Donnerstags früh bei der Tafel Trier. Die letzte Lieferung mit Brot kommt gerade an und die ehrenamtlichen Helfer sortieren alles in Kisten. Sie haben alle Hände voll zu tun, denn in einer Stunde holen viele Menschen ihre Lebensmittel ab. In den zwei Jahren der Pandemie sind es immer mehr geworden. Seither kommen auch Menschen, die davor nicht hier waren.
"Wir haben immer mehr Menschen, die vor der Corona-Pandemie ein geregeltes Einkommen hatten. Zum Beispiel Kellner oder andere Menschen, die in Kurzarbeit geraten sind."

Die Tafel kann bis zu 1.000 Menschen mit Lebensmitteln versorgen. Doch nicht nur die wachsende Zahl der Bedürftigen stellt die Tafel vor Herausforderungen. Das Tafel-Konzept ist eigentlich darauf ausgelegt, dass die Menschen nach kurzer Zeit nicht mehr auf die Tafel angewiesen sind und neue Menschen von der Warteliste aufrücken können.
Lecker essen und trotzdem weniger Geld im Supermarkt lassen Einfach, aber super effektiv: Spartipps für Lebensmittel
Der Ukraine-Krieg, gestörte Lieferketten, teure Energie: Die Preise für Lebensmittel gehen gerade steil nach oben. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, beim Einkauf Geld zu sparen.
Im Moment sei es aber so, dass die Menschen nicht mehr so schnell aus ihrer Not heraus kämen und keine neuen Plätze frei würden.
"Die Menschen haben kaum Möglichkeiten Wege aus der Not zu finden. Da sind Menschen darunter, die in Kurzarbeit sind, deren Einkommen sehr stark eingeschränkt wurde."

Schwankungen bei den Lebensmittelspenden
Michael Klein fährt seit über zwei Jahren mehrmals die Woche zu Supermärkten und holt Lebensmittel für die Tafel in Trier ab. Seit die Preise für Lebensmittel steigen, planen die Supermärkte anders, sagt er. Bei den Tafeln komme dadurch weniger an.
Es gibt immer weniger Ehrenamtliche
Die meisten der Ehrenamtlichen, die bei der Tafel arbeiten, sind Rentner. Seit der Corona-Pandemie haben aber viele Angst, sich mit dem Coronavirus anzustecken und bleiben zu Hause. Dadurch fehlen Helfer. Michael Klein erzählt, dass auch die Einarbeitung der Ehrenamtlichen durch die Schutzmaßnahmen komplizierter geworden sei. Das würde den Einstieg ins Ehrenamt auch nicht leichter machen.

Keine direkte Lösung in Sicht
Auch wenn die Warteliste der Tafel immer größer werde, könne das Angebot nicht erweitert werden. Das ergebe keinen Sinn, sagt Bergmann, denn dann müsste man mehr Geld ausgeben. Es müssten größere Räume gemietet werden, mehr Lagerfläche geschaffen werden und mehr Autos gekauft werden, um die Lebensmittel abzuholen. Das lohne sich nicht, dann könne man das Geld auch direkt an die Menschen verteilen.
"Wir müssen dafür sorgen, dass Menschen, die derzeit auf Hilfe angewiesen sind, davon unabhängig werden, weil es ja auch wieder neue Hilfesuchende gibt und die auch Platz brauchen."
Ziel sei es, dass Menschen, egal in welcher Lebenssituation, selbstbewusst ihre Lebensmittel einkaufen könnten. Dass sie Freude daran haben und nicht das Gefühl haben, dass sie immer nur die Reste kriegen, sagt Bergmann.
Es wird immer mehr Arbeit für die Sozialdienste geben
Regina Bergmanns Blick in die Zukunft sieht nicht gerade rosig aus. Sie denkt, dass es mehr Armut geben wird. Neben den steigenden Preisen für Lebensmittel und Energie wird auch Wohnen immer teurer. Dafür bräuchte der Sozialdienst viel mehr Kapazitäten, um all diesen Problemen zu begegnen.
"Ich sehe eine riesengroße Welle an sozialen Problemen auf uns zurollen. Das sind nicht nur materielle Probleme, es sind psychische und seelische Probleme, die wiederum Armut verstärken können oder wodurch Armut entsteht."
Es bräuchte vor allem aber auch politische Lösungen im Wohnungsbau und in der Armutsbekämpfung. Nach zwei Jahren Corona ist die Leiterin der Trierer Tafel, Regina Bergmann, pessimistisch, dass sich hier schnell etwas ändern lässt.