„Physiotherapie. Ein hinkendes System?“ lautet der Titel einer neuen Ausgabe von „SWR Story“. Sie begleitet Patientinnen, denen es trotz jahrelanger Therapie kaum besser geht. Und hinterfragt die Praxis, dass Menschen mit Rücken-, Knie- und Schulterproblemen zum Arzt müssen statt gleich zu einer Physiotherapeutin. Ich möchte Ihnen den Film, den Sie in der ARD Mediathek finden, gern empfehlen.
Gut möglich, dass er Ihnen schlechte Laune macht - so wie mir. Ich fragte mich, weshalb ich bei „Rücken“ immer dieselbe Therapieform - die manuelle Therapie - verschrieben bekomme. Sie ist billig, informiert der Film. Oder weshalb mich bis heute nur eine Therapeutin angeleitet hat für Übungen zuhause. Das sieht ein Rezept normalerweise nicht vor, klärt die „SWR Story“ auf. Zweifellos machen die Angehörigen dieses Berufsstandes einen engagierten Job, aber ihnen sind ganz wörtlich die Hände gebunden.
In der Mediathek SWR Story: Physiotherapie - Ein hinkendes System?
Physiotherapie in Deutschland wird oft falsch verordnet, ist teilweise veraltet und meist Mangelware. Wo liegt das Problem?
Vergangenes Jahr 36 Millionen Physiotherapie-Rezepte
Deutschland ist das letzte Land in Europa, in denen fast alle Physiotherapeuten von Fachschulen kommen, nicht von Universitäten. Das Honorarsystem ist veraltet, weil es Studien über die Wirksamkeit von Therapien ignoriert. In den Niederlanden zum Beispiel müssen Patienten nicht mehr eine Arztpraxis aufsuchen für ein Physiotherapie-Rezept. Dort haben alle Physiotherapeuten studiert und wissen besser als ein Arzt, was der Betroffene braucht.
Es geht um Milliarden wie überall im deutschen Gesundheitssystem. Vergangenes Jahr wurden in Deutschland 36 Millionen Rezepte für Physiotherapie verschrieben. Kassen, Verbände, Ärzte und Physiotherapeuten kämpfen für jeweils eigene wirtschaftliche Interessen. Das Ideal vom schmerzfreien Patienten darf nicht mit wirtschaftlichen Interessen kollidieren.