In einer Predigt im Mainzer Dom hat Bischof Peter Kohlgraf die Weihnachtsbotschaft als konkret erfahrbaren Zuspruch in Zeiten der Pandemie ausgelegt. In diesem Jahr falle die "übliche Weihnachtsseligkeit" teilweise weg, sagte der Geistliche am ersten Weihnachtsfeiertag in einer Messe. Dafür gebe es nun Raum, "wie durch ein Brennglas auf den tiefsten Sinn des heutigen Festes" zu schauen.
Er appellierte an die Menschen, gerade in der Pandemie solidarisch zu sein. Wer Weihnachten feiere, erkenne auch den tieferen Sinn der christlichen Nächstenliebe, sagte Kohlgraf.
In diesen Monaten sei ein sorgender und liebender Blick nötig, besonders für kranke und um ihre Zukunft bangende Menschen, aber auch für Flüchtlinge in Lagern wie auf der griechischen Insel Moria. Die Motivation und die Kraft für aktives Handeln könne der Glaube an Gott geben, der in Jesus Christus Mensch werde, sagte Kohlgraf.
Glaubensstärke bei Geflüchteten als Vorbild
Kohlgraf rief die Gläubigen zudem auf, angesichts schwindender kirchlicher Bindungskraft auf die Kraft des Glaubens zu vertrauen. Das Glaubensbeispiel vieler Christen aus dem Nahen Osten, die vor Bürgerkriegen und islamistischem Terror nach Deutschland geflüchtet seien, könne "uns Mut machen zu einem lebendigen und auch hoffnungsvollen Glauben", sagte Kohlgraf in seiner Predigt am zweiten Weihnachtstag in der Mainzer Kirche St. Quintin.
Weihnachten als Fest der Menschenwürde
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat an die universelle Bedeutung des Weihnachtsfests erinnert. "Weihnachten ist mithin das Fest der Menschenwürde. Darum betrifft es auch jeden Menschen", sagte Bätzing am Freitag während der Weihnachtsmesse im Limburger Dom.
Der Limburger Bischof erinnerte ebenso an den Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos, an die vielen Corona-Toten in Bergamo, an die Verbrechen gegen die Menschenwürde in Hanau, Nizza, Paris, Koshobe (Nigeria), Kabul und Trier. Es sei treffend, dass an Weihnachten ein neugeborenes Kind als Garant der Menschenwürde im Mittelpunkt stehe.
"An Menschen denken, die im Dienst für andere stehen"
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann rief dazu auf, an Weihnachten besonders an die Menschen zu denken, die im Dienst für andere stehen und Verantwortung für das Gemeinwesen tragen oder die einsam sind. Die Verheißung "Gott ist mit uns" gelte gerade auch in den dunkelsten Stunden, erklärte der Bischof in seiner Videobotschaft zu Weihnachten.
Mit dem Weihnachtsfest inmitten der Corona-Pandemie verbindet sich für den Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann die Hoffnung, dass Gott den Menschen auch in Nöten und Sorgen nahe sein will. "An Weihnachten feiern wir, dass Gott sich mit der ganzen Menschheit in all ihrer Endlichkeit, Verwundbarkeit und auch Schuldigkeit aufs Innigste und bleibend verbunden hat", so Wiesemann.

"Christus bringt Licht auch in die Pflegeheime"
Der scheidende pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad rief die Menschen zur Zuversicht in der Corona-Krise auf. Dass Gott als Mensch, als verwundbares Kind, an Weihnachten auf die Welt gekommen sei, sei eine Freudenbotschaft, "der stärkste Grund für unsere Hoffnung", so Schad in seiner Weihnachtspredigt am Freitag in der Speyerer Gedächtniskirche.
Gott verlasse die Menschen nicht und führe sie auch durch die Pandemie. "Darum lasst uns Weihnachten feiern gerade in diesem Jahr! Und wer weiß: Vielleicht wird es ja ein Fest, bei dem Gott uns näher kommt als je zuvor."
Die weihnachtliche Botschaft treffe die Menschen in den Tagen des Lockdowns tiefer, direkter und unmittelbarer als gewohnt. Das Licht der Weihnacht, die frohe Botschaft von der Geburt von Jesus Christus, dringe in alle Häuser, Krankenhäuser und Pflegeheime ein, sagte der Kirchenpräsident.
Das Weihnachtsfest soll Kraft geben
Der rheinische Präses Manfred Rekowski sieht in der Weihnachtsgeschichte von der Geburt Jesu Christi Hoffnung und Ermutigung. "Gott bringt der Welt Frieden und wendet sich den Menschen in Liebe zu", erklärte Rekowski in seiner Weihnachtsbotschaft. "Diese Welt wird nicht dem Tod und seinen Helfershelfern überlassen."
Der Alltag sei derzeit wegen der Corona-Pandemie von "dunklen Schatten" bestimmt, sagte der Kirchenpräsident von Hessen-Nassau, Volker Jung. Das Weihnachtsfest könne den Menschen aber die Kraft geben, "auszuhalten, dass wir nicht alles machen können". Auch stärke es die Menschen, miteinander respektvoll und gut zu leben, sich gegenseitig zu schützen und füreinander zu sorgen.
Viele Gottesdienste digital statt vor Ort
Wegen hoher Corona-Infektionszahlen wurde das Gottesdienstangebot vor Ort stark eingeschränkt, die Teilnehmerzahlen wurden begrenzt. Dafür wurde das Angebot an Gottesdienstübertragungen im Internet und im Fernsehen ausgeweitet. Das Bistum Speyer kündigte an, nach Weihnachten vorerst bis zum 10. Januar keine Präsenzgottesdienste mehr anzubieten. Die Vorderpfalz ist derzeit besonders stark von der Ausbreitung der Corona-Pandemie betroffen.