Frau aus der Ukrainie bringt im Bombenhagel in Charkiw ihr Kind zur Welt (Foto: SWR)

Traumatische Geburt im Ukraine-Krieg

Exil-Ukrainerin bringt Kind im Bombenhagel zur Welt

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AUTOR/IN
Marc Steffgen
Foto von Marc Steffgen, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier (Foto: SWR)

Olha Holovach brachte ihren Sohn am zweiten Tag des Ukraine-Krieges zur Welt. Jetzt lebt sie in Föhren bei Trier und hat über dieses traumatische Erlebnis ein Buch geschrieben.

Ein kleiner Spielplatz: Olha Holovach ist glücklich, dass ihre Familie in Föhren bei Trier in Sicherheit lebt. Während ihr Mann Vova mit der dreijährigen Tochter Maria spielt, hält sie ihren Sohn Alexander auf dem Arm. Dass es ihm heute so gut geht - ein kleines Wunder. Denn Olha war hochschwanger, als der Ukraine-Krieg begann. Als die ersten Bomben auf Charkiw fielen, setzten bei der 31-Jährigen die Wehen ein.

Ohla Holvach sitzt hochschwanger im Luftschutzkeller in Charkiw.  (Foto: SWR)
Ohla Holvach sitzt hochschwanger im Luftschutzkeller in Charkiw.

"Ich rief den Krankenwagen, die holten mich ab und brachten mich ins Krankenhaus. Die Bomben fielen. Wir wurden aufgefordert, in den Luftschutzkeller des Krankenhauses zu gehen."

Geburt mitten im Ukraine-Krieg wird zum traumatischen Erlebnis

Olha Holovach liegt zwei Tage in den Wehen. Andere Mütter neben ihr erleiden vor Angst und Stress Fehlgeburten. Dann darf sie nach oben in den Kreißsaal. Mitten im Bombenhagel bringt sie ihr zweites Kind zur Welt.

Ein unscharfer Soldat vor einer zerstörten Skyline. Moderne Glas- und Betonbauten sind großflächig zerstört. Davor laufen Rettungskräfte herum. (Foto: IMAGO, IMAGO / NurPhoto)

Der Ukraine-Krieg — Hintergründe, Informationen, Fakten

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Die Ärzte, erzählt sie, waren seit Tagen im Einsatz und mit den Nerven am Ende. Statt aufmunternder Worte wurde sie während der Geburt angeschrien. Wichtige Untersuchungen fanden nicht statt. Eine Schwester macht das einzige Foto. Olha zwingt sich zu einem Lächeln.

Olha Holovach mit ihrem Sohn Alexander kurz nach der Geburt. Die Ukrainerin bringt im Bombenhagel in Charkiw ihr Kind zur Welt (Foto: SWR)
Olha Holovach mit ihrem Sohn Alexander.

"Es müsste der glücklichste Moment im Leben einer Frau sein, wenn sie ein Kind zur Welt bringt. Aber so war es wirklich das Schlimmste, was mir als Frau passieren konnte."

Ein Buch soll die Welt über das Leben im Ukraine-Krieg wachrütteln

Wenige Tage später flieht die Ukrainerin mit ihrer Familie nach Deutschland. Nach einer wahren Odysee landet die Familie in Föhren bei Trier. Olha Holovach beginnt ihre traumatischen Erlebnisse aufzuschreiben, denn sie wird immer wieder von Albträumen geplagt. Zum einen möchte sie die schlimmen Erlebnisse verarbeiten und vergessen. Zu anderen will sie Menschen besonders in Russland wachrütteln. Viele ihrer russischen Verwandten glauben ihr die Geschichte nicht.

Frau aus der Ukrainie bringt im Bombenhagel in Charkiw ihr Kind zur Welt (Foto: SWR)
Olha Holovach lebt mit ihren beiden Kindern sowie Vater und Ehemann in Föhren bei Trier.

Ukrainerin meidet soziale Netzwerke

Die zweifache Mutter hat Japanisch und Englisch studiert, war sogar ukrainische Meisterin in Karate. In ihrer Heimat war sie auch als Influencerin unterwegs, hatte vor dem Krieg auf einem Youtube Kanal und auf Instagram Erziehungstipps gegeben. Heute vermeidet sie es, Bilder von ihrem Leben in Deutschland zu posten.

"Meine Landsleute sitzen im Luftschutzkeller und ich zeige mein schönes Leben hier. Das kann ich einfach nicht machen."

Vater Volva fängt in den kommenden Tagen an als Ingenieur in Deutschland zu arbeiten. Töchterchen Maria wird im Kindergarten eingewöhnt. Die Familie hat sich darauf eingestellt, noch länger in Deutschland zu bleiben.

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