Das durch die Corona-Krise erzwungene Fernbleiben vom Arbeitsplatz führt laut einer Studie zu mehr psychischen Problemen. "Die Entwicklung ist alarmierend", sagte die Darmstädter Psychologin Ruth Stock-Homburg dem Evangelischen Pressedienst.
Studie mit Büroangestellten im Homeoffice
Stock-Homburg ist die Leiterin der Studie "COFIT4U (Corona-Fitness-for-you) - Mit mentaler Fitness stark in der Krise", die kurz nach Beginn der behördlich angeordneten Kontaktbeschränkungen gestartet wurde. Seitdem werden jede Woche Büroangestellte zu ihrem Wohlbefinden befragt.
Die ersten Ergebnisse zeigen: Mit zunehmender Dauer von Homeoffice oder Zwangsurlaub wächst der Anteil derer stark, denen es nach eigener Empfindung schlecht geht. Viele der abgefragten Faktoren hätten sich innerhalb der einen Woche deutlich verschlechtert, sagte Stock-Homburg. So sei die Unzufriedenheit mit dem Job von einem Viertel auf ein Drittel der Befragten gestiegen.
Warnung: Bore-out statt Burn-out
Zwar gehen nach Angaben von Stock-Homburg im Homeoffice die Faktoren für einen Burn-out zurück - dafür nehme das Phänomen des Bore-outs zu. "Bore-out bedeutet, dass bei Büroarbeitern Langeweile, abnehmende Lernmöglichkeiten und eine Sinnkrise im Job zusammenkommen." Langeweile im Beruf und fehlende eigene Weiterentwicklung hätten bei der ersten Befragung ein Viertel der Teilnehmer angegeben, bei der zweiten schon ein Drittel. Diejenigen, die ihre Arbeit sinnlos finden, machten zunächst zehn Prozent aus, nach einer Woche 16 Prozent.
Folgen: Depressionen und Angststörungen
Die Folge von Bore-out können nach Aussage der Wissenschaftlerin Depressionen und Angststörungen sein. Auch das Herz-Kreislauf- und Immunsystem werde geschwächt. Allerdings könnten die Symptome bei einer Veränderung der persönlichen Situation im Gegensatz zum Burn-out innerhalb von Tagen oder Wochen verschwinden, die Therapie von Folgeerkrankungen brauche allerdings ebenfalls Jahre.
"Im Homeoffice haben die Menschen mehr Zeit zum Grübeln und weniger Bewegung", sagte Stock-Homburg. Dies steigere Angstgefühle und Stress.
"Momentan noch keine Gefahr" - aber es kann kippen
"Im Moment sehe ich noch keine allgemeine Gefahr", sagte Stock-Homburg. "Aber wenn die Arbeitnehmer länger zu Hause bleiben müssen, sehe ich eine starke Gefahr für die psychische Gesundheit." Wenn die Tendenz der Studie sich so weiter entwickele wie am Anfang, könnte die Situation in vier Wochen kippen, indem die befragten Arbeitnehmer ihre Arbeits- und Lebenssituation dann mehr negativ als positiv empfinden könnten.
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