Es läuft derzeit an den Tankstellen in Luxemburg. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Kanisterweise zapfen Kunden den Sprit in Wasserbillig, Echternach und Schengen ab. Es ist ein Ansturm auf Benzin und Diesel, wie man ihn hier lange nicht gesehen hat.
"Es ist schon deutlich mehr los als in den letzten zwei Jahren", sagt der Mitarbeiter einer Tankstelle in Wasserbillig. Manchmal - vor allem samstags und sonntags - staue sich die Blechkarawane der Tanktouristen bis in den Ort an der Sauer hinein.
Tanken ist in Deutschland teuer wie nie
Was so viele Deutsche ins Nachbarland treibt, sind die hohen Spritkosten zuhause. Rund 1,90 Euro kostet der Liter Benzin derzeit in Trier, beim Diesel sind es 1,74 Euro. Das Tanken ist wegen der hohen Ölpreise teuer wie nie. Und die zum Jahresbeginn angestiegene CO2-Steuer hat auch einen Anteil.






Nur wenige Kilometer von Trier entfernt, in Wasserbillig, ist der Kraftstoff im Schnitt 40 Cent günstiger, der Diesel immerhin 30 Cent. Denn in Luxemburg ist nicht nur die Mehrwertsteuer niedriger, die Preise sind auch vom Staat gedeckelt.
Tanktourismus bringt Luxemburg 700 Millionen Euro ein
Ein Modell, das sich für das Großherzogtum auszahlt. Der Tanktourismus aus Deutschland, Belgien und Frankreich bringt dem Nachbarland jährlich etwa 700 Millionen Euro ein.
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Ärger an der Zapfsäule: Der Tank ist leer, die Preise hoch. Wir zeigen Ihnen die besten Tipps wie Sie Benzin sparen können.
Zumindest war das vor Corona so. Denn durch die Pandemie arbeiten viele Deutsche, die zuvor nach Luxemburg gependelt sind, im Homeoffice. Und das haben die Tankstellenbetreiber jenseits der Grenze 2020 und 2021 zu spüren gekommen. 2022 verspricht hingegen schon zu Beginn ein lukrativeres Jahr zu werden.
Kunden kommen auch von weiter her
Das bestätigt Michel Ternes, Geschäftsführer der Gulf-Tankstelle Maison Ternes-Paulus in Wasserbillig. Anders als in den "sehr ruhigen" Jahren 2020 und 2021 liefen die Geschäfte aktuell sehr gut.
Zum Teil kämen die Leute sogar von weiter her, um günstig zu tanken. "Wir hatten letztes Wochenende Leute aus Dortmund da, die nur für Sprit und Zigaretten den weiten Weg auf sich genommen haben", sagt Ternes.
Wer sich vor Ort umschaut, sieht tatsächlich Nummernschilder aus dem Ruhrgebiet, der Pfalz und dem Saarland.
Alles über 20 Liter Benzin ist strafbar
So eine Anreise nehmen die meisten allerdings nicht nur wegen einer Tankfüllung auf sich. Vor Ort sind einige Autofahrer zu sehen, die sich gleich mehrere Kanister vollmachen.
Übertreiben sollte man es dabei allerdings nicht, wie Stefan Döhn, Sprecher der Bundespolizei Trier sagt: "Wer zu viel Sprit über die Grenze bringt, verstößt gegen die Abgabenordnung." Mengen bis zu 20 Liter werden laut Hauptzollamt Koblenz nicht beanstandet.
Bundespolizei gibt Entwarnung: Schmuggel hat sich nicht verstärkt
Wer sich aber zum Beispiel den ganzen Kofferraum voller Kanister lädt, macht sich des Schmuggels strafbar und muss nicht nur die gesparte Steuer nachzahlen, sondern auch mit einer Strafe rechnen. Da kann der Spartrip schnell teuer werden.
Häufig komme das allerdings nicht vor. "Wir greifen schon mal Leute auf, die mehr dabeihaben, als sie dürften", sagt Döhn. Dass es derzeit aber zu einem erheblichen Schmuggel an der luxemburgischen Grenze kommen würde, kann weder die Bundespolizei noch der Zoll bestätigen: "Wir stellen es jedenfalls nicht fest, dass es mehr geworden ist."
Brandgefahr durch Spritkanister
Doch es sprechen nicht nur strafrechtliche Gründe dagegen, große Mengen Sprit im Auto zu transportieren. Das kann auch gefährlich werden.
Denn bei einem Unfall oder bei hohen Temperaturen kann es dazu kommen, dass der Sprit sich im Behälter entzündet und einen Brand auslöst. Sicherheitsexperten raten daher dazu, in die Kanister nur maximal zehn Liter zu füllen.