Der große Schulungsraum im Rheinischen Landesmuseum Trier ist voll. Etwa 100 Menschen, die in Trier als Gästeführer arbeiten, sind gekommen. Sie werden an sechs Abenden speziell auf Führungen durch die Landesausstellung über Marc Aurel vorbereitet. Die Gruppe ist gemischt, Männer und Frauen zwischen Anfang 20 und 90 sind dabei.

An diesem Abend reden zwei Kuratorinnen des Stadtmuseums Simeonstift über Ausstellungsstücke, die während der Marc Aurel Landesausstellung zu sehen sein werden. Dazu gibt es ausführliche historische Hintergründe. Zwei Stunden dauert so ein Abend. Viele künftige Gästeführer haben sich schon zuhause intensiv vorbereitet. Ein großer Teil hat schon jahrelange Erfahrung mit Museums- und Stadtführungen in Trier.
In Rom auf den Spuren von Marc Aurel
Einige der künftigen Gästeführer kennen sich schon lange. Als Gruppe machen sie einmal im Jahr zusammen eine Reise. Dieses Mal stand der Ausflug ganz im Zeichen von Marc Aurel und führte - nach Rom.
Wir haben die Reise nach Rom gemacht und uns das alles mal in live angesehen.
Ulrike Meyer-Moggia ist eine der Gästeführerinnen in Trier. Sie kennt Italien gut. Sie hat lange mit ihrer Familie dort gelebt und als Deutschlehrerin gearbeitet. Vor der Marc-Aurel-Landesausstellung ist sie zusammen mit anderen vor Ort auf den Spuren des römischen Kaisers gewesen. "Wir haben die Reise nach Rom gemacht und uns das alles mal in live angesehen", sagt sie.
Mehr vermitteln als nur Wissen
Ihre Begeisterung ist zu spüren, wenn sie davon erzählt. "Als wir in Rom waren, dachte ich, Kultur ist was für die Seele, das ist mehr als nur Wissen, das ist etwas, was einem so richtig gut tut." Diese Begeisterung möchte sie auch den Menschen vermitteln, die sie durch die Marc-Aurel-Landesausstellung führen wird. Sie selbst begleitet sehr gerne Kindergruppen.





Eine gute Führung ist die Kunst des Weglassens.
Was Gästeführerin Ulrike Meyer-Moggia daran mag, wenn sie Kinder durchs Museum führt, ist ihre große Neugier. "Die wollen alles wissen, aber man muss dann auch aufpassen, dass die nicht überall hinschwirren", sagt die Gästeführerin. "Eine gute Führung ist die Kunst des Weglassens", ergänzt sie. In jedem Raum gebe es ja so viele Ausstellungsstücke, da müsse man überlegen, was ein Kind ansprechen könne.
In einer Stunde durchs Landesmuseum, das ist sportlich.
Mit viel Erfahrung und Wissen könne man eher mal spontan reagieren, wenn man eine Gruppe durch die Ausstellung führe, meint Gästeführerin Elke Hermsdorf-Hubertz. Sie war schon während ihres Latein-Studiums als Gästeführerin in Trier unterwegs.
50 Jahre Erfahrung hat sie damit, Gruppen durchs Museum oder durch die Stadt zu führen. Ihr Eindruck ist, dass viele Menschen sich nicht mehr so lange konzentrieren können. Die Führungen seien früher länger gewesen, jetzt sei es eine Stunde. "In einer Stunde durchs Landesmuseum, das ist schon sportlich", sagt die Gästeführerin.
Marc Aurel als Event
Die Menschen, die die Marc-Aurel-Ausstellung besuchen, kommen oft als Gruppe im Rahmen eines Kurzurlaubs an die Mosel, sagen die Gästeführerinnen. Oft machten die Gruppen dann noch einen Ausflug nach Luxemburg, besuchten ein Weingut, machten eine Schifffahrt.
So wird die Ausstellung gemacht Hinter den Kulissen: Römischer Kaiser Marc Aurel in Trier
Die Landesausstellung zum Römischen Kaiser Marc Aurel in Trier soll eine glanzvolle Schau werden. Hinter den Kulissen arbeiten in den Trierer Museen viele Menschen daran mit.
Es sei für viele immer wichtiger, dass auch eine Landesausstellung wie eine Art Event organisiert sei, sagt Gästeführerin Elke Hermsdorf-Hubertz. Die Ausstellungsmacher sorgen ja auch dafür, das jeder der Ausstellungsräume fast wie eine Theater- oder Filmkulisse inszeniert ist und seine Wirkung entfaltet.
Das beflügelt mich geradezu.
Eva Musser freut sich immer, wenn Gruppen, die sie durchs Museum führt, sich auf das Thema vorbereitet haben. Ob der Lateinkurs mit interessierten Schülerinnen und Schülern oder der Kulturverein aus Belgien, der regelmäßig zu den Landesausstellungen nach Trier kommt. "Ich bin gerne in Interaktion mit sehr interessierten Menschen, das beflügelt mich geradezu, wenn ich Rückfragen bekomme." Sie versuche immer, den Menschen etwas mitzugeben.
Viel mitnehmen aus der Landesausstellung
Monatelang haben sie sich vorbereitet, haben zu allen fast 400 Ausstellungsstücken eine Geschichte zu erzählen, haben Marc Aurels Aufzeichnungen gelesen, die "Selbstbetrachtungen". Die Gästeführerinnen wünschen sich, dass sie die Menschen, die sie durch die Ausstellung führen, anregen, sich auch nach der Ausstellung weiter mit dem Thema zu beschäftigen, selbst ein zweites Mal in Ruhe durch die Ausstellung zu gehen oder später noch einmal nach Trier zurückzukommen.
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Marc Aurel und die Gegenwart
Die große Landesaustellung verteilt sich auf zwei Museen in Trier: das Rheinische Landesmuseum und das Stadtmuseum Simeonstift. Während das Rheinische Landesmuseum das Leben und Werk des römischen Kaisers Marc Aurel chronologisch darstellt, beschäftigt sich das Stadtmuseum mit seiner Wirkung in späteren Epochen der Geschichte und der Frage: Was ist gute Herrschaft? "Gute Herrscher werden ja weniger", merkt Gästeführerin Elke Hermsdorf-Hubertz an. Das Thema habe ja in den letzten Monaten eine nicht geplante Aktualität bekommen, sagt sie.