Es grenzt an ein kleines Wunder. Marco Broesch ist wissenschaftlicher Bibliothekar im Cusanusstift. Er spricht von einem großen Zufall. Im Jahr 1988 fiel auf, dass sich die kostbare Bibel aus Nürnberg nicht mehr an ihrem Platz in der altehrwürdigen Hospitalsbibliothek befand.
Lücke bei Bestandsaufnahme
Damals lief eine Bestandsaufnahme. Der wissenschaftliche Bibliothekar des St. Nikolaus-Hospitals berichtet, dass es bis 1980 für die wertvollen Drucke keine abschließbaren Schränke im Bibliotheksraum gab.
Anders als für die Cusanus-Handschriften. Auch sei erst 1994 eine erste hauptamtliche Bibliothekarin im Cusanusstift angestellt worden.

Vermutung: Unbekannter Täter stiehlt Bibel
Broesch geht davon aus, dass die Bibel danach in einer Privatsammlung verschwand. Kurz vor Weihnachten 2022 ist die Bibel dann auf der Internetseite eines niederländischen Antiquariats in der Nähe von Rotterdam zum Verkauf angeboten worden. Der Antiquar hatte sie von einem Kollegen erworben, der sie wiederum von einem Privatsammler übernommen hatte.

Bibel stammt aus dem Hospital
Alte Inventarisierungsnummern auf dem Titelblatt und ein Besitzeintrag würden beweisen, dass es sich zweifelsfrei um das Exemplar aus dem Hospital in Bernkastel-Kues handelte.
Dieser Eintrag besagt, dass sich die Heilige Schrift einstmals im Besitz eines Stephanus Noll befand. Ein Blick in die Chronik des Hospitals zeigte, dass es sich dabei um einen ehemaligen Pastor von Müden an der Mosel handelte. Er hatte 1645 als Rektor im Hospital gewirkt und seine Bücher dem Cusanusstift vermacht.
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Verhandlungsgeschick gefragt
Der Bibliothekar erzählt, dass der aktuelle Rektor des Cusanusstift mit dem niederländischen Antiquar verhandelt habe. Dessen großzügigem Entgegenkommen sei es zu verdanken, dass die 1527 in Nürnberg gedruckte Bibel jetzt wieder an ihrem angestammten Platz in der Hospitalsbibliothek ist.
Damit sei die Fahndung nach verschwundenen Buchschätzen aber noch nicht beendet. Gesucht werde weiterhin ein Predigtwerk des französischen Theologen Johannes Gerson (1363-1429). Im Cusanusstift ist man zuversichtlich, dass auch dieser Frühdruck eines Tages wieder auftauchen wird.