Die Lumpenglocke von St. Gangolf (Foto: SWR, Claudia Krell)

Stadtkirche St. Gangolf

Historische Trierer Lumpenglocke als Handyklingelton

Stand
AUTOR/IN
Claudia Krell

Seit Sommer 2020 ist die Trierer Kirche St. Gangolf wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten geschlossen. Am Freitag haben die Verantwortlichen über den Stand informiert.

Noch immer versperrt ein Absperrgitter den Weg zu Triers ältester Kirche direkt am Hauptmarkt. Die Markt- und Bürgerkirche St. Gangolf wird umfassend saniert. Innendrin ist alles eingerüstet. Zurzeit sind hier Maler zugange. Voraussichtlich bis Anfang März. Dann wird das Innengerüst entfernt und der neue Bodenbelag wird verlegt. Erst dann können die mehrere Monate dauernden Restaurierungsarbeiten an dem 115 Quadratmeter großen Chorfresko beginnen - an der sogenannten Lasinskywand.

Voraussichtlich Ostern 2023 soll die Kirche wieder richtig öffnen

Ursprünglich war geplant, dass die Kirche zu Ostern in diesem Jahr wieder geöffnet werden sollte.Das verschiebt sich jetzt, sagt Bernhard Kaster, der Vorsitzende des ehrenamtlichen Kuratoriums von St. Gangolf. Wegen der Coronapandemie seien viele Bauarbeiter bei den beschäftigten Firmen erkrankt oder in Quarantäne. Hinzukommen die Lieferschwierigkeiten. So könne die Elektrik nicht fertiggestellt werden, weil ein Schaltschrank nicht geliefert werde. Pfarrer Markus Nicolay ist dennoch optimistisch, dass Ostern 2023 das Gotteshaus wieder geöffnet werden kann.

St. Gangolf ist die zweitälteste Kirche in Trier.  (Foto: SWR, Claudia Krell)
St. Gangolf ist die zweitälteste Kirche in Trier. Ihre Ursprünge gehen bis in das Jahr 958 zurück. Das heutige spätgotische Bauwerk entstand um 1500. Bild in Detailansicht öffnen
Die Wände im Kirchenraum wurden hell getüncht. Der Boden 30 Zentimter abgesenkt und mit handgefertigten Terrakottaplatten verlegt. Vor Weihnachten sollen auch die Kirchenbänke wieder an ihrem Platz stehen. Bild in Detailansicht öffnen
St. Gangolf in Trier ein Jahr zuvor. Im Februar 2021 war der komplette Boden der Stadtkirche aufgerissen und abgesenkt worden. Bild in Detailansicht öffnen
Die Restaurierung des Wandfreskos von August Gustav Lasinsky ist die letzte "große" Baustelle in der Stadtkirche St. Gangolf in Trier. Das 115 Quardratmeter große Wandgemälde entstand 1850. Das monumentale Fresko war in der Vergangenheit mehrmals übermalt worden. Ein durch das marode Dach entstandener Wassersschaden hatte das Fresko zustätzlich stark beschädigt. Bild in Detailansicht öffnen
Seit drei Monaten arbeitet Daniel Brauner an der Restaurierung des 115 Quardratmeter großen Wandfreskos in der St. Gangolfkirche in Trier. Bild in Detailansicht öffnen
Teil des bereits restaurierten Wandfreskos in der Kirche St. Gangolf in Trier. Bis Jahresende soll das große Wandgemälde wieder im alten Glanz erstrahlen. Bild in Detailansicht öffnen
Das komplette Dach der St. Gangolf-Kirche in Trier musste saniert werden. Knapp vier Millionen Euro kostet die Generalüberholung der mittelalterlichen Mauern im Herzen Triers. Bild in Detailansicht öffnen
Außen sind die Sanierungsarbeiten abgeschlossen. Ende des Jahres soll alles fertig sein. Am 10.April 2023, am Ostermontag, wird St. Gangolf mit einem Gottesdienst wiedereröffnet. Bild in Detailansicht öffnen
Der Turmaufstieg zur Lumpenglocke von St. Gangolf in Trier. Bild in Detailansicht öffnen
Die Lumpenglocke von St. Gangolf wurde 1475 gegossen. Bild in Detailansicht öffnen
Blick von St. Gangolf über die Trierer Fußgängerzone in Richtung Porta Nigra. Bild in Detailansicht öffnen
Blick vom Turm von der Kirche St. Gangolf auf den Trierer Dom und die Liebfrauenkirche. Bild in Detailansicht öffnen

Um die lange Bauzeit für Besucher der Kirche zu überbrücken, haben sich die Verantwortlichen einige Aktionen einfallen lassen. So kann man sich seit Freitag den Original-Ton der Lumpenglocke in St. Gangolf aufs Handy runterladen - als Klingelton. "Ich denke, der Klingelton ist eine sehr schöne Sache, wenn man angerufen wird, wenn man unterwegs ist und der heimatliche Klang der Lumpenglocke erklingt", sagt Bernhard Kaster.

Außerdem wird die Trierer Tourist und Marketing GmbH die Stadtkirche in das Programm "Trier für Treverer" mit Führungen aufnehmen. Im Juli werden zwei Konzerte des Moselmusikfestivals in der Gangolfkirche stattfinden.

Lumpenglocke stammt aus dem Jahr 1475

Die Lumpenglocke wurde 1475 gegossen. Auf ihr ist ein Bildnis von St. Gangolf. Sie und eine weitere Feuermeldeglocke sind die einzigen original erhaltenen Glocken in St. Gangolf.

"Glocken sind immer den Kriegen zum Opfer gefallen. Aber diese Glocke hat es überstanden."

Mit der neuen Möglichkeit, den Glockenton herunterzuladen, schlägt die Lumpenglocke jetzt gewissermaßen rund um die Uhr. Traditionell - schon seit 1475 - wird die Lumpenglocke immer abends - um 22 Uhr geläutet. Als Polizei- und Sperrglocke. Früher war das das Zeichen für die Zecher und Lumpen in den Wirtshäusern, dass sie nach Hause gehen sollten.

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Claudia Krell