD-Kandidatin Verena Hubertz hat das Direktmandat gewonnen.

Ganz knapp war die Entscheidung im Wahlkreis Südpfalz. Hier setzte sich der rheinland-pfälzische Spitzenkandidat der SPD, Thomas Hitschler, merklich knapp gegen Thomas Gebhart von der CDU durch.

Landau

Historisches Wahlergebnis: CDU erklärte Wahlniederlage Sensation in der Südpfalz für die SPD - Katerstimmung bei der CDU

SPD-Kandidat Thomas Hitschler hat sich offiziell das Direktmandat geholt. Jetzt sucht die CDU nach einer Ursache für das Wahl-Debakel. Auch Grüne und FDP frohlocken.

CDU kann in Ahrweiler nur knapp gewinnen

In der CDU-Hochburg Ahrweiler schafften es die Christdemokraten, ihr Bundestagsdirektmandat gegen die SPD zu verteidigen - unterlagen aber bei den Zweitstimmen. Mechthild Heil von der CDU gewann mit 34,3 Prozent der Erststimmen gegen SPD-Mann Christoph Schmitt (30,2 Prozent). Bei den Zweitstimmen hatte die SPD aber mit 28,8 Prozent gegenüber der CDU mit 28,5 Prozent knapp die Nase vorn. Laut Landeswahlleiter hatte die CDU dort mindestens seit 1980 bei jeder Bundestagswahl die meisten Erst- und Zweitstimmen geholt.

Auch in den Wahlkreisen Mosel/Rhein-Hunsrück, Neuwied, Neustadt-Speyer, Worms, Koblenz und Bitburg konnte die CDU wieder das Direktmandat holen - allerdings auch dort mit hohen Verlusten.

Analyse Stadt-und Landkreise gesamt

Die Analyse der regionalen Ergebnisse der Bundestagswahl 2021 in Rheinland-Pfalz insgesamt zeigt, dass die SPD sowohl in den kreisfreien Städten (27,9 Prozent der gültigen Zweitstimmen) als auch in den Landkreisen (29,8 Prozent) mit deutlichem Abstand stärkste Kraft ist. Während sie ihr Zweitstimmenergebnis in den kreisfreien Städten gegenüber 2017 um 4,4 Prozentpunkte verbessert, erzielt sie in den Landkreisen sogar ein um 5,5 Prozentpunkte besseres Ergebnis. Noch höher fällt der Zuwachs der Grünen in den kreisfreien Städten aus (plus 7,7 Prozentpunkte); in den Landkreisen gewinnen sie 4,2 Prozentpunkte hinzu. Damit sind die Grünen in den kreisfreien Städten bereits sehr nahe an das Zweitstimmenergebnis der CDU herangerückt (18,1 gegenüber 20,1 Prozent), bleiben in den Landkreisen aber noch deutlich hinter den Christdemokraten zurück (10,9 gegenüber 25,9 Prozent). Insgesamt wird die SPD in elf der zwölf kreisfreien Städte und in 19 der 24 Landkreise stärkste Partei. Während die CDU fünf Landkreise gewinnen kann, erzielen die Grünen in der Landeshauptstadt Mainz das beste Zweitstimmenergebnis.

Rekord an Briefwahlstimmen

Einen Rekordstand erreichte der Anteil der abgegebenen Briefwahlstimmen an der Gesamtzahl der Stimmen bei einer Bundestagswahl in Rheinland-Pfalz. Lag er 2017 noch bei 34,9 Prozent, waren es bei dieser Wahl nun 61,3 Prozent - allerdings etwas weniger als bei der Landtagswahl vor einem halben Jahr mit seinerzeit 66,5 Prozent.

Die Wahlbeteiligung liegt bei 77,2 Prozent und damit um 0,5 Prozentpunkte niedriger als bei der Bundestagswahl 2017. Knapp 2,36 Millionen Wahlberechtigte geben in Rheinland-Pfalz ihre Stimme ab – rund 35 .200 weniger als vier Jahre zuvor.

Mit umfangreicher Analyse Ergebnisse aller Wahlkreise in Rheinland-Pfalz bei der Bundestagswahl 2021

Die Ergebnisse aller 15 Wahlkreise in Rheinland-Pfalz auf einen Blick mit umfangreicher Wahlkreisanalyse. Von hier geht es auch zu den Wahlkreisgewinnern und allen Details.

Alle Ergebnisse und Analysen SWR Wahlergebnisportal zur Bundestagswahl 2021 in Rheinland-Pfalz

Aktuelle Ergebnisse und Analysen für die Bundestagswahl 2021 in Rheinland-Pfalz am Wahlsonntag ab 18:00 Uhr im SWR Wahlergebnisportal.

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Alle Kandidierenden im Vergleich SWR Kandidatencheck zur Bundestagswahl für Rheinland-Pfalz

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SWR