Vor 47 Jahren, im Jahr 1975, stellte ein gewisser Rudi Carrell eine bohrende Frage. Jetzt, im Mai 2022 kennen wir vermutlich die Antwort. Ein Sommer, wie er früher einmal war? Tja – das wird auf absehbare Zeit wohl erst mal nix mehr.
Ich meine – so ganz grundsätzlich wird es Sommer da draußen. Und ich persönlich finde das auch großartig; das ist nicht sehr originell, ich weiß, aber der Sommer ist meine absolute Lieblings-Jahreszeit!
Die Kolumne von Pascal Fournier können Sie hier auch als Audio hören:
Aber in Zeiten explodierender Energiepreise wird das Wasser im Freibad in diesem Sommer wohl deutlich kühler bleiben, Heizen ist viel zu teuer. Wenn das Wasser doch so warm sein sollte wie früher, dann sind Sie vermutlich im Nichtschwimmerbecken gelandet. Und wenn Sie danach verständlicherweise unter die Dusche wollen – das dürfte dann wiederum ein ziemlich frisches Vergnügen werden. Na, wenigstens hört das alberne Herunterkühlen von Räumen auf Raureif-Niveau auf, das kann sich auch in Zukunft keiner mehr leisten.
Eis, auch so ein Sommer-Highlight. Irgendwo zwischen absurd hohen Lebensmittel- und – ich sagte es schon – Energiepreisen, fürchte ich, wird auch dieses Vergnügen größtenteils auf der Strecke bleiben.

Dann ist ja der Sommer eigentlich immer die Zeit der zwanglosen Begegnungen und der Geselligkeit gewesen, sei’s im Freibad, beim Grillabend, im Biergarten – schönes Wetter, gute Laune. Fragt sich nur, wie zwanglos und locker das in diesem Jahr wird, wenn man sich immer fragen muss, wieviel Virus wohl gerade mit am Tisch sitzt, auf der Bierbank, auf der Liegeweise. Ja, ich weiß, die Pandemie ist angeblich fast vorbei. Warten wir mal auf den Herbst! Früher hätte ich einen solchen Satz Mitte Mai NIE gesagt!
Naja, und dann ist da noch das Wetter selbst, das zwar im Moment genau so ist, wie es zum anstehenden Sommer passt – aber spätestens in zwei, drei Wochen wird es zu heiß sein oder zu kalt, zu nass oder auch zu trocken, viel zu trocken und ein furchteinflößender Vorbote des Klimawandels.
Immerhin – ein Gutes scheint der Sommer 2022 zu bringen, trotz des Kriegsgeschehens, der Pandemie und des Klimawandels: Die Vermehrung der gemeinen Rheinschnake will 2022 einfach nicht in die Gänge kommen. Reproduktionsflaute bei der Wiesen- und Auwaldschnake – ihr ist es aktuell zwar warm genug, aber zu trocken.
Wie gesagt: Der Sommer dieses Jahr wird wohl keiner, wie er früher einmal war. Aber – es wird Sommer. Und der hat immer auch ein paar gute Seiten. Hoffe ich!