In Ulm hatte in dieser Woche eine stattliche Anzahl SUV-Fahrerinnen und -Fahrer wenig Freude an ihren Fahrzeugen. Denn die linken Vorderreifen ihrer Autos hatten einen Platten. Verantwortlich dafür sind unbekannte „Aktivist*innen aus Ulm“, die mithilfe eines grünen Samenkorns im Ventil die SUVs „temporär entwaffnet“ haben, wie sie den sicher nicht erfreuten Fahrzeughaltern auf einem selbstgeschriebenen „Strafzettel“ mitteilten. Darin erläutern sie, was sie an den Stadtgeländewagen stört: Ressourcenverschwendung, Klimazerstörung, erhöhte Unfallgefahr, unnötigen Platzverbrauch und Luftverschmutzung.
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Unbekannte Umweltaktivisten haben in Ulm an zahlreichen Stadtgeländewagen die Luft aus den Reifen gelassen. Ihre Begründung: die Fahrzeuge seien umweltschädlich.
Diese Kritik an den raumgreifenden Zivilpanzern ist durchaus diskutabel, finde ich. Die Erwartung allerdings, dass sich das Verhalten der Mitmenschen positiv ändern lässt, wenn man ihnen möglichst kräftig auf die Füße tritt, erscheint mir dagegen erstaunlich realitätsfern. Den gleichen Ansatz verfolgen auch die Aktivistinnen und Aktivisten der selbsternannten „Letzten Generation“. Sie meinen, der Lebensmittelverschwendung und dem Klimawandel einen Schlag zu versetzen, indem sie sich zum Beispiel in Freiburg frühmorgens auf der Autobahn ankleben und damit Berufspendler in den Wahnsinn treiben.
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Ihren Anliegen tun sie mit diesen Aktionen sicher keinen Gefallen. Bei den Leuten mit den platten Reifen oder im Stau dürfte sich der Zuspruch in engen Grenzen halten. Dabei ist gar nicht ausgeschlossen, dass mit der Methode „so-viel-nerven-wie-möglich“ tatsächlich Veränderungen erreicht werden können.
Aber dafür müssen dann schon die Verantwortlichen für die Zustände maximal genervt werden – und das sind eben nicht die Pendler oder die SUV-Fahrerinnen, sondern etwa die Wahlkreisabgeordneten und Wirtschaftsbosse.