Umkleidekabinen bieten einen Anreiz für Diebstahl, bestätigt auch die Polizei. In Rheinhessen wurden gleich vier Fußballvereine an nur einem Wochenende Opfer von Dieben. Der Sachschaden beträgt nach Angaben der Ermittler mehrere hundert Euro. (Foto: IMAGO, blickwinkel)

Diebe an Fußballplätzen in RLP unterwegs

So können Sie sich gegen Diebstahl in der Umkleidekabine schützen

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Christoph Heck
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Auf dem Platz kämpfen zwei Amateurteams um Tore und Punkte, währenddessen schleichen Diebe in die Umkleidekabine und räumen die Sporttaschen aus. Ein Szenario im Fußball, das kein Einzelfall ist, sondern immer häufiger vorkommt. Wie können sich Sportler und Vereine davor schützen und wer zahlt den Schaden, wenn doch etwas passiert?

Sieben Autoschlüssel, vier Geldbeutel, fünf Schlüsselbunde und eine Packung Zigaretten wurden am vergangenen Wochenende aus Umkleidekabinen mehrerer Fußballvereine in Rheinhessen gestohlen. Der Sachschaden liegt bei mehreren hundert Euro. Betroffen waren nach Polizeiangaben die Vereine aus Zornheim, Mainz-Ebersheim, Armsheim und Spiesheim. Erst eine Woche zuvor hatten Diebe im Mainzer Sportteil Marienborn neun Geldbeutel aus der Umkleide eines Sportplatzes gestohlen.

Das Wichtigste auf einen Blick:

"Ich bin extrem sauer und enttäuscht. Wir haben eigentlich ganz andere Probleme, als Kriminalfälle zu lösen."

Fabian Tautenhahn, der zweite Vorsitzende des TSV Zornheim, hat inzwischen Anzeige bei der Polizei erstattet. "Ich war wirklich komplett perplex. Man denkt an sowas überhaupt nicht. Wir sind aktuell im Abstiegskampf und haben eigentlich ganz andere Probleme, als Kriminalfälle zu lösen", so Tautenhahn. Er sei extrem sauer und enttäuscht über solche Taten und setze seine Hoffnungen nun in die Ermittlungen der Polizei, den oder die Täter zu finden.

Anzeige soll andere Vereine für Problem sensibilisieren

Tautenhahns Vereinskollege Mirco Streich ergänzt: "Wir sind nicht der einzige Verein, dem es in letzter Zeit so ergangen ist." Streich ist, wenn er nicht auf oder am Fußballplatz steht, im Hauptberuf selbst bei der Polizei. Sollte hinter den Diebstählen eine Masche stecken, dann hofft er, dass der TSV Zornheim durch die Anzeige dazu beitragen kann, dass alle Vereine für dieses Problem sensibilisiert werden und in Zukunft nichts mehr oder zumindest viel seltener etwas aus den Kabinen gestohlen wird.

Immer mehr Diebstahl in der Umkleide

Eine Sprecherin des Polizeipräsidiums in Mainz bestätigt, dass Umkleidekabinen immer wieder "einen Anreiz" für Diebstähle bieten. In diesem Jahr habe es im Bereich der Polizeidirektion Mainz bislang mehr solcher Straftaten gegeben als im gesamten Jahr 2021. Allerdings mussten im Vorjahr auch viele Spiele wegen Corona abgesagt werden. Dem Fußballverband Rheinland (FRV) und dem Südwestdeutschen Fußballverband (SWFV) liegen auf Verbandsebene keine konkreten Zahlen vor. Natürlich seien einzelne Fälle bekannt, aber in der Regel würden diese der Versicherung gemeldet, nicht den Verbänden.

Sind meine Wertgegenstände überhaupt versichert?

Grundsätzlich sind Hausratsgegenstände und Wertsachen über die sogenannte Außenversicherung auch gegen Einbruchsdiebstahl und Diebstahl außerhalb des Versicherungsortes, also der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus, für eine vorübergehende Dauer mitversichert. Philipp Wolf, Referent für Versicherungsfragen bei der Verbraucherschutzzentrale Rheinland-Pfalz, schränkt jedoch ein: "Wertsachen wie Schmuck und insbesondere Geld müssen in einem besonderen Wertschutzschrank, beispielsweise einem Safe, gesichert werden."

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Bis zu welcher Höhe ist der Hausrat versichert?

Üblicherweise gelten für die Entschädigung Grenzen in Höhe von zehn bis 20 Prozent der gesamten Versicherungssumme der Hausratsversicherung. Das können, je nach Größe der versicherten Wohnfläche, etwa 10.000 Euro sein. Allerdings gibt es gerade für Bargeld Wertgrenzen, wie der Experte der Verbraucherschutzzentrale erklärt: "Wir gehen von den aktuellen Empfehlungen in den Musterbedingungen des Versicherungsverbandes aus. Das sind bei Bargeld 1.000 bis 1.500 Euro." Allerdings seien die Bedingungen von Anbieter zu Anbieter verschieden. Gerade ältere Versicherungspolicen würden möglicherweise eine schwächere Außenversicherung enthalten.

Haften die Vereine für einen entstandenen Schaden?

In der Regel nicht, sagt der Experte. In erster Linie bestehe eine sogenannte Eigensicherung für die Sportlerinnen und Sportler. Heißt, einfach ausgedrückt: Jeder muss sich selbst darum kümmern, dass die eigenen (Wert-)Sachen irgendwo sicher verwahrt werden. "Eine ausdrückliche Haftungsübernahme durch den Verein oder ein stillschweigender Verwahrungsvertrag wird der Erfahrung nach in der Realität kaum bis gar nicht vorkommen", so Wolf.

Warum gehen die Opfer trotzdem meistens leer aus?

Weil viele Diebstähle auch deshalb passieren, weil aus Sicht der Versicherer fahrlässig mit den Wertgegenständen umgegangen wurde. Selbst bei einem verschlossenen Spind in einer verschlossenen Kabine könne ein offenes Fenster ausreichen, um den Umgang mit Dingen wie Geldbeutel oder Handy als fahrlässig einzustufen. Bei den Fällen am Wochenende in Rheinhessen fand die Polizei an keinem Tatort Einbruchsspuren. Daher gehen die Ermittler davon aus, dass die Wertsachen nicht weggeschlossen wurden. Dann greife auch der Versicherungsschutz nicht.

Was rät die Polizei zum Schutz vor Diebstahl?

"Ganz wichtig ist, dass niemals Wertgegenstände unverschlossen in der Umkleidekabine liegen gelassen werden", mahnt Julia Reiß vom Polizeipräsidium Mainz zur Vorsicht. Entweder sollten die Umkleiden abgeschlossen oder die Wertgegenstände in eine Kiste gepackt werden. "Die Box kann man dann zum Beispiel an den Spielfeldrand stellen, Hauptsache jemand hat sie im Blick", so Reiß. Eine weitere Möglichkeit sei, Wertgegenstände einfach an Freunde oder Familie zu übergeben, wenn die sich das Spiel anschauen.

Wie gehen die Ermittler vor?

Die Polizei war an allen Tatorten in Rheinhessen vor Ort und hat in einem Fall auch Fingerabdruckspuren sichern können. Die Auswertung brauche jedoch noch etwas Zeit. Die Aufmerksamkeit der Spieler und der Zuschauer habe auf dem Spiel gelegen. "Das haben die Täter ausgenutzt", erklärt Julia Reiß. Die Polizei geht davon aus, dass es zwischen den Diebstählen am Sonntag einen Zusammenhang gibt, da die Taten räumlich und zeitlich zusammenpassen. Konkrete Hinweise auf den oder die Täter gebe es aber noch nicht.

Symbolbild: Eine Umkleidekabine im Vereinsheim des Fußball-Kreisligisten FC Rhenania 1920 Lohn. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marius Becker)
Umkleidekabinen an Sportplätzen werden in der jüngeren Vergangenheit immer häufiger Ziel von Dieben.

Was tun die Vereine, um es Dieben schwieriger zu machen?

"Wir kontrollieren während der Spiele immer, ob die Umkleidekabinen auch wirklich zugeschlossen wurden", sagt Lukas Sudowe vom TSV Ebersheim, der ebenfalls von den Diebstählen betroffen war. "Außerdem diskutieren wir im Vorstand gerade, ob wir Kameras im Foyer der Umkleide installieren." Die Kabinen seien vom Platz aus nicht einsehbar, weswegen eine dauerhafte Überwachung schwierig sei. Bei vielen Vereinen seien die verschiedenen Kabinen auch miteinander verbunden, nicht jede Tür auch wirklich verschlossen. "Irgendwie findet sich immer ein Weg, wenn man da unbedingt hineinwill", erklärt Mirco Streich vom TSV Zornheim.

Misstrauen im Amateurfußball wächst

Der materielle Verlust und die Ungewissheit, ob der Schaden ersetzt wird, seien schlimm für alle Betroffenen. Für Lukas Sudowe richten die Diebstähle jedoch auch einen immensen gesellschaftlichen Schaden an: "Man wird leider absolut misstrauisch gegenüber den anderen Mannschaften und auch den eigenen Spielern gegenüber. Wir machen das alle zum Spaß, treffen uns Sonntags auf dem Sportplatz und dann kommen irgendwelche Leute, um uns zu bestehlen - da habe ich kein Verständnis dafür."

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