Zecken schon im Winter? "Ich denke, wir müssen uns daran gewöhnen", sagt Ulrich Matthes, der Leiter des rheinland-pfälzischen Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen im SWR-Interview. Der Klimawandel führe dazu, "dass wir zunehmend mildere Winter haben und dass die Zecken zunehmend ganzjährig aktiv sind". Nur bei Temperaturen unter 7 Grad zögen sich die kleinen Tiere in die Humusschichten im Boden zurück.
Am aktivsten seien die Zecken aber bei Temperaturen im Bereich zwischen 15 und 25 Grad, betont Forstwissenschaftler Matthes. Deshalb sei im Frühling und im Herbst die höchste Zeckenaktivität zu beobachten. Übersteige das Thermometer 30 Grad seien die Tiere deutlich weniger aktiv.
Wo sind Zecken am häufigsten anzutreffen?
Örtlich am wohlsten "fühlen sich Zecken in feucht-warmen Verhältnissen", sagt Matthes - etwa am Waldrand oder in Mischwäldern. Im waldreichen Rheinland-Pfalz haben die Blutsauger also überdurchschnittlich gute Bedingungen.
Die häufigste Zeckenart in Rheinland-Pfalz, den Gemeinen Holzbock, "gibt es im Prinzip im gesamten Bundesland, auch in höheren Lagen inzwischen schon, in den Mittelgebirgslagen", so Matthes. Auwald- und Schafszecke seien vor allem entlang des Rheingrabens verbreitet. Insgesamt fühlen sich die Zecken im Süden Deutschlands wohler als im Norden.
Zecken übertragen Krankheiten
Zecken können zahlreiche Krankheitserreger übertragen - und zwar sowohl auf Menschen als auch auf Tiere. Die häufigsten in unseren Breitengraden sind dabei die Lyme-Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Während es für die FSME eine vorbeugende Impfung gibt, steht für die Borreliose kein Impfstoff zur Verfügung. Infektionen können aber mit Antibiotika behandelt werden.
Das Robert Koch-Institut (RKI) veröffenlicht regelmäßig eine Karte mit den deutschen FSME-Risikogebieten. In Rheinland-Pfalz ist das aktuell nur der Kreis Birkenfeld. Risikogebiete sind aber auch der Saarpfalz-Kreis im Saarland sowie alle an Rheinland-Pfalz angrenzenden Gebiete in Hessen (südlich des Mains) und in Baden-Württemberg.

Zecken zeitnah entfernen
Wer in Risikogebieten in der Natur unterwegs ist, sollte Kleidung und Körper regelmäßig auf Zecken absuchen. "Es ist wichtig, dass man die Zecke schnell entdeckt und dann auch fachgerecht erntfernt", sagt Forstwissenschaftler Matthes. Denn je länger die Zecke im Körper bleibt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie krankmachende Erreger überträgt.
Die Wissenschaftler vermuten, dass die Zecke nach etwa 12 bis 24 Stunden Saugzeit so vollgesogen ist, dass sie einen Teil des bereits aufgesogenen Blutes wieder in die Wunde abgibt. Dabei könnten dann die Krankheitserreger in den menschlichen Blutkreislauf gelangen.
Zecken entfernen Sie am besten mit einer Pinzette oder einer speziellen Zeckenkarte oder Zeckenzange. Wichtig dabei ist vor allem, dass der Zeckenkörper nicht zerquetscht wird, weil er sonst Darminhalt und Krankheitserreger an die Bisstelle abgibt.
Die Bissstelle sollte nach der Entfernung regelmäßig kontrolliert werden - deshalb ist es sinnvoll, sie zu markierten, etwa mit einem Kugelschreiber. Bildet sich ein großer, geröteter Kreis um die Stelle, kann das eine sogenannte Wanderröte sein, ein typisches Zeichen für Borreliose.

Wer sollte sich gegen FSME impfen lassen?
Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt eine Impfung vor allem den Menschen, die in FSME-Risikogebieten leben. Aber auch, wenn Sie anderswo leben und nur für eine gewisse Zeit "in eine Region fahren wie Baden-Württemberg und Bayern, wo FSME weiter verbreitet ist, würde ich eine Impfung empfehlen", sagt Matthes. Auch Menschen, die häufiger draußen unterwegs sind, sollten eine Impfung in Betracht ziehen.
Zecken absammeln und einschicken
Der Klimawandel hat nicht nur das Verhalten der Zecken verändert, sondern führt auch dazu, dass neue Zeckenarten in Rheinland-Pfalz heimisch werden. Um die Veränderungen dokumentieren und Ratschläge daraus ableiten zu können, brauchen die Wissenschaftler aber eine Datengrundlage. Deshalb der dringende Appell von Ulrich Matthes: "Wenn Sie eine Zecke an sich entdecken, schicken Sie sie ans RKI" - an das Zecken-Projekt ZEPAK.