Überall in Europa steigen die Energiepreise. EU-Arbeitskommissar Nicolas Schmit warnte in dieser Woche vor mehr Energiearmut in Europa. Es sei Sache der nationalen Regierungen, Maßnahmen zu ergreifen. Der europäische Gewerkschaftsbund ETUC äußerte die Befürchtung, dass mehr als 2,7 Millionen Menschen in Europa es sich nicht leisten könnten, ihre Wohnung vernünftig zu wärmen, obwohl sie Arbeit hätten.
Wie können Verbraucher also Kosten für Strom und Co. verringern? Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz rät sowohl zu kurzfristigen als auch zu langfristigen Maßnahmen.
Was bringt ein Anbieterwechsel?
"Es macht definitiv Sinn, Preise zu vergleichen. Das geht mit relativ wenig Aufwand online mit den gängigen Tarif-Vergleichsportalen im Internet", empfiehlt Laura Vorbeck von der Verbraucherzentrale. Allerdings sollte man darauf achten, die richtigen Filtereinstellungen zu wählen und voreingestellte Filter gegebenfalls zu ändern. Die Informationen, die man braucht, um individuelle Daten bei den Vergleichsportalen einzugeben, findet man auf der letzten Abrechnung des aktuellen Energieversorgers, also zum Beispiel den durchschnittlichen Gasverbrauch und den richtigen Ausgangstarif.
Zudem sollte man nicht ausschließlich auf den Preis achten, sondern auch auf kurze Laufzeiten und Kündigungsfristen. Vorbeck rät zu flexiblen Verträgen: "So kommt man im Worst Case auch wieder schnell und problemlos aus dem Vertrag raus."
Energieanbieter reduzieren Angebote auch bei Strom Gasversorger wollen keine Neukunden mehr
Wegen des gestiegenen Gaspreises will der Energieversorger Eon keine neuen Kunden mehr haben. Andere Anbieter - wie die EnBW - halten sich derzeit bei der Kundenwerbung zurück. mehr...
"Ein guter Zeitpunkt für einen Preisvergleich ist, wenn eine Ankündigung zur Preiserhöhung eingegangen ist", so Vorbeck. Dann kann man als Verbraucher auch von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen. "Der Vertrag kann dann zu dem Zeitpunkt beendet werden, an dem die Preiserhöhung in Kraft tritt", erklärt die Verbraucherschützerin. "Steigen die Preise also zum Beispiel am 1. Dezember, können Sie bis zum 30. November kündigen. Das heißt: Bis zum 30. November muss die Kündigung beim Unternehmen eingehen."
Was bringt es, Gewohnheiten zu ändern?
Man muss Heizung und Licht nicht gleich komplett auslassen, aber "auch kleine Maßnahmen lohnen sich", sagt Vorbeck. Bei der Gasheizung bedeutet das zum Beispiel konkret: "Jedes Grad weniger senkt den Verbrauch um etwa sechs Prozent. In der Regel reicht es, das Thermostat auf 3 zu stellen, das entspricht einer gewollten Raumtemperatur von 20°C."
Heizkörper sollten zudem nicht von Möbeln und Vorhängen verdeckt sein, denn sonst kann die Wärme sich nicht im Raum verteilen. Gluckergeräusche deuten auf Luft im System hin. Wenn dann nicht entlüftet wird, kostet das ebenfalls Energie. Wer langfristig sparen will, der sollte alte Heizungspumpen ersetzen oder sich über eine modernere Heizungstechnik und Dämmungsmaßnahmen Gedanken machen.
Strom lässt sich zum Beispiel bei älteren Geräten sparen. Sie kann man an Steckerleisten anschließen, um den Stand-By-Verbrauch zu reduzieren. Bei neuen Geräten spielt dieser Verbrauch laut Vorbeck aufgrund der Öko-Design-Richtlinie so gut wie keine Rolle mehr.
Wann wird Energie wieder billiger?
Dazu lässt sich laut Verbraucherzentrale aktuell keine Prognose abgeben. Bei einem EU-Gipfel soll in dieser Woche allerdings darüber diskutiert werden, wie sich die steigenden Energiepreise eindämmen lassen und wie Verbraucherinnen und Verbraucher entlastet werden können.
Die Bezahlbarkeit von Energie sei auch ein zentrales Anliegen der Bundesregierung, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) teile die Sorge über steigende Preise für Strom, Gas und Benzin und fühle mit den betroffenen Menschen, sagte Fietz. Sie verwies auf bereits beschlossene Maßnahmen wie eine Erhöhung der Pendlerpauschale, eine Senkung der Umlage für die Förderung von Ökostrom und die Erhöhung des Wohngelds.
In Mainz geht der Heizölhandel derweil davon aus, dass die Preise weiter steigen könnten. Das sagt zum Beispiel der Geschäftsführer von Heizöl Jörg in Mainz, Klaus Jörg. Er sagte auf SWR-Anfrage, für den hohen Preis sei nicht nur der gestiegene Rohölpreis verantwortlich. Es schlage auch der wieder angepasste Mehrwertsteuersatz und die neue CO2-Steuer zu Buche. Allerdings sei es auch keine Option für die Verbraucher, mit dem Befüllen des Heiztanks noch zu warten, sagt eine weitere Händlerin. Im Herbst sinken die Außentemperaturen weiter und ab Januar steigt die CO2-Steuer nochmal.