Große Waldflächen im Westerwald zwischen Neuhäusel und Montabaur mussten aufgrund des Borkenkäferbefalls gerodet werden. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Thomas Frey)

Waldzustandsbericht 2021 vorgestellt

Acht von zehn Bäumen in RLP sind krank

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AUTOR/IN
Susanne Henn

Dem Wald in Rheinland-Pfalz geht es schlecht. Nur noch zwei von zehn Bäumen gelten als gesund. Obwohl es in diesem Jahr im Vergleich zu den drei vorausgegangenen Dürrejahren verhältnismäßig viel geregnet hat, hat sich der Zustand kaum verbessert.

So lautet das Fazit des Waldzustandsberichtes, den Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne) am Montag vorgestellt hat. Untersucht wurde unter anderem, wie licht die Baumkronen sind, wie viele Blätter verfärbt sind und wie stark der Schädlingsfraß ist.

Eichen, Buchen und Fichten geht es besonders schlecht

Gerade um die Buchen, von denen nur noch acht Prozent als wirklich gesund gelten, sind die Sorgen groß. Denn diese Baumart gilt als eine der wichtigsten und hat in Rheinland-Pfalz eines ihrer natürlichen Verbreitungsgebiete. Dass von ihr so viele Bäume geschädigt sind, mache Fachleuten große Sorgen, so Hans-Werner Schröck, stellvertretender Leiter der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft. Allerdings sehe die jüngere Buchengeneration deutlich besser aus als die älteren Bäume. Das mache Hoffnung, dass sich die jungen Bäume besser an die veränderten Umstände anpassen können. Eine Verjüngung der Baumbestände sei deshalb bei der Buche ein Ziel.

Was sind die Gründe?

Die Wälder litten massiv unter dem Klimawandel, betonte Eder, aber auch Luftschadstoffe seien weiterhin ein Problem. Diese sorgten immer noch dafür, dass die Böden in zahlreichen Waldgebieten übersäuert seien; Nährstoffe ließen sich dann nur noch schlecht lösen. Auch Schädlinge seien nach wie vor ein großes Thema.

Ein alter Bekannter ist der Borkenkäfer, der laut Eder nach wie vor vielen Bäumen, aber besonders der Fichte zusetzt. Andere Bäume würden durch eingeschleppte invasive Arten bedroht. So schädige ein aus Ostasien eingeschleppter Pilz, das "falsche weiße Stängelbecherchen" seit einigen Jahren die Esche ganz massiv.

Noch nie waren so viele Bäume tot

Nur noch acht Prozent der Buchen und sieben Prozent der Eichen in Rheinland-Pfalz werden als gesund eingestuft. "Diese Daten sind ein Hilferuf der Wälder für mehr Klimaschutz", sagte Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne). Der Anteil geschädigter Bäume in einer landesweiten Stichprobe von 3.700 Bäumen sank von 84 auf 82 Prozent. Vor den Jahren von 2018 bis 2020 waren es erst 73 Prozent. Aktuell gelten 6,1 Prozent der Bäume in Rheinland-Pfalz als tot oder als akut gefährdet, in Kürze abzusterben. Das sind drei Mal so viele wie noch 2017. Bei der Fichte waren es sogar elf Prozent.

Wälder, die überleben sollen, müssen nach Eders Worten naturnah bewirtschaftet werden. Die Zukunft seien Mischwälder und mehr klimaresistente Arten. Mischwälder seien deshalb im Vorteil, weil Schädlinge meistens nur an eine Art gingen. Momentan sei es aber noch ein Prozess, herauszufinden, wie den Wäldern geholfen werden könne, so Hans-Werner Schröck.

Niemand habe Erfahrung mit dem Klimawandel. Und deshalb müsse erst herausgefunden werden, was wirklich funktioniert.

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Susanne Henn