Norberth Kloos sorgt als Werksleiter dafür, dass 99 Gemeinden in der Eifel und an der Mosel mit Wasser versorgt werden.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )

Folgen des Klimawandels

Wie sicher ist unsere Wasserversorgung?

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Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier (Foto: SWR)

Trockenheit und Schadstoffe bedrohen das Trinkwasser in Rheinland-Pfalz. Ein Werksleiter aus der Eifel erklärt, was getan werden muss, um die Versorgung zu sichern.

Wenn wir den Hahn aufdrehen, läuft das Wasser. Es ist selbstverständlich genug da, um zu duschen, zu kochen, sogar um den Pool zu befüllen. "Und dass es für uns selbstverständlich ist, ist ein Problem", findet Dr. Norberth Kloos, Werksleiter des Zweckverbandes Wasserversorgung Eifel-Mosel.

Sein Job ist es, dass das Wasser in die 99 Gemeinden rund um Wittlich, Manderscheid und Bernkastel-Kues fließt. Und das ist in Zeiten des Klimawandels und intensiver Landwirtschaft eine herausfordernde Aufgabe. Mit dem SWR hat der Umweltingenieur über Trockenheit, Dünger und Ohrenschleifer im Hochbehälter gesprochen.

SWR-Aktuell: Herr Kloos, wie ist die Qualität des Leitungswassers im Zweckverband Eifel-Mosel?

Dr. Kloos: Die Qualität ist ausgezeichnet. Ich würde in Deutschland aus jedem Wasserhahn trinken. Denn unser Wasser muss ja bestimmten Grenzwerten entsprechen, bevor es durch die Leitungen läuft.

SWR-Aktuell: Woher kommt das Wasser, das rund um Wittlich, Bernkastel-Kues und Manderscheid durch die Leitungen fließt?

Dr. Kloos: Es stammt aus 56 Tiefbrunnen und Quellen in der Eifel. An der Mosel wird schon lange kein Wasser mehr gefördert, weil sich dort durch den Weinbau Pestizide und andere Schadstoffe im Grundwasser angereichert haben. Wir haben aber weiterhin unberührte Grundwasserkörper, die ausreichen, um den Zweckverband zu versorgen. Die größten und qualitativ besten liegen in den Wäldern an der Oberen Salm. Je weiter weg die Brunnen von Siedlungen, Landwirtschaft und Menschen liegen, desto besser ist das Wasser. Obwohl auch die Umwelt selbst ein Faktor sein kann. 2015 hatten wir in Bettenfeld mal eine Kolonie Ohrenschleifer, die in den Hochbehälter eindrang. Einige davon sind dann ertrunken und wir hatten Keime im Wasser. Bis wir rausbekommen haben, was das Problem war, mussten die Leute ihr Wasser abkochen.

Norberth Kloos sorgt als Werksleiter dafür, dass 99 Gemeinden in der Eifel und an der Mosel mit Wasser versorgt werden.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Norberth Kloos sorgt als Werksleiter dafür, dass 99 Gemeinden in der Eifel und an der Mosel mit Wasser versorgt werden.

SWR-Aktuell: Bekanntermaßen beeinträchtigt die Landwirtschaft das Grundwasser. Durch Dünger gelangt giftiges Nitrat in Brunnen. Gibt es diese Probleme im Zweckverband Eifel-Mosel?

Dr. Kloos: Wo immer der Mensch lebt, hinterlässt er Spuren. Und so haben wir auch in unserem Zweckverband Wasservorkommen, die mit Nitrat belastet sind, zum Beispiel in Hetzerath und Wittlich-Bombogen. Hier beobachten wir einen zunehmenden Trend. Wobei es technische und organisatorische Möglichkeiten gibt diesen Umstand zu entschärfen.

SWR-Aktuell: Welche Handhabe hat der Zweckverband, um auf die Nitratbelastung zu reagieren?

Dr. Kloos: Neben der Möglichkeit in der Aufbereitung unterschiedliche Gebiete miteinander zu verbinden, um den Nitratwert zu senken, gibt es die Möglichkeit der Kooperation mit der Landwirtschaft. Ich persönlich habe großen Respekt vor den Landwirten, die den Spagat zwischen Bürokratie, Klimaentwicklung, Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit tagtäglich vollziehen. Wir haben sehr positive Erfahrungen mit den regionalen Landwirten gemacht, mit denen wir verhandelt haben. Das zeigt sich auch in den Ergebnissen der Kooperationsverträge zur Sicherung der Trinkwasserversorgung für die Zukunft.

SWR Aktuell: Machen die Landwirte da mit?

Dr. Kloos: Rund um Hetzerath haben wir inzwischen mit fast allen Landwirten Kooperationsverträge geschlossen. In Wittlich-Bombogen sind wir kurz davor. Die Landwirte haben sich freiwillig bereit erklärt, ihre Bewirtschaftung zu optimieren, um den Nitrateintrag zu minimieren und dieses auch jährlich durch das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum überprüfen zu lassen. Hier gibt es aber auch Negativbeispiele, zum Beispiel von einem nicht regionalen Betrieb in Hetzerath, der sich an einem Kooperationsvertrag nicht beteiligen möchte. Ob das an der Firmenpolitik oder an den Sachbearbeitern liegt, kann ich nicht sagen.

SWR-Aktuell: Apropos genügend Grundwasser. Es regnet ja jetzt endlich wieder nach Monaten der Trockenheit. Hat sich dieser extreme Sommer auch auf die Trinkwasservorkommen in der Eifel ausgewirkt?

Dr. Kloos: Das Wasser ist uns in der Eifel trotz Trockenheit nicht ausgegangen. In anderen Regionen von Rheinland-Pfalz sieht das aufgrund der geologischen Voraussetzungen anders aus. Dort musste das Wasser rationiert werden. Fußballplätze durften zum Beispiel nicht mehr gegossen werden.

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SWR-Aktuell: Heißt das, wir brauchen uns in der Eifel keine Sorgen wegen der zunehmenden Trockenheit zu machen?

Dr. Kloos: : Kurzfristig nein, langfristig ja. Wir sollten uns in jedem Fall auf Veränderungen vorbereiten. Wenn trockene Jahre zunehmen, könnte laut Prognosen die Neubildung von Grundwasser um 22 Prozent zurückgehen. Das ist ein extremes Szenario. Wir als Zweckverband bereiten uns durch Modernisierungsmaßnahmen, Sicherung und weitere Vernetzung unserer Gewinnungsgebiete auf dieses Szenario vor.

SWR Aktuell: Wie steht es mit der Bohrung neuer Brunnen?

Dr. Kloos: Ein solches Beispiel ist die geplante Versuchsbohrung zwischen Sehlem und Heckenmünster. Hier vermuten Geologen ein neues schützenswertes Grundwasservorkommen. In einem ersten Schritt wird nun geklärt, ob dort überhaupt genügend Trinkwasser in der gewünschten Qualität vorhanden ist. So eine Probebohrung ist ja immer auch ein Roulettespiel. Langfristig könnte dort dann ein neuer Brunnen entstehen.

SWR-Aktuell: Im Kreis Cochem-Zell haben sich die Fußballvereine über ausgedörrten Rasen beschwert. Wenn die Düngung reglementiert wird, klagen Landwirte. Wer Trinkwasser schützen will, muss sich offenbar mit vielen Interessengruppen anlegen.

Dr. Kloos: Es gibt immer Zielkonflikte, ja. Und jede Interessengruppe, ob die Landwirtschaft, die urbane Entwicklung oder der Naturschutz hat ihre klare Berechtigung. Aber ich würde mir schon wünschen, dass der Trinkwasserversorgung häufiger eine übergeordnete höhere Priorität eingeräumt wird. Denn hier geht es um eine lebenswichtige Ressource. Bei allen Dingen, die alltäglich sind, vergisst man schnell, dass sie nicht selbstverständlich sind. Und irgendwann mal, wenn man nicht darauf aufpasst, könnten sie verschwinden.

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