Lebhaft und aufgeregt erzählt Valeria, wie sie mit ihrem Ehemann und ihren drei kleinen Kindern in der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) in Trier untergekommen ist. Der Krieg in der Ukraine hat das Leben ihrer Familie gleich zweimal zerstört.
Bereits vor sieben Jahren seien sie vor den militärischen Konflikten in der Ostukraine geflohen, um sich in der Nähe von Kiew ein neues Leben aufzubauen. Doch von diesem Leben sei seit dem russischen Angriffskrieg nichts mehr übrig geblieben. Alles sei zerstört.
Viele Frauen und Kinder flüchten aus der Ukraine
Deshalb nimmt die Familie einen Zug aus Kiew in Richtung Lwiw (Lemberg), fährt später über Polen bis nach Rheinland-Pfalz. Valeria teilt ihr Schicksal mit vielen Geflüchteten, die in der Trierer AfA angekommen sind. Aktuell leben hier 422 Geflüchtete. 138 kommen aus der Ukraine. Die meisten sind Frauen und Kinder. Sie sind dankbar für die Unterstützung und die Möglichkeit, den Krieg hinter sich lassen zu können.
Manche bleiben, viele nicht
Thomas Pütz spürt diese Dankbarkeit. Er leitet die AfA in Trier und erzählt, wie hoch der logistische Aufwand gewesen sei. Normalerweise kämen 100 bis 130 Personen pro Woche in seine Einrichtung. Sie fliehen zum Beispiel aus Syrien oder Afghanistan. In den ersten Wochen des Krieges seien 100 bis 130 Menschen am Tag gekommen.
Alle konnten nicht bleiben. Sie seien auf andere Einrichtungen verteilt worden. Zum Beispiel nach Bitburg oder Hermeskeil. Andere wollen nicht bleiben. Sie kämen bei Verwandten oder Freunden unter oder wollen einfach weiterreisen. Da die ukrainischen Geflüchteten keinen Asylantrag stellen müssten, sind sie auch nicht dazu verpflichtet, in der AfA zu bleiben. Manche seien nach zwei Tagen wieder weg.
AfA-Standorte werden ausgebaut
Obwohl aktuell weniger Menschen ankommen, entstehen in der Trierer AfA gerade neue Zimmer. Mehrere Container werden auf den freien Flächen hochgezogen. Sie sollen die bestehenden Wohneinheiten in den nächsten Wochen ergänzen. So wolle man sich wappnen, Platz für 900 bis 1.000 Geflüchtete schaffen.
Solche Arbeiten laufen nicht nur in Trier. In der AfA Hermeskeil und an anderen Standorten werde ebenfalls Platz geschaffen, sagt ADD-Präsident Thomas Linnertz. 8.600 Plätze sollen so in ganz Rheinland-Pfalz entstehen. Wie viele ukrainische Geflüchtete sich derzeit im Bundesland befinden, weiß Linnertz allerdings nicht. Viele steuern die Kommunen nämlich direkt an und nicht alle würden sich direkt registrieren.
Viele Geflüchtete gehen direkt in die Kommunen
Rund 3.000 Geflüchtete seien seit Beginn des Krieges vor fünf Wochen über die Aufnahmeeinrichtungen für Asylbegehrende (AfA) des Landes untergebracht gewesen, ergänzte Linnertz. Rund 1.000 seien bereits in die Kommunen verteilt worden, 1.665 Ukrainer seien aktuell in den AfAs in Trier, Speyer, Kusel, Hermeskeil und Bitburg untergebracht. In den vergangenen Tagen habe sich die Situation, was die Erstaufnahme angehe, beruhigt, sagte der ADD-Chef. "Das kann sich auch immer wieder ändern."
Die weitaus meisten Geflüchteten aus der Ukraine steuerten aber direkt die Kommunen an. Dort würden sie sich nach und nach bei den Ausländerbehörden melden. Da sich aber nicht alle registrierten, wisse man nicht, wie viele Menschen aus der Ukraine derzeit in Rheinland-Pfalz sind. Nach Meldungen der Kommunen und Schätzung der ADD könnten sich deren Zahl zwischen 14.000 bis 17.000 bewegen, sagte Linnertz. Die ADD ist landesweit für die Erstaufnahme schutzsuchender Menschen zuständig.
Für die Kinder besteht Schulpflicht
Für die Geflüchteten aus der Ukraine gelten andere Regeln als für Asylbewerber. Nach ihrer Registrierung bekommen die Menschen aus der Ukraine eine Bescheinigung und dürfen arbeiten. Die Kinder haben ein Recht - und die Pflicht - Schulen zu besuchen. Linnertz sagte, es seien an den Schulen bereits 2.775 Kinder angemeldet, darunter 1.220 an Grundschulen.
"Wir wollen wieder nach Hause"
Und was wollen die Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten? Valeria spricht laut und enthusiastisch, wenn sie die Geschichte ihrer Flucht erzählt. Doch bei der Frage, wie es für sie und ihre Familie weitergeht, weicht ihre Energie. Leise sagt sie: "Wir wollen einfach wieder nach Hause."