In der Gemeinschaftsunterkunft in Desserath leben nach Angaben der Kreisverwaltung der Vulkaneifel derzeit 103 Menschen, davon 45 Kinder. Damit sei die Unterkunft voll.
In Steineberg aber leben demnach 16 Menschen. 40 Plätze seien noch frei für diejenigen, die aus der Ukraine flüchten und in der Vulkaneifel unterkommen wollen.
#Zusammenkommen Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen? Hier gibt es Informationen dazu!
Viele Menschen aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wollen helfen und Geflüchtete privat bei sich aufnehmen. Wo ihr euch melden könnt, erfahrt ihr hier.
Die Menschen, die derzeit schon in den beiden Unterkünften leben, kommen zum Beispiel aus dem Iran oder Afghanistan. Im Gespräch mit dem SWR sagen sie, sie hätten Angst, Probleme zu bekommen, wenn sie über ihre Unterbringung sprechen. Deshalb wollen sie anonym bleiben.
Was diese Menschen berichten, lässt sich nur teilweise nachprüfen. Mit dem SWR haben mehrere unabhängig voneinander gesprochen mit der Unterstützung von unterschiedlichen Dolmetscherinnen und Dolmetschern. Da ihr Asylantrag teilweise abgelehnt wurde, haben sie nicht auf alles Anspruch, was sie sich für ihren Aufenthalt in der Unterkunft wünschen.
Erzählungen über einseitiges Essen und mangelnde Sauberkeit
Die Menschen in den Unterkünften in Desserath und Steineberg haben offenbar das Gefühl, isoliert zu werden: Nur einmal in der Woche fahre ein Bus nach Daun, den sie zusätzlich bezahlen müssten. Auch gebe es keine Deutschkurse, obwohl die Menschen gerne Deutsch lernen wollten.
Das Essen sei nicht gesund, es gebe oftmals nur Kartoffeln und Hähnchen in Öl, kein Obst. Für Kinder gebe es nur Milch. In einer Unterkunft müsse das Geschirr in den Waschbecken der Zimmer gespült werden. Hier dürfe zwar selbst gekocht werden, allerdings nur auf Platten direkt in den Zimmern. Was die Leute kochen wollten, müssten sie selbst von ihrem "Taschengeld" bezahlen.
Auch gebe es keine Waschmaschine, gewaschen werde mit der Hand. Eine Person zeigt ein Ekzem an der Hand, das sich angeblich durch die Handwäsche verschlimmert.
Was die Menschen hier aber vor allem bemängeln, ist die Sauberkeit: Auf einem Video, das dem SWR gezeigt wurde, sind in einem Zimmer Feuchtigkeit und Schimmel in den Ecken des Zimmers, des Bads und am Fenster zu erkennen. In der Wand sind Löcher. Außerdem etwas, das Mäusekot sein könnte. Dies lässt sich allerdings nicht direkt überprüfen.
Träger reagiert nicht auf SWR-Anfrage
Die beiden Unterkünfte befinden sich unter Trägerschaft eines Vereins. Die Zusammenarbeit mit diesem Verein beschreibt die Kreisverwaltung der Vulkaneifel als geprägt von einem „kooperativen und vertrauensvollen Verhältnis“.
Der Verein hat bis heute nicht auf die SWR-Anfrage zu den Verhältnissen in den Unterkünften in Desserath und Steineberg geantwortet.
Die Kreisverwaltung teilt mit, dass sie für die Verteilung der ihr zugewiesenen Geflüchteten zuständig ist. Für die Unterbringung zahle der Kreis gemäß Asylbewerberleistungsgesetz Geld an den Trägerverein. Für die Unterhaltung und damit auch die Sauberkeit und Verhältnisse in den Gebäuden sei aber der Verein zuständig.
Das sieht das zuständige Integrationsministerium in Mainz anders. Auf SWR Anfrage heißt es, dass für die Einhaltung und Kontrolle der Sicherstellung einer menschenwürdigen Unterbringung die Kreisverwaltungen zuständig seien.
Kreisverwaltung seien Mängel nicht bekannt
Allgemein gelte, dass die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Zimmer eigenständig reinigen. Für die Duschen und Toiletten gebe es eine Reinigungskraft, die aber auch durch Bewohner unterstützt werde.
Die Kreisverwaltung der Vulkaneifel weist darauf hin, die Schimmelproblematik komme oft daher, dass die Bewohner auf ihren Zimmern kochen und die Wäsche waschen und trocknen. Anschließend werde nicht richtig gelüftet.
Die Verwaltung steht nach eigener Aussage im täglichen Kontakt mit dem Träger der Einrichtungen. Die von den Bewohnern beschriebenen hygienischen Mängel seien der Verwaltung nicht bekannt. Sollte in der Vergangenheit Schimmel aufgetreten sein, sei dieser schnellstmöglich entfernt worden.
Vor zwei Jahren sei eine tote Maus im Keller der Unterkunft in Desserath gefunden und anschließend beseitigt worden.
Waschmaschinen, Verpflegung und Bustransfers seien vorhanden
Die Verwaltung führt außerdem aus, in beiden Einrichtungen gebe es Waschmaschinen. Die würden aber nicht immer von den untergebrachten Menschen genutzt.
In Desserath gibt es den Angaben zufolge täglich drei frisch zubereitete Mahlzeiten. Auch für Babys und Kleinkinder werde Nahrung zur Verfügung gestellt. Die drei derzeit in Steineberg untergebrachten Familien würden selbst kochen. Sollten hier mehr Menschen aus der Ukraine unterkommen, würde noch ein Koch oder eine Köchin eingestellt.
Die Verwaltung hält den wöchtentlichen Bustransfer von Desserath nach Daun und die Anbindung beider Unterkünfte an den Öffentlichen Nahverkehr für ausreichend.
Deutschkurs nur teilweise verfügbar
Den Angaben zufolge gibt es seit Herbst 2021 einen Deutschkurs in Desserath. Bis Ende März finde dieser aber nicht statt, weil der Seminarraum renoviert werde. Die Menschen, die mit dem SWR gesprochen haben, sind teils seit sechs, teils seit drei Monaten in der Vulkaneifel. In Steineberg gibt es laut Verwaltung keinen Deutschkurs.
Die Verwaltung weist allerdings darauf hin, dass ein Integrationskurs nicht allen, sondern nur anerkannten Flüchtlingen zusteht.
Wohnungen werden gesucht
Die Verwaltung möchte die Geflüchteten nach eigener Aussage möglichst schnell in Wohnungen unterbringen. Das gelte sowohl für die bereits dort lebenden Menschen als auch für diejenigen, die nun möglicherweise aus der Ukraine kommen und untergebracht werden müssen. Wer sich allerdings in der Vulkaneifel nach Wohnungen umschaut, der wird derzeit nicht schnell fündig.