Wegen des Verdachts der Untreue stehen zwei ehemalige Mitarbeiter des Schlachthofs Simon in Wittlich vor dem Landgericht Trier (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Untreue im größten Schlachthof von Rheinland-Pfalz

Geständnis: Schlachthof-Mitarbeiter aus Wittlich gibt Untreue zu

Stand
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Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier (Foto: SWR)

Wegen des Verdachts auf Untreue stehen seit Mittwoch zwei Mitarbeiter eines Wittlicher Schlachthofs vor Gericht. Beide haben gestanden. Das Urteil könnte nächste Woche fallen.

Was die Staatsanwaltschaft Trier dem Hauptangeklagten vorwirft, ist Untreue. Konkret soll er zwischen 2011 und 2013 in 131 Fällen Schweine zu teuer eingekauft haben.

Und das räumt der Mann, der als Schweinekäufer beim Schlachthof Simon arbeitete, am Mittwoch auch ein. Er habe Schweine bei einem Viehhändler zu höheren Preisen als üblich eingekauft.

"Schlachthof wollte immer mehr Schweine schlachten"

Der Hauptbeschuldigte sagt allerdings auch, er habe die Verträge mit dem Viehhändler nicht geschlossen, um sich zu bereichern. Er habe lediglich die Vorgaben seines Arbeitgebers erfüllen wollen, dem größten Schlachthof in Rheinland-Pfalz. Rund 22.000 Schweine schlachtet die Wittlicher Firma Simon Fleisch nach eigenen Angaben jede Woche.

"Die wollten immer mehr schlachten. Und ich sollte die Schweine beschaffen."

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Er habe es nicht geschafft, die Tiere zu besorgen, sei zunehmend überfordert gewesen. Schuld daran sei auch eine Depression und eine Suchterkrankung, an der er seit Jahren leide: "Wenn ich auf die Arbeit gefahren bin, habe ich immer nur an den Feierabend gedacht."

Suche nach Ausweg um mehr Schweine zu beschaffen

Sein Ausweg: Ein Viehhändler von der Obermosel, der angeboten habe, gegen einen Aufpreis mehr Schweine zu liefern als vereinbart. "Es war für mich der bequeme Weg, die Schweine zu beschaffen."


Die Lieferungen wurden dadurch allerdings teurer. Simon Fleisch zahlte im Schnitt 500 bis 5.000 Euro mehr als üblich pro Schweinelieferung. Über die Jahre summierten sich so die Schäden laut Staatsanwaltschaft auf mehr als 200.000 Euro.

Unregelmäßigkeiten fallen schon früh auf

Einem Arbeitskollegen waren die teuren Abrechnungen aufgefallen. Doch er legte sie dem Geschäftsführer erstmal dennoch zur Unterzeichnung vor.

Arbeiter in einer industriellen Wurstfabrik am Fließband (Foto: SWR, © SWR / Cordula Stadter)
Etwa 22.000 Schweine werden bei Simon-Fleisch in der Woche geschlachtet.

"Später hatte ich dann nicht mehr den Mumm, zu meinem Chef zu gehen", sagt der Mann, der heute neben dem Hauptbeschuldigten auf der Anklagebank sitzt.

Arbeitskollege soll Angeklagten gedeckt haben

Der Vorwurf: Er soll seinen Kollegen gedeckt haben und so Beihilfe zur Untreue geleistet haben. Und auch er gesteht an diesem Mittwochmorgen vor der vierten Strafkammer.

"Das war wie eine Lawine", sagt er. Als die Sache erstmal ins Rollen kam, sei sie kaum zu stoppen gewesen: "Ich hatte Angst entlassen zu werden, wenn ich die Sache anspreche."

"Realisiert habe ich das erst, als es dann geknallt hat."

Polizistin: "Nur Viehändler hat profitiert"

Auch eine Polizistin bestätigt vor Gericht, dass die Mitarbeiter unter Druck standen und Angst hatten, mit der Geschäftsleitung zu sprechen.

Die Ermittlerin bekräftigt außerdem die Aussage der Angeklagten, sie hätten sich an den unlauteren Geschäften nicht bereichert. Nach Auffassung der Polizistin hat allein der Viehhändler von den Preisabsprachen profitiert.

Urteil könnte Anfang August fallen

Die Verhandlung wird am Freitag, 5. August, fortgesetzt. Dann soll laut dem Gericht auch ein Urteil in der Sache fallen.

Wahrscheinlich wird es auf eine Bewährungsstrafe für den Hauptangeklagten und eine Geldstrafe für seinen früheren Arbeitskollegen hinauslaufen. Die Kammer hatte dieses Strafmaß vor Beginn der Verhandlung angeboten, sollten die Beschuldigten gestehen.

Fast zehn Jahre von der Anzeige bis zur Ermittlung

Bereits 2013 sind die Unregelmäßigigkeiten offenbar bei einer Bilanzprüfung aufgefallen. Nach internen Ermittlungen im Betrieb habe sich der Verdacht erhärtet. Simon Fleisch entließ den Mitarbeiter und zeigte ihn an.

Bis die Staatsanwaltschaft Trier ihrerseits Anklage erhob, dauerte es aber noch bis 2020. Denn die Ermittlungen waren laut Fritzen sehr aufwändig und zogen sich daher hin.

Danach gingen weitere zwei Jahre ins Land, bis das Landgericht Trier einen Prozesstermin bestimmte. Einige Haftsachen seien vorgegangen, heißt es beim Gericht.

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