Eine Kastanie wird gepflanzt (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / imageBROKER | Alexander von Düren)

150.000 Bäume im Kreis Trier-Saarburg

Warum Bäume pflanzen fürs Klima gar nicht so einfach ist

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Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier (Foto: SWR)

Bäume für das Klima zu pflanzen, ist Trend. Während der Kreis Trier-Saarburg seit Jahren nach Plätzen für Bäume sucht, wirbt eine Firma in der Eifel mit Aufforstung gegen Spende.

Ein Baum kann im Laufe seines Lebens etwa eine Tonne Kohlenstoffdioxid speichern. Bäume werden also zurecht als Klimaretter vermarktet. Auch der Kreis Trier-Saarburg hat 2019 beschlossen, für jeden Einwohner einen Baum zu pflanzen. Macht insgesamt 150.000 Exemplare und rund zehn Hektar Wald.

Gut drei Jahre später hat der Kreis allerdings keinen einzigen dieser Bäume gepflanzt. Das bestätigt die Verwaltung auf Anfrage des SWR. Doch woran liegt das?

Kaum Platz für neue Bäume in der Region Trier

Gundolf Bartmann kennt das Problem seit Jahren. Der Trierer Forstamtsleiter hat manche Baumpflanzaktion in der Region begleitet und weiß daher: "Einen Baum zu pflanzen, ist in Deutschland fast so kompliziert wie ein Bauverfahren."

Einen geeigneten Platz zu finden, sei schon schwierig genug. Denn die Flächen sind umkämpft. Gemeinden wollen Neubau- und Gewerbegebiete ausweisen, Unternehmen planen Wind- und Solarparks und Landwirte brauchen Ackerland.

Kreis Trier-Saarburg sucht weiterhin Standorte

Wenn man dann noch Naturschutzgebiete abzieht, blieben fast nur Randstreifen und Alleen für Baumpflanzaktionen übrig. "Aber da bekommen Sie schwer 150.000 Bäume unter", sagt Bartmann.

Oft bleiben nur Randstreifen und Alleen übrig, um Bäume zu pflanzen - wie hier in Salmtal.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Oft bleiben nur Randstreifen und Alleen übrig, um Bäume zu pflanzen - wie hier in Salmtal.

Auch im Kreis Trier-Saarburg ist die Suche nach einem Platz für die 150.000 Bäume ein Problem, bestätigt die Verwaltung. "Die Pflanzung neuer Bäume steht grundsätzlich in Konkurrenz zu anderen Nutzungsformen", schreibt Pressesprecher Thomas Müller. Manche Unternehmen machen es sich da leichter.

Aufforstung gegen Spende in der Eifel

Das zeigt sich in der Eifel, etwa eine halbe Autostunde von Trier entfernt. Direkt an der Bundesstraße 50 zwischen Dudeldorf und Spangdahlem wird hier eine gewaltige Fläche aufgeforstet. Hinter einem Zaun strecken junge Bäumchen die Kronen aus der Erde.

In der Nähe von Dudeldorf wird derzeit eine gewaltige Waldfläche aufgeforstet - mit Spendengeld.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
In der Nähe von Dudeldorf wird derzeit eine gewaltige Waldfläche aufgeforstet - mit Spendengeld.

Bis Herbst 2021 herrschte hier noch Kahlschlag. Der Borkenkäfer hatte die Fichten zerfressen. Nachdem sie gefällt waren, wurde das Gelände sich selbst überlassen. Bis eine Firma aus Nordrhein-Westfalen das Waldgebiet gekauft hat.

Versprechen: Pro verkauftes Auto werden auch Bäume gepflanzt

Gegen eine Spende können Privatleute und Unternehmen dort seitdem Douglasien, Buchen und Lärchen anpflanzen lassen. Das Versprechen: Mit dem Geld lässt sich der ökologische Fußabdruck verringern und vor der Haustür etwas für den Klimaschutz tun.

Wer besonders viel ausgibt, darf sich Platin-Klimaschutzpartner nennen. Dazu gehören gemäß Firmen-Homepage zum Beispiel der Energiekonzern E.on und die Autohersteller Hyundai und Fiat. Letzterer wirbt damit, dass er für jeden verkauften Wagen Bäume pflanze - etwa in Dudeldorf, in Speicher, Baustert und anderen Orten in der Region Trier.

Bäume pflanzen als Greenwashing?

Doch woher nimmt die nordrhein-westfälische Firma überhaupt die Flächen, wenn sie doch knapp sind? Die Antwort auf diese Frage ist der Grund, warum viele Förster private Baumpflanzaktionen kritisch sehen.

In der Nähe von Dudeldorf wird derzeit eine gewaltige Waldfläche aufgeforstet - mit Spendengeld.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Auf dem umzäunten Gelände nahe Dudeldorf ist auch vorher schon Wald gewachsen.

Die Flächen, etwa die in Dudeldorf, gehörten auch vorher zum Wald. Der Besitzer hätte sie also gemäß Landeswaldgesetz ohnehin aufforsten müssen. Maximal drei Jahre lässt der Gesetzgeber dafür Zeit und unterstützt mit Fördergeld. Stattdessen hat nun das Unternehmen den Wald gekauft und sammelt Spenden, um die Areale zu bewalden.

Ist das "Greenwashing", wird hier also versucht mit dem Versprechen von Klimaschutz Geld zu verdienen? Die Firma hat auf unsere Anfragen zu dem Projekt nicht reagiert. Auf zwei E-Mails des SWR kam keine Antwort, am Telefon ging niemand ran.

Unternehmen pflegen Wald oft besser als Vorbesitzer

Bei den Förstern gehen die Meinungen auseinander. Einerseits würden private Baumpflanzer meist professionell arbeiten und die Waldgebiete pflegen. "Was oft eine Verbesserung gegenüber dem darstellt, was die privaten Besitzer da vorher veranstaltet haben", sagt ein Eifeler Förster, der nicht namentlich genannt werden will. Trotz Landeswaldgesetz gebe es ja viele Eigentümer, die sich gar nicht um ihren Wald kümmerten.

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Anderseits finanzierten die Firmen die Aufforstung durch Spenden - und das in Arealen, in denen Waldbesitzer ohnehin in der Pflicht wären. So sorgten sie auch nicht dafür, dass sich die Waldfläche wirklich vergrößere. Der Trierer Forstamtsleiter Gundolf Bartmann rät Spendewilligen daher dazu, "nur dort Bäume pflanzen zu lassen, wo vorher kein Wald war."

Erste Pflanzungen bei Trier sollen 2023 starten

Das kann dann allerdings auch dauern wie der Fall des Landkreises Trier-Saarburg zeigt. Immerhin: Es haben sich, heißt es bei der Verwaltung, doch noch sieben Gemeinden gefunden, die Flächen für die Bäume bereitstellen könnten.

Dieses Jahr soll es losgehen mit den ersten Pflanzungen. Parallel plant die Verwaltung, alle anderen Orte im Landkreis anzuschreiben. Das Ziel: Bis 2025 sollen die 150.000 Bäume stehen. Bis dahin sind die Douglasien und Lärchen in Dudeldorf bestimmt schon einige Zentimeter gewachsen.

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