In Rheinland-Pfalz gilt seit Sonntag eine Impflicht durch die Hintertür. Ungeimpfte müssen sich testen lassen, bevor sie eine Kneipe, ein Restaurant oder eine Veranstaltung besuchen. Zugleich wird die Zahl der Ungeimpften in einem Gastraum oder Saal gedeckelt. Auch in Baden-Württemberg sind für Ungeimpfte lästige Tests vorgesehen. Bei einer höheren Alarmstufe sollen sie nicht mehr alle öffentlichen Einrichtungen besuchen dürfen. Kein Zweifel: Auf Ungeimpfte in Rheinland-Pfalz und demnächst in Baden-Württemberg steigt der Druck. Es wird ungemütlich für sie.

Die Strategie ist klar: Genervt vom ständigen Testen, lassen sich noch mehr Frauen und Männer – und jetzt auch Jugendliche zwischen 12 und 18 – impfen. In der am Montag begonnenen "Corona-Impfaktionswoche" geht das so einfach wie noch nie. Der Impfbus fährt fast vor die Haustür. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg zum Propheten kommen. Gleichwohl tun es viele Spätentschlossene nicht aus Überzeugung, sondern um dieselben Rechte zu wahren wie Geimpfte und Genesene. Eine Impflicht durch die Hintertür erzeugt Wut - eine Wut, aus der AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel oder der Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, Kapital schlagen wollen. Wählt uns, denn auch wir sind nicht geimpft!
Der freiheitlich-demokratische Rechtsstaat muss die Gesundheit der Menschen schützen und zugleich ihre persönliche Entscheidungsfreiheit achten. Deshalb kommt jetzt eine Impfpflicht von hinten durch die Brust ins Auge. Ich habe die Sorge, dass Frau Weidel und Herr Aiwanger in diesen Tagen Wählerinnen und Wähler fischen. Aber ich weiß auch keine sanftere Methode, um Ungeimpfte von ihren abstrusen Theorien und ihrer Bockigkeit zu heilen.