Die Deutsche Bahn hat mitgeteilt, dass die Kosten für das Bahnprojekt "Stuttgart 21" auf nunmehr 9,15 Milliarden Euro (bisher 8,2 Milliarden Euro) steigen. Zusätzlich habe der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am Freitag eine "ergänzende Vorsorge in Höhe von 640 Millionen Euro" beschlossen. Gut möglich bis wahrscheinlich, dass die Schlussabrechnung einst im zweistelligen Milliardenbereich liegen wird.

Ästhetik für Jahrhunderte
Mich rührt das so wenig, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt. Als gebürtiger Stuttgarter weiß ich, wie die Kessellage auf die Stadt drückt. Wetter, Luft und Verkehr werden im Schlechten beeinflusst. Die Halbhöhenlage vieler Wohnungen und Häuser bietet nur betuchten Stuttgarterinnen und Stuttgartern Trost. Mit "Stuttgart 21" springt die Stadt als Bahnhalt aus dem Kessel. Und Deutschland bekommt die Chance auf eine weitere "Hamburger Elbphilharmonie" – ein Bauwerk, bei dem die Kosten explodierten, aber mit einer Ästhetik für Jahrhunderte.
Die Idee, einen Fernbahnhof im Erdreich zu vergraben, kann so schlecht nicht sein, denn die Deutsche Bahn möchte auch in Frankfurt unterirdisch bauen. Der neue Durchgangsbahnhof soll aber im Gegensatz zu Stuttgart den bisherigen Sackbahnhof nicht ersetzen, sondern ergänzen. Den Stuttgarter Gedanken, bisherige Gleisflächen in Wohn- und Grünflächen umzuwandeln, macht sich die Initiative "neue mitte köln" zunutze: Der Hauptbahnhof in Köln soll verlegt werden, das Kölner Zentrum eine High Line wie in New York erhalten.
Natürlich, mit dem späteren Wissen von Aufwand und Kosten wäre das "S 21"-Projekt nicht gekommen. Dass es kommt, erscheint mir als historisches Glück für die Stadt.