Bäche, Seen oder Flüsse können deutlich tiefer sein, als der Pegelwert angibt. Denn der Pegelstand entspricht nicht der wirklichen Wassertiefe. Er wurde bei der Einrichtung des jeweiligen Pegels als willkürliches Maß gewählt.
Mit Pegel ist nämlich genau genommen die Messeinrichtung gemeint, umgangssprachlich wird das Wort aber auch synonym für den Pegelstand verwendet. Es gibt auch nicht den "einen Pegel an jedem Ort", erklärt Florian Krekel, Fachbereichsleiter Schifffahrt beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rhein.
Für Anwohner eines Gewässers ist es deshalb wichtig zu wissen, ab welchem Pegelstand der gefährliche Zeitpunkt einer Überschwemmung eintritt. Diesen "individuellen Pegel" sollte sich jeder Anwohner merken, so Krekel.
So funktioniert die Pegelmessung
Wie an anderen Flüssen, Bächen und stehenden Gewässern gibt es entlang des Rheins eine Reihe von Pegelstationen, die jeweils für einen bestimmten Abschnitt repräsentativ sind. Sie bestehen aus einer Pegellatte sowie automatischen Mess-, Übertragungs- und gegebenenfalls Anzeigeeinrichtungen.

Das untere Ende der Pegellatte, also der Pegelnullpunkt, befindet sich in einer mehr oder weniger willkürlichen Höhenlage. Der Pegelnullpunkt hat dabei nichts mit dem tiefsten Punkt eines Gewässers zu tun, sondern wurde in der Regel so gewählt, dass auch bei extremer Trockenheit keine Minus-Werte am Pegel entstehen.
Die Höhenlage der Pegelnullpunkte ist von Pegel zu Pegel durch geographische Umstände unterschiedlich. Manche Pegel am Rhein sind über 150 Jahre alt und bei den meisten ist - bis auf wenige Ausnahmen - die Lage seitdem nicht verändert worden, sagt Schifffahrtsexperte Krekel.
Die tatsächliche Tiefe von Flüssen und Seen
Daraus folgt, dass ein Wasserstand von 0 cm nicht bedeutet, dass das Flussbett trocken liegt - sondern, dass die Pegellatte gerade nicht mehr ins Wasser eintaucht. Bei einem Pegelstand von beispielsweise 134 cm taucht sie 134 cm tief ein. "Die tatsächliche Tiefe des Rheins ist auf jeden Fall größer und zudem von Punkt zu Punkt anders, denn das Flussbett ist ja nicht eben, sondern eine Unterwasserlandschaft mit Höhen und Tiefen", sagt Florian Krekel.
Die Wassertiefe bei Fließ- und Binnengewässern ist die Differenz zwischen dem Wasserstand über Nullniveau und der Gewässersohle über Normalhöhennull (NHN). Das Normalhöhennull ist in Deutschland die theoretische Bezugsfläche für Höhen über dem Meeresspiegel. Die Gewässersohle - auch Gewässergrund genannt - ist der am tiefsten gelegene Bereich des Flussbettes.
Was heißt das in der Praxis?
Um aus dem Wasserstand am Pegel nutzbare Informationen zu ziehen, benötigt man laut Gewässerexperte Krekel weitere Angaben oder Vergleichswerte. Zum Beispiel sollten sich Hausbesitzer in überschwemmungsgefährdeten Gebieten darüber Klarheit verschaffen, welcher Pegel die Wasserstandsänderungen vor ihrer Haustür am besten abbildet.
Dann gilt es sich zu merken, bei welchem Wasserstand an diesem Bezugspegel das Wasser bestimmte Höhenmarken wie die Türschwelle oder eine Mauerkante erreicht. So kann man bei anlaufendem Hochwasser rechtzeitig vorsorgen.
Pegelstand per App ablesen
Verschiedene Smartphone-Apps helfen dabei, den Pegelstand im Blick zu behalten - teilweise lässt sich sogar einstellen, dass man bei bestimmten Werten benachrichtigt wird. Beispiele sind die amtliche, bundesweite Pegel- und Hochwasser-App Meine Pegel oder NINA vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Außerdem empfiehlt das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz KATWARN und die WarnWetter-App des Deutschen Wetterdienstes.
Welche Rolle spielen Pegel für die Schifffahrt?
Die Schifffahrt berechnet sich aus den aktuellen Pegelwerten die momentan zur Verfügung stehende Fahrrinnentiefe. Das ist gerade bei Niedrigwasser wichtig. Die Fahrrinnentiefe wird unter einem bestimmten Referenzwasserspiegel, dem Gleichwertigen Wasserstand (GlW), angegeben. Das ist ein Wasserstand, der im langfristigen statistischen Mittel an weniger als 20 Tagen im Jahr unterschritten wird. Um von der Fahrrinnentiefe auf den Tiefgang zu kommen, muss noch ein vom Schiffsführer festzulegender Sicherheitsabstand abgezogen werden - die sprichwörtliche Handbreit Wasser unter dem Kiel.
Die Fahrrinne ist der Bereich eines Flusses, für den eine bestimmte Mindesttiefe auf einem Streckenabschnitt garantiert wird. Sie ist Teil des Fahrwassers - des gesamten Bereichs eines Flusses, in dem ein Befahren möglich ist.