Mitte April wurden in einer Woche in ganz Rheinland-Pfalz noch 24.884 Impfungen registriert - ein Bruchteil der Rekordzahl von 427.464 Impfungen in der Woche Mitte Dezember 2021. Arztpraxen und Impfzentren standen damals teilweise vor dem Kollaps. Doch wofür braucht man angesichts der geringen Nachfrage neben zwölf kommunalen Impfstellen noch acht Landesimpfzentren, neun Impfbusse und mobile Teams?
Für Landesimpfkoordinator Daniel Stich (SPD) ist die derzeit geringe Nachfrage nach Impfterminen kein Grund, einige oder alle Zentren wieder zu schließen. "Wir sind davon überzeugt, dass wir weiterhin eine breite Impfinfrastruktur auf der Grundlage unseres bewährten Mix aus stationären Angeboten wie eben den Impfzentren und mobilen, niederschwelligen Angeboten wie beispielsweise den Impfbussen brauchen", sagte Stich auf SWR-Anfrage.
Die umfangreiche Impfinfrastruktur war unter großem öffentlichen Druck im Herbst und Winter 2021 reaktiviert worden, nachdem die Zentren zuvor im September geschlossen worden waren. Nun will man im Gesundheitsministerium auf neue Impfwellen vorbereitet sein.
Eine solche könnte etwa kommen, wenn zum Beispiel der erwartete spezielle Impfstoff für die Omikron-Variante auf den Markt kommt oder das Robert Koch-Institut eine vierte Impfung für alle empfiehlt, weil neue Virusvarianten grassieren.
Kostspielige Impfinfrastruktur
Deshalb hat das Land entschieden, die Infrastruktur weiter vorzuhalten, auch wenn das eine ziemlich kostspielige Angelegenheit ist: Etwa sieben bis acht Millionen Euro monatlich hatte der Betrieb von Zentren, mobilen Teams und Bussen nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Winter gekostet. Angesichts der abnehmenden Nachfrage rechnet man für das Frühjahr mit weniger Kosten.
Außerdem sollen in den Landesimpfzentren künftig auch ukrainische Flüchtlinge und deren Kinder gegen Corona und weitere Infektionskrankheiten wie Masern, Keuchhusten oder Mumps geimpft werden, wodurch die Auslastung wieder steigt, erläuterte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums.
Im benachbarten Hessen hatte man im vergangenen Herbst die zuvor geschlossenen Impfzentren nicht wieder geöffnet und die Impfungen an Städte und Landkreise sowie die niedergelassenen Ärzte delegiert. Mit wie viel Geld Hessen die Kommunen und Kreise dafür unterstützt hat, konnte ein Sprecher des Sozialministeriums in Wiesbaden auf SWR-Anfrage nicht sagen. Auch hier will man auf künftige Impfwellen vorbereitet sein: Die Gebietskörperschaften müssen für ihren Bereich weiterhin eine Impfstelle offen halten.