Lichtshow, Trockeneis, Musik – und mittendrin ein Auto. Mit großem Tamtam hat Audi vergangene Woche seinen neuen vollelektrischen Serienwagen vorgestellt. Produziert wird der E-tron GT im Zweigwerk von Neckarsulm auf den Böllinger Höfen. Gut für den Standort - vorausgesetzt, die Umstellung gelingt, sagt Automobilexperte Raoul Zöllner von der Hochschule Heilbronn.
"Im Wesentlichen betrifft das die Mitarbeiter. Es geht darum, dass die Menschen sich umstellen müssen, da geht es um Weiterbildung, um neue Systeme, in die man sich einarbeiten muss."
Ein Elektromotor funktioniert ganz anders
Wie groß die Änderungen für die Ingenieure sein werden, zeigt Zöllner an einem klassischen Verbrennungsmotor, der in der großen Forschungswerkstatt der Hochschule steht. An dem Motor hängen viele Schläuche, viele Maschinenbauteile. Der Elektromotor, nicht weit davon entfernt, wirkt deutlich aufgeräumter.

Informatik wird zunehmend wichtiger
Was erst einmal einfacher klingt, ist tatsächlich aber schwieriger. Denn viele Komponenten müssen zusammengepackt werden - und das erfordere ganz andere Kenntnisse.
"Maschinenbau ist nach wie vor wichtig. Wir brauchen ein Gerät, das auf der Straße steht, sicher fährt und auch gut produziert werden kann. Aber wir brauchen auch eine künstliche Intelligenz. Das ist Informatik, das ist Software."
Deutsche Autohersteller sollten sich auf Oberklasse konzentrieren
Doch: Die Konkurrenz in Sachen E-Mobilität, vor allem aus China, ist groß. Audi sei gut beraten, sich auf das höherpreisige Segment an Elektromotoren zu konzentrieren, da sei Ware "Made in Germany" nach wie vor gefragt. Gelingt die Umstellung, wird der Automobilstandort Heilbronn für die Zukunft gestärkt.
Autonomes Fahren in fünf bis zehn Jahren
Das käme auch Raoul Zöllners persönlichem großen Projekt entgegen: Die Hochschule Heilbronn ist maßgeblich beteiligt an Baden-Württembergs Pilotprojekt zum autonomen Fahren. Die Tests auf der Pilotstrecke in der Heilbronner Paul-Wüst- und Hafenstraße laufen. Bis zur Serienreife wird es aber noch dauern.

"Der Stand ist, dass wir noch einige Zeit brauchen, aber in fünf bis zehn Jahren werden wir definitiv auch da Fortschritte sehen. Autos, die zunächst einmal in geschlossenen Bereichen fahren, sowas wie Parkhäuser oder Betriebshöfe. Autobahnen werden als nächstes kommen und der Stadtverkehr zum Schluss."
Beim autonomen Fahren gilt wie beim Elektromotor: Je einfacher die Technik am Ende ist, desto besser. Doch genau das ist die Herausforderung für die Automobilindustrie – eine Herausforderung, der sich auch der Auto-Standort Heilbronn stellen muss.