Ein Schriftzug "Depression" prangt an einer Hauswand.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jan Woitas)

Stiftung will Depressionsaufklärung an Schulen

Meinung: Heute lernen wir Depression

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Martin Rupps
Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe fordert die Aufnahme des Themas in den Schulunterricht. Über Depression lässt sich nicht faktenbasiert aufklären wie über Alkohol, Zigaretten oder andere Drogen, meint Martin Rupps.

Wer in Deutschland keine Depression hat, muss krank sein. Eine verletzte Seele scheint nicht mehr eine Ausnahme, sondern die Regel. Nur so kann ich mir erklären, dass der Vorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, Ulrich Hegerl, Aufklärung über Depressionen im Schulunterricht fordert.

Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer)
Die Meinung von Martin Rupps

Keinesfalls will ich Depression als Volkskrankheit verharmlosen. Corona-Pandemie, ein Krieg mitten in Europa, steigende Energie- bzw. Lebensmittelpreise – es gibt in diesen Zeiten triftige Auslöser für Ängste. Die Pandemie hat Kinder und Jugendliche besonders hart getroffen.

Krankheit mit komplexen Ursachen

Trotzdem möchte ich keine curriculare Beschäftigung mit Depressionen im Klassenzimmer. Die Krankheit hat komplexe Ursachen. Vermeintliche Symptome sind häufig keine, sondern normale Ängste, Niedergeschlagenheit oder Trauer.  Anders bei der Aufklärung über Alkohol, Zigaretten und andere Drogen – hier gibt es Fakten zu vermitteln. Depression muss Thema einer ärztlichen Beratung bleiben.

Ich bin froh, dass eine psychotherapeutische Behandlung inzwischen gesellschaftlich akzeptiert ist. Allerdings geht heute meinem Empfinden nach auch in Therapie, wer keine klassische Seelenstörung, sondern Angst vor Prüfungen oder dem Weltuntergang hat. Der Grat zwischen einer echten Depression und einer vermeintlichen, bei der ich Verstimmungen herze wie Katzenbabys, ist schmal. Ich schreibe aus eigener Erfahrung.

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