Spekulationen über Solar- und Windenergie

Stromausfall in halb Europa: Welche Rolle spielen Erneuerbare Energien?

Stand

Von Autor/in Katha Jansen

Ein sogenannter Blackout hat Spanien, Portugal und Teile Frankreichs lahmgelegt. Über die Ursache wird spekuliert. Auch die Rolle Erneuerbarer Energien wird teilweise hinterfragt.

Die Ursache für den Stromausfall auf der iberischen Halbinsel ist weiter unklar.  Nach Angaben des spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez waren am Montag (28.04.25 um 12:33 Uhr) etwa 15 Gigawatt Strom "plötzlich verschwunden". Dies war zu diesem Zeitpunkt mehr als die Hälfte des Stroms, der von der spanischen Bevölkerung verbraucht wurde. Der Leistungsabfall dauerte nur fünf Sekunden. Er führte aber zu einem System-Zusammenbruch und damit zu einem "Blackout", der an manchen Orten bis zu 18 Stunden anhielt.

Der spanische Stromnetzbetreiber REE hat einen Cyberangriff nach vorläufigen Erkenntnissen ausgeschlossen. Die Justiz ermittele dennoch in alle Richtungen.

Werden Blackouts durch mehr Erneuerbare Energien wahrscheinlicher?

Ja und Nein: Wenn man immer mehr Solaranlagen oder Windräder baut und sonst nichts Zusätzliches schafft - also keine Speicher, kein Netzausbau, keine Regulation der Einspeisung - dann wäre das tatsächlich ein Problem.

Erneuerbare Energien schwanken in ihrer Verfügbarkeit. Im Fachjargon spricht man von Volatilität. Damit ist Folgendes gemeint: Wenn die Sonne scheint und auch noch Wind weht, dann haben wir sehr viel Strom aus den Erneuerbaren, schlägt das Wetter um oder kommt die Nacht, haben wir wenig Strom aus diesen Quellen.

Unser Stromnetz braucht aber ein Gleichgewicht. Das Netz läuft immer dann sicher, wenn gleich viel Strom hereinkommt wie auch verbraucht wird. Und die Schwankungen der Erneuerbaren müssen eben gepuffert werden. Die gute Nachricht ist: Das passiert auch.

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Wie genau kann man Schwankungen ausgleichen?

Das ist ein Zusammenspiel aus zwei Dingen: Ausbau der Infrastruktur und Eingriff ins Netz. Also wir bauen einerseits leistungsfähigere Stromleitungen und Speicher, um die Schwankungen der Erneuerbaren auszugleichen. Aber das passiert zu langsam.

Alexander Schilling von TransNet BW - einer der vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber - erklärt dem SWR: "Weil in der Vergangenheit notwendige politische Entscheidungen zu oft verzögert wurden, ist eine Energiewende der zwei Geschwindigkeiten entstanden: Der Ausbau der Erzeugung wurde nicht mit dem Ausbau der Netze synchronisiert, weshalb wir Übertragungsnetzbetreiber nahezu täglich ins Netz eingreifen müssen, um Engpässe frühzeitig zu beheben."

Engpässe mit Redispatch vermeiden

Diese Anpassung zur Vermeidung von Engpässen nennt sich im Fachjargon: Redispatch. Auf deutsch hat man dafür das sperrige Wort: Kraftwerkseinsatzplanung. Es wird dann schnell ein Kraftwerk dazu- oder weggeschaltet, damit das Netz nicht aus dem Takt gerät. Und diese Redispatch-Maßnahmen, sagt Schilling, kämen immer häufiger vor und nähmen aktuell noch weiter zu. Man muss aber auch sagen: Bislang hat man es hier bei uns in Deutschland im Griff.

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Könnte uns ein großer Stromausfall trotzdem auch in Deutschland passieren?

Ausschließen kann man das nicht. Es könnte schon irgendeine Besonderheit auftreten, die dann doch zum Blackout führt. Aber das ist in Deutschland doch vergleichsweise unwahrscheinlich. Wir haben hier ein sehr sicheres Stromnetz. Es ist überwiegend doppelt vorhanden.

Es gibt bei einer Störung fast immer eine Alternative, quasi einen doppelten Boden. Und wir haben klare Regeln - zum Beispiel für Photovoltaik-Anlagen - mit dem Solarspitzengesetz. Auch diese Vorgaben helfen, dass ein gefährliches Überangebot an Solarstrom gar nicht erst entsteht.

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Katha Jansen
SWR-Wirtschaftsredakteurin Katha Jansen
Onlinefassung
Petra Thiele
SWR-Wirtschaftsredakteurin Petra Thiele