In einem Weinberg oberhalb von Traben-Trarbach stand jahrelang eine zwei Meter hohe Steinskulptur. Vier große Stein-Köpfe standen auf einem mehr als vier Meter breitem Sockel und schauten ins Moseltal. Vor 12 Jahren hatte Künstler Jürgen Waxweiler der Stadt die Skulptur als Leihgabe kostenfrei zur Verfügung gestellt.

"Viele Menschen hatten Freude daran und machten Erinnerungsfotos und die Stadt macht sogar Werbung damit im Stadtplan", erzählt der Künstler.
Skulptur abgebaut
Doch nun ist alles anders. Denn am Mittwochmorgen wurde die mehrere Tonnen schwere Skulptur in Einzelteilen mit einem Kran auf einen Tieflader gehoben.
"Es schmerzt mich auch. Aber mein ganzer Widerstand trifft auf taube Ohren und der Abbau von meinem Kunstwerk ist jetzt ein Zeichen."

Sein Kunstwerk hat er jetzt verkauft - an einen Kunstsammler aus Düsseldorf. Für ihn ist es die Konsequenz aus einem Streit mit der Stadt Traben-Trarbach. Der freischaffende Künstler und Bildhauer lebt und arbeitet seit 28 Jahren in Traben-Trarbach.
Kein Verständnis für Tourismusbeitrag
Er meißelt die Abbildungen von Köpfen in Stein, Holz oder Bronze. Seine Kunden kommen aus der ganzen Welt, sagt er. Von Deutschland über Luxemburg und Italien selbst nach Island und Afrika habe er seine Kunstwerke schon verkauft.
Sein Stein-Skulpturengarten und seine Ausstellungen seien bei Touristen bekannt und beliebt. Dass er der Stadt nun einen Tourismusbeitrag zahlen soll, kann er nicht nachvollziehen.
Beitrag soll Geld in die Stadtkasse bringen
Die Stadt Traben-Trarbach hat den Tourismusbeitrag Ende 2017 beschlossen. Nach Angaben des Stadtbürgermeisters dient er dazu, die Stadt für Touristen attraktiv zu halten. Gepflanzte Blumen, Wanderwege, saubere Straßen, die Touristinformation – all das müsse ja schließlich irgendwie finanziert werden. Und dafür wird mit dem Tourismusbeitrag eben jeder zur Kasse gebeten, der irgendwie von den Touristen profitiert.
Abgestufte Beitragsordnung
Das sei so zulässig, das Land habe dafür den rechtlichen Rahmen geschaffen. Der Stadtbürgermeister Patrice Langer kann den Ärger also nicht verstehen. Denn bei der Bemessung des Beitrages zahlt nicht jeder direkt Höchstsatz. Es gilt: Der, der am meisten profitiert, zahlt auch am meisten. Langer findet das fair.
"Ein Hotelier zahlt natürlich bedeutend mehr, weil er mehr vom Tourismus profitiert als zum Beispiel ein Künstler, ein Schreiner oder ein Schlosser. Und das sind auch keine Beträge, die irgendjemanden ruinieren würden."
Kein Umsatz an Laufkundschaft
Für Künstler Jürgen Waxweiler zählen diese Argumente nicht. Bereits 2018 habe er Post von der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach erhalten. Darin sei er aufgefordert worden, seine Umsätze mitzuteilen, damit der für ihn gültige Tourismusbeitrag berechnet werden kann. Dagegen wehrt er sich seit Jahren.
"Ich sehe mich da nicht in der Pflicht. Ich bin kein Hotelier, ich bin kein Gastronomiebetrieb, ich bin freischaffender Künstler. Und zu dem biete ich der Stadt Traben-Trarbach ein Kulturangebot, was weit über die Region hinaus strahlt und leuchtet", sagt Jürgen Waxweiler.
Er ist sich sicher: Die Stadt profitiert von seiner Arbeit. Dafür auch noch zu zahlen sieht er nicht ein, schließlich verdiene er an der Traben-Trarbacher Laufkundschaft kaum etwas.

Stadt sieht das anders
Stadtbürgermeister Patrice Langer sieht das etwas anders. "Auch Künstler profitieren durch den Tourismus, sie werden durch den Tourismus gesehen und machen auch darüber Geschäfte zweifelsfrei und wie gesagt, sobald ich davon profitiere, dann zahle ich auch."
"Tourismus kostet Geld und muss finanziert werden. Wir wollen attraktiv sein und ohne Moos nichts los, wie es so landläufig heißt."
Den Verkauf der Steinskulptur empfindet er als bedauerlich, wertet das Ganze aber auch als Trotzreaktion. Für Bildhauer Jürgen Waxweiler ist es ein Zeichen des Widerstands.
Künstler kämpft weiter
"Die Stadt profitiert von dem, was ich mache und es ist mangelnde Wertschätzung, die da zum Ausdruck kommt, wenn man mir in die Tasche greifen möchte und von jemandem, der so viel für die Stadt zu bieten hat, dann noch Abgaben verlangt."
Er will deshalb weiter gegen den Tourismusbeitrag vorgehen und hat zunächst Widerspruch gegen die Beitragserhebung beim Kreis Bernkastel-Wittlich eingelegt.