SWR Aktuell: Herr Schütz, Sie sind Professor für Hydrologie an der Universität Trier und beschäftigen sich intensiv mit unserem Wetter. Im vergangenen Jahr hatten wir die Flut-Katastrophe, jetzt eine extreme Hitze. Spielt unser Wetter im Moment verrückt?
Tobias Schütz: Die extremen Kontraste, die wir in den letzten Jahren beim Wetter beobachten, können zum Teil schon erklärt werden. Das Ganze kommt aus der globalen Änderung des Klimas bei uns an.
Unser Planet wird immer wärmer, damit auch die Luftmassen, die ihn umgeben. Große Luftströme wie der Jetstream, der das europäische Klima stark beeinflusst, bewegen sich dadurch anders.
Warme Luft bleibt länger stehen
Die lokale Auswirkung ist dann eben, dass zum Beispiel Luftmassen auch mal länger an einem Standort stehen bleiben und sich nicht fortbewegen, wie es in der Vergangenheit der Fall war.
Böden werden immer trockener
SWR Aktuell: Wie hat sich das Klima, also die Trockenheit und Hitze, in unserer Region in den letzten Jahrzehnten entwickelt?
Schütz: Aus der Rückschau kann man sagen, dass es wärmer geworden ist. Es gibt Daten von 1931 bis 2015. In dieser Zeit kann man den Trend einer Erwärmung feststellen: Im Sommerhalbjahr knapp 1 Grad. Im Winterhalbjahr knapp 1,5 Grad.
Es gab in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder sehr trockene Jahre, zum Beispiel das Jahr 2003. Gerade in den letzten fünf, sechs Jahren gab es eine konkrete Häufung von trockenen Jahren.
Wie sich diese trockenen Jahre jedoch langfristig auswirken, hängt nicht nur vom einzelnen Sommer ab, sondern die Anzahl der Jahre hintereinander. Nach einem trockenen Sommer kann ein feuchter Winter das Ganze auch wieder gut machen.
Wenn aber über die Jahre immer mehr trockene Sommer kommen und die Böden immer weiter austrocknen, dann reichen unter Umständen die Winterniederschläge nicht mehr aus, um die Speicher aufzufüllen.
Es gibt verschiedene bundesweite Beobachtungsmessnetze, die sich mit den oberen Bodenschichten befassen. Hier beobachten wir auch in unserer Region ein Austrocknen der Böden.
In Trier ist es am wärmsten
SWR Aktuell: In der Region Trier gibt es einige Besonderheiten, was ihr Klima betrifft. Fährt man von Trier in den Hunsrück, kann man zum Beispiel einen deutlichen Temperaturunterschied spüren. Wieso ist das so?
Schütz: Ja, in Trier ist es besonders warm im Vergleich zur Umgebung aufgrund zweier besonderer Eigenschaften. Einmal die Kessellage von Trier im Moseltal.
Dann gibt es in Trier viel Stein und Beton, die die Hitze speichern. Dadurch entsteht eine sogenannte Wärmeinsel in der Landschaft. Und das kann sich an warmen Sommertagen auf bis zu fünf oder sechs Grad im Vergleich zum Umland abheben. Außerdem gibt es in der Stadt weniger Grünflächen und dadurch auch weniger Verdunstung, welche die Umgebung abkühlt.
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Noch mehr Hitze in Zukunft?
SWR Aktuell: Bedeutet das, dass es in Zukunft noch wärmer und trockener wird?
Schütz: Ja, ich denke, dass es in Zukunft auch einzelne wärmere Tage geben wird. Auf der anderen Seite hatten wir vor einem Jahr einen sehr nassen Sommer. Es wird genauso feuchtere und kühlere Sommer geben. Das heißt, die Schere wird hier nicht nur in eine Richtung aufgehen, sondern beide Extreme werden verstärkt auftreten.
In den Prognosen bis 2050 ist es nicht ganz eindeutig. Hier werden für Rheinland-Pfalz eine weitere Erwärmung von 0,6 bis 1,7 Grad im Sommerhalbjahr und für das Winterhalbjahr eine weitere Erwärmung von 0,9 bis 1,8 Grad vorhergesagt.
SWR Aktuell: Was bedeutet das konkret für die Stadt Trier, wenn es hier sowieso schon wärmer ist?
Schütz: Für die Stadt Trier ist es auf jeden Fall eine wichtige Frage, sich kritisch mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen und Strategien zu entwickeln, wie dem Klimawandel begegnet werden kann.
Wir sollten versuchen, uns anzupassen - zum Beispiel mit mehr Stadtbäumen und Grünflächen sowie Wasserflächen in der Stadt. Im privaten Bereich geht es um die Dämmung von Häusern oder die energieineffiziente Renovierung von Gebäuden.