Die hohen Gaspreise und die enorme Nachfrage aus Frankreich treiben die Kurse hoch. Dort laufen viele Atomkraftwerke wegen Sicherheitsmängeln und Kühlwassermangel nicht. Und zudem orientiert sich der Strompreis am teuersten Kraftwerk, das gerade noch gebraucht wird, um die Nachfrage zu decken. Das bestimmt den Preis für alle Kraftwerke (Merit-Order-Regelung). Aber wer profitiert nun von den hohen Strompreisen?
Wind- und Sonnenenergie macht die höchsten Gewinne
Grundsätzlich verdienen alle Kraftwerksbetreiber derzeit gut. Die hohen Preise spülen selbst den Gaskraftwerken noch Geld in die Kassen. Aber da diese Regelung nur die Grenzkosten der Kraftwerke berücksichtigt, also grob gesagt den "Brennstoffbedarf", sind Sonne und Wind unschlagbar günstig. Da Solar- und Windkraftanlagen ihre Energie aus Sonne und Wind schöpfen, haben sie praktisch keinerlei "Brennstoffbedarf". Das hat übrigens in der Vergangenheit dazu geführt, dass die Erneuerbaren Energien den Börsenstrompreis sehr niedrig gehalten haben. Wir haben also lange davon profitiert.
Nach den Windrädern und Solarkraftwerken kommen bei den Grenzkosten Kernkraftwerke, dann Braunkohle, Steinkohle und Gas. Deshalb profitieren zunächst einmal Windradbetreiber jetzt am meisten von den hohen Preisen. Rein rechnerisch spülen die hohen Preise zirka 1,5 bis 2 Milliarden Euro zusätzlich in die Kassen der Windbranche in Rheinland-Pfalz.
Im Detail ist die Sache aber viel komplizierter. Strom aus Erneuerbaren Energien ist nach wie vor über das Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG geregelt. Und da gibt es die so genannte Marktprämie. Die sorgt jetzt gerade dafür, dass rund ein Drittel der zusätzlichen Gewinne der Windräder wieder abgegeben werden müssen. Das kommt in den EEG-Topf und erspart dem Staat viel Steuergeld. Damit werden wir alle - als Steuerzahler - entlastet. So rechnet das der freie Energie-Analyst Tim Meyer vor. Er kommt auch zu dem Schluss, dass auf Dauer gesehen die Braunkohlekraftwerke viel mehr noch von den hohen Preisen profitieren.
Wem gehören die Windräder?
Während die Gewinne von Großkraftwerken fast durchgängig in die Kassen der Konzerne gehen, ist die Lage bei Windkraft eine ganz andere. Zahlen über die Besitzverhältnisse liegen für Rheinland-Pfalz nach Angaben des Landesverbands Windenergie nicht vor. Aber eine bundesweite Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass Privatpersonen und Bauern knapp die Hälfte der Windkraftanlagen besitzen.
Bürger und Bauern im Land profitieren also stark von dem zusätzlichen Geldsegen. Gewerbe, Projektierer, regionale Energieversorger und Fonds sind weitere Investoren und nur ein kleiner Anteil ist in der Hand der großen Energiefirmen. Deshalb sind die Gewinne auch sehr viel breiter verteilt. Im Einzelnen ist das offenbar statistisch nicht erfasst. Beispiel: die Erweiterung des Gemeinschaftswindparks Kandrich. Dort investieren neben der überregionalen Thüga, ein regionales Stadtwerk und rund 300 Bürger. Deren Beteiligung liegt bei 50 Prozent.
Windkraft ist in den strukturschwächeren Gebieten von Rheinland-Pfalz aber ohnehin eine wichtige Geldquelle. Der Rhein-Hunsrück-Kreis zum Beispiel beziffert die regionale Wertschöpfung aus dem Betrieb der Erneuerbare-Energien-Anlagen auf 44 Millionen Euro.
Wer profitiert vom Sonnenstrom?
Photovoltaik trägt mit acht Prozent in Rheinland-Pfalz zur Stromversorgung bei (dazu kommen noch die Anteile, die die Besitzer vor allem neuerer Solaranlagen selbst verbrauchen). Hier dürften sich die zusätzlichen Gewinne auf zirka eine halbe Milliarde Euro belaufen. Auch da sind die Anlagen ja oft in Privatbesitz und deshalb profitieren sehr viele Bürger direkt.“
Das ist für Privatleute, die eine Anlage auf dem Hausdach besitzen, nicht immer ein Gewinn. Viele haben eine feste Vergütung nach dem EEG und damit keinen generellen Nutzen vom Preisanstieg. Da muss man prüfen, ob ein Umstieg auf die Selbstvermarktung möglich ist.