Bild von Stefan Giese  (Foto: SWR, SWR/Christian Koch)

Fragwürdige Aktionen

Meinung: Maximal nerven - aber die Richtigen!

STAND
AUTOR/IN
Stefan Giese
Bild von Stefan Giese  (Foto: SWR, SWR/Christian Koch)

Platte Reifen von SUVs in Ulm, blockierte Straßen in Freiburg - mit ihren Aktionen machen sich manche Umweltaktivisten keine Freunde - und nerven die Falschen, meint Stefan Giese.

In Ulm hatte in dieser Woche eine stattliche Anzahl SUV-Fahrerinnen und -Fahrer wenig Freude an ihren Fahrzeugen. Denn die linken Vorderreifen ihrer Autos hatten einen Platten. Verantwortlich dafür sind unbekannte „Aktivist*innen aus Ulm“, die mithilfe eines grünen Samenkorns im Ventil die SUVs „temporär entwaffnet“ haben, wie sie den sicher nicht erfreuten Fahrzeughaltern auf einem selbstgeschriebenen „Strafzettel“ mitteilten. Darin erläutern sie, was sie an den Stadtgeländewagen stört: Ressourcenverschwendung, Klimazerstörung, erhöhte Unfallgefahr, unnötigen Platzverbrauch und Luftverschmutzung.

Ulm

Polizei bittet Betroffene sich zu melden Warum Autobesitzer in Ulm einen platten Reifen hatten

Unbekannte Umweltaktivisten haben in Ulm an zahlreichen Stadtgeländewagen die Luft aus den Reifen gelassen. Ihre Begründung: die Fahrzeuge seien umweltschädlich.

Diese Kritik an den raumgreifenden Zivilpanzern ist durchaus diskutabel, finde ich. Die Erwartung allerdings, dass sich das Verhalten der Mitmenschen positiv ändern lässt, wenn man ihnen möglichst kräftig auf die Füße tritt, erscheint mir dagegen erstaunlich realitätsfern. Den gleichen Ansatz verfolgen auch die Aktivistinnen und Aktivisten der selbsternannten „Letzten Generation“. Sie meinen, der Lebensmittelverschwendung und dem Klimawandel einen Schlag zu versetzen, indem sie sich zum Beispiel in Freiburg frühmorgens auf der Autobahn ankleben und damit Berufspendler in den Wahnsinn treiben.

Freiburg

Kretschmann kritisiert Aktion Umweltgruppe blockiert A5-Abfahrt bei Freiburg

Klimaaktivisten der "letzten Generation" haben am Dienstag die A5 bei Freiburg blockiert. Ministerpräsident Kretschmann kritisiert das. Bundesminister Özdemir ist gesprächsbereit.

Ihren Anliegen tun sie mit diesen Aktionen sicher keinen Gefallen. Bei den Leuten mit den platten Reifen oder im Stau dürfte sich der Zuspruch in engen Grenzen halten. Dabei ist gar nicht ausgeschlossen, dass mit der Methode „so-viel-nerven-wie-möglich“ tatsächlich Veränderungen erreicht werden können.

Aber dafür müssen dann schon die Verantwortlichen für die Zustände maximal genervt werden – und das sind eben nicht die Pendler oder die SUV-Fahrerinnen, sondern etwa die Wahlkreisabgeordneten und Wirtschaftsbosse.

Ulm

Polizei bittet Betroffene sich zu melden Warum Autobesitzer in Ulm einen platten Reifen hatten

Unbekannte Umweltaktivisten haben in Ulm an zahlreichen Stadtgeländewagen die Luft aus den Reifen gelassen. Ihre Begründung: die Fahrzeuge seien umweltschädlich.

Freiburg

Kretschmann kritisiert Aktion Umweltgruppe blockiert A5-Abfahrt bei Freiburg

Klimaaktivisten der "letzten Generation" haben am Dienstag die A5 bei Freiburg blockiert. Ministerpräsident Kretschmann kritisiert das. Bundesminister Özdemir ist gesprächsbereit.

Mehr Meinungen im SWR

Krähen vernichten Süßkirschen-Ernte Meinung: Meine Schäfchen, die Krähen

Mainzer Obstbauern müssen mit ansehen, wie Saatkrähen über ihre Kirschen und Erdbeeren herfallen. Eine zwar rechtmäßige, aber absurde Behörden-Entscheidung, meint Martin Rupps.

Tierische Drogenparty im Mohnfeld Meinung: Berauschte Schwäne - das kleinere Übel

Schwäne feiern in einem slowakischen Mohnfeld seit Wochen eine Drogenparty. Ganz schön unvernünftig, findet Stefan Giese, und erkennt in ihnen trotzdem das kleinere Übel.

AfD zieht in Umfragen mit SPD gleich Meinung: AfD im Höhenflug

Bei dem schlechten Erscheinungsbild der Berliner Politik fallen der AfD Anhängerinnen und Anhänger in den Schoß, meint Martin Rupps.