Vier-Tage-Woche in der Verwaltung (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Debatte um Arbeitszeitmodell in der Verwaltung

Was taugt die Vier-Tage-Woche für die Rathäuser?

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Oliver Nieder

Die ersten Städte bieten ihren Beschäftigten die Vier-Tage-Woche an, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden. Was denkt man in rheinland-pfälzischen Rathäusern darüber?

Gleiche Arbeitszeit und gleicher Lohn - aber nur noch vier Arbeitstage in der Woche? Die Diskussion um die Vier-Tage-Woche beschäftigt Betriebe und Arbeitnehmer auch in Rheinland-Pfalz.

Jetzt ist das Thema in den Rathäusern angekommen: Die Stadt Wedel in Schleswig-Holstein kündigte an, ihren Beschäftigten ein Modell anzubieten, und gilt seither als Vorreiterin. Seit dem 1. Juni gibt es ein entsprechendes Konzept auch im baden-württembergischen Mengen. Nahrung hatte die Debatte zuletzt durch die Ergebnisse einer britischen Studie erhalten.

Lisa Diener, geschäftsführende Direktorin des Städtetags Rheinland-Pfalz, glaubt, dass das Thema stark an Bedeutung gewinnen wird. "In der Diskussion um Work-Life-Balance kann das ein Baustein sein bei der Gewinnung von Mitarbeitern und Fachkräften." Die Verwaltung stehe bei der Jobsuche des Nachwuchses in Konkurrenz zum Beispiel zur Industrie.

Minister Schweitzer sieht öffentliche Verwaltung unter Druck

Ähnlich sieht es der zuständige Minister. "Flexible Arbeitszeitmodelle wie die 4-Tage-Woche können für Kommunen eine Möglichkeit sein, die Attraktivität des öffentlichen Dienstes für Beschäftigte zu erhöhen", sagte Arbeitsminister Alexander Schweitzer (SPD) dem SWR. Der demografische Wandel setze auch die öffentliche Verwaltung unter Druck. Im Wettbewerb um Fachkräfte müsse auch die öffentliche Hand neue Wege gehen. "Wichtig ist, den Kulturwandel in der Verwaltung gemeinsam mit den Beschäftigten zu gestalten."

In Rheinland-Pfalz gehen die Kommunen offenbar noch verhalten mit dem Thema um. "Es ist bislang punktuell nachgefragt worden in unserer Beratung", erläutert Markus Sprenger, Geschäftsführer des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Rheinland-Pfalz. Kommunen und Beschäftigte müssten genau überlegen, ob ein solches Modell zu ihnen passen könnte.

"Ist dann freitags bei der Stadt zu?"

Sprenger betont, dass die viel zitierte britische Studie davon ausgehe, dass man die Arbeit des fünften Tages auf die vier anderen Tage verteile. Und dass man eventuell nicht automatisch immer den Freitag oder Montag frei haben könne. "Da könnte es vielleicht unterschiedliche Vorstellungen geben." Und eine Kommune müsse auch bedenken, dass sie für die Bürger da sei. "Wenn alle ab Freitag ein langes Wochenende haben wollten, wäre dann freitags bei der Stadt zu?"

Gewerkschaft: Keine Verschiebung der Belastung

Auch bei der Gewerkschaft sieht man die Gefahr, dass sich die Belastung bei den Beschäftigten lediglich verschieben könnte. "Wir sind da grundsätzlich sehr offen", sagt Alexander Graßhoff als Sprecher des DGB Rheinland-Pfalz/Saarland zur Vier-Tage-Woche. Er bringt aber eine entsprechende Anpassung der Arbeitszeiten ins Spiel. "Es darf nicht dazu führen, dass man 40 Stunden an vier Tagen macht und jeden Abend geschlaucht nach Hause kommt. Dann bringt der freie Tag mehr auch nicht unbedingt was."

RP-Städte verweisen auf alternative Regelungen

Einige Städte in Rheinland-Pfalz wie Kaiserslautern oder Alzey sehen derzeit keine Notwendigkeit, um über das Vier-Tage-Modell nachzudenken. In der Landeshauptstadt Mainz ist man skeptisch, Kommunen wie Zweibrücken oder Pirmasens wollen abwarten oder haben das Thema diskutiert:

Städtetag Rheinland-Pfalz will Erfahrungen abfragen

Städtetags-Direktorin Lisa Diener will in einigen Monaten auf jeden Fall Erfahrungen einholen, zum Beispiel im baden-württembergischen Mengen. "Da hängen ja viele Fragen dran, zum Beispiel wie es dann bei den Öffnungszeiten und den entsprechenden Dienstleistungen der Stadt aussieht." Und: "Es wäre natürlich sehr interessant zu erfahren, wie sich das Modell auf die Zahl der Bewerber auswirkt."

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