Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) möchte, dass Nicht-Deutsche nach fünf statt bisher acht Jahren einen deutschen Pass erhalten können. Bei "besonderen Integrationsleistungen" sogar nach drei. Dabei sollen sie ihre bisherige Staatsbürgerschaft behalten dürfen. Die Union fürchtet eine "Einwanderung in die Sozialsysteme". Teile der FDP sehen die deutsche Staatsbürgerschaft am Ende, nicht am Anfang einer erfolgreichen Integration.

Die Staatsbürgerschaft ist eine rechtliche, aber meines Erachtens noch mehr eine emotionale Angelegenheit. Sie schafft Identität und Heimat. In den Staaten des ehemaligen "Ostblocks" bekamen sogenannte Dissidenten ihre Staatsbürgerschaft aberkannt, um sie sozial zu verstoßen. Nancy Faeser fasst ein heißes Eisen an zur Freude von CDU-Chef Friedrich Merz, der die deutsche Staatsbürgerschaft "etwas Wertvolles" nennt, mit dem man behutsam umgehen müsse.
Lebensmittelpunkt in Deutschland
Was soll, frage ich mich, daran wertvoll sein? Ich kann in meiner deutschen Staatsbürgerschaft nichts Besonderes sehen. Sie zeigt mir, dass ich hier geboren bin und leben darf. Wer in Togo oder in der Türkei zur Welt kam, aber Deutschland zur Wahlheimat gemacht hat, soll dieses Recht ebenfalls haben. Es fällt mir kein rationales Argument ein, ihr bzw. ihm diesen Wunsch zu verwehren.
Nancy Faesers Reformpläne vollziehen gesetzgeberisch nach, was in Deutschland politische Wirklichkeit ist. Und ein Erfolgsmodell. Ohne Arbeitskräfte aus Togo oder der Türkei ginge hier nichts mehr.