Farben der queeren Bewegung über VW-Front-Polizeiautos   (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / SULUPRESS.DE | Torsten Sukrow/SULUPRESS.DE)

Bundesseminar in Trier

Queere Beamte fordern mehr Sensibilität bei der Polizei

Stand

Seit Mitte der 90er Jahre treffen sich queere Polizisten, um sich auszutauschen - in dieser Woche erstmals in Rheinland-Pfalz. Bei der Tagung in Trier geht es vor allem um die Wissensvermittlung bei der Polizei.

Der Verband lesbischer und schwuler Polizeibediensteter (VelsPol) macht sich für eine breitere Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt bei der Polizei stark. Zu Beginn - Mitte der 90er Jahre - sei das noch ein "Sichtbar-Werden" gewesen, sagt Thomas Ulmer vom VelsPol-Bundesvorstand dem SWR. Seitdem stünden vor allem die Vernetzung und die Wissensvermittlung im Mittelpunkt der Arbeit.

In dieser Woche findet das VelsPol-Bundesseminar in Trier statt. An dem Seminar können Beschäftigte der Länderpolizeien, der Bundespolizei, des Bundeskriminalamtes, der Justiz sowie des Zolls teilnehmen. Themenschwerpunkt ist die polizeiliche Praxis im Zusammenhang mit LSBTI* (Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transgender und Intersexuelle - das Sternchen ist Platzhalter für weitere Identitäten und Geschlechter).

Queere Menschen sind "inzwischen sichtbar" bei der Polizei

Queere Polizistinnen und Polizisten hätten es in Deutschland teilweise immer noch schwer, beklagt Ulmer. Es sei aber keine Vergleich mit der Situation bis Mitte der 90er Jahre. Vor allem in den städtischen Räumen sei die Gesellschaft offener geworden.

"Wir sind inzwischen sichtbar in der Polizei", betont Ulmer. Das liege auch daran, dass die Bundesländer sich das Thema Diversity auf die Fahnen geschrieben hätten. In Rheinland-Pfalz gibt es seit 2017 eine landesweite Ansprechstelle der Polizei für lesbische, schwule, bisexuelle, transidente und intergeschlechtliche Menschen. Zuständig ist die 39-jährige Diana Gläßer, die Bundesvorsitzende von VelsPol. Die Dienstgruppenleiterin bei der Polizeiinspektion 2 in Mainz verbringt ein Viertel ihrer Arbeitszeit mit diesem Thema.

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Es ist Hasskriminalität, wenn Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung angegriffen oder beleidigt werden. Für die Opfer gibt es bei der Polizei eine spezielle Anlaufstelle.

Zahl der Straftaten gegen queere Menschen steigt

Die Zahl der erfassten Straftaten gegen queere Menschen steigt deutschlandweit an. 2021 wurden laut Bundesinnenministerium 340 politisch motivierte Straftaten im Themenfeld "Geschlecht/Sexuelle Identität" erfasst, deutlich mehr als im Jahr davor (204). In Rheinland-Pfalz gab es 2021 einen Anstieg der erfassten Straftaten auf 25 Fälle.

Ob es aber tatsächlich einen Anstieg bei diesen Taten gebe, sei unklar, sagt Thomas Ulmer. "Dadurch, das das Thema in den Medien ist, gehen mehr Leute zur Polizei." Andererseits gebe es vermutlich weiter eine hohe Dunkelziffer.

Das liege auch daran, das das Thema queere Menschen bei der Polizei noch sehr stiefmütterlich behandelt werde. "Etliche Kolleginnen und Kollegen haben noch nicht das Gespür dafür", erklärt Dieter Kilian vom VelsPol-Landesverband Rheinland-Pfalz. Wichtig sei deshalb, dass die Betroffenen "die Angst vor der Polizei verlieren".

Wissensvermittlung als wichtigste Aufgabe

Aus diesem Grund steht im Mittelpunkt der Trierer Tagung neben der politischen Arbeit von VelsPol vor allem die Wissensvermittlung. "Queeres Wissen müssen sich die Polizistinnen und Polizisten auch aneignen", betont Gläßer. Dazu gehöre auch, dass das Land Rheinland-Pfalz das im Lehrplan der Polizei-Ausbildung fest verankere - "was bisher noch nicht geschehen ist".

Bei einem anderen Punkt habe sich das Land allerdings bewegt, freuen sich Ulmer und Gläßer: Bei der Demonstration zum Christopher Street Day (CSD) am Samstag in Trier dürfen die queeren Polizistinnen und Polizisten in Uniform teilnehmen - erstmals auch die aus Rheinland-Pfalz.

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