Es ist eine kalte Winternacht am 3. März diesen Jahres. Eine Frau aus der Ukraine steigt am Autobahnparkplatz Schalkenmehren an der A1 aus einem Fernbus. Sie ist mit ihrer Katze Baghira aus der Ukraine auf dem Weg nach Paris.
Auf dem Parkplatz will sie nachschauen, ob es der Katze gut geht. Doch in diesem Moment passiert das Unglück. Als ein Auto laut hupend an den beiden vorbeifährt, erschrickt die Wohnungskatze derart, dass sie vor Angst aus ihrer Katzenbox entwischt und in den umliegenden Hecken verschwindet.
Pfotenengel eilen zu Hilfe
Eine erste Suche der Katzen-Besitzerin bleibt erfolglos. Verzweifelt wendet diese sich am kommenden Tag an das Tierheim Altrich, das ein ganz spezielles Rettungsteam alarmiert. An dieser Stelle kommt Nina Born aus Kail bei Kaisersesch ins Spiel. Die Tierschützerin hat die Tierschutzgruppe "Pfotenengel" gegründet. Ihr Ziel: Tieren in Not zu helfen.

Was die "Pfotenengel" noch nicht wissen: Vor ihnen liegt eine kräftezehrende Zeit der intensiven Suche. Nina Born erzählt, wie zunächst überwachte Futterstellen auf dem Parkplatz eingerichtet und Flyer in der Umgebung verteilt werden. Danach vergehen rund zwei Wochen, in denen die Ehrenamtlichen bei winterlichen Temperaturen nach der kleinen schwarzen Katze suchen.
Die ganze Zeit war es eigentlich hoffnungslos, weil wir die Katze nie gesehen haben.
Wochenlange Suche bei Minusgraden
Bis zu zehn Stunden am Tag wird die Umgebung mit Wärmebildkameras, Nachtsichtgeräten und Ferngläsern förmlich gescannt. Sogar Suchhunde und ein Drohnenpilot unterstützen das Team. "Am kältesten Abend war es minus siebeneinhalb Grad, als wir im Auto gesessen und auf die Katze gewartet haben", erzählt Nina Born.
Doch Baghira lässt sich nicht blicken. "Die ganze Zeit war es eigentlich hoffnungslos, weil wir die Katze nie gesehen haben", erinnert sich Nina Born. Doch Aufgeben ist für sie und ihr Team keine Option.
Das Durchhaltevermögen der Tierretter wird schließlich belohnt. Am 15. Tag nach Baghiras Verschwinden wird sie Dank Drohne und Wärmebildkamera entdeckt.
Katze überquert mehrfach Autobahn A1
Was zu diesem Zeitpunkt keiner weiß: Die vermisste Katze pendelt offenbar regelmäßig von einer auf die andere Autobahnseite. Nina Born vermutet, dass sich das Tier am Abend und in der Nacht im Bereich des Parkplatzes aufhält, um dort auf ihr Frauchen zu warten. Tagsüber jedoch läuft Baghira quer über die Autobahn und durch den fließenden Verkehr, um sich auf die ruhigere andere Seite der A1 zurückzuziehen.
Wegen der Erkenntnis von Baghiras waghalsigen Wanderungen schöpfen die Tierretter neue Hoffnung. Am 17. Tag nach Beginn der Katzen-Suche haben Nina Born und eine ihrer Kolleginnen Glück. Sie entdecken das Tier auf einem Feldweg. Blitzschnell stellen sie Lebendfallen auf, um dann erst mal wieder zu warten und zu hoffen.

Unbeschreibliche Freude nach 17 Tagen Suche
12 Stunden vergehen, bis das Team endlich aufatmen kann. Als sie unterhalb eines Feldwegs eine der Fallen kontrollieren, entdecken sie in der Dunkelheit zwei leuchtende Katzenaugen. Ein Moment, an den sich Nina Born noch ganz genau erinnert.
Meine Kollegin und ich sind uns vor Freude in die Arme gefallen.
"Meine Kollegin und ich sind uns vor Freude in die Arme gefallen. Das war der helle Wahnsinn, da bekomme ich jetzt noch Gänsehaut". All die Anspannung der vergangenen Wochen sei in diesem Moment von ihr abgefallen.
Katze Baghira war abgemagert
Als reine Wohnungskatze und dazu noch mit einem Halsband samt Glöckchen gab es für Baghira kaum eine Chance, sich in der Natur selbst zu ernähren, erklärt Nina Born. Sie vermutet, dass das Tier an den eingerichteten Futterstellen zumindest ein wenig Nahrung zu sich nehmen konnte.
Dennoch ist das Tier mittlerweile abgemagert. Die Pfotenengel bringen Baghira deshalb noch am gleichen Abend zu einer Tierärztin. Noch in der Nacht wird sie mit einer Infusion und Vitaminen versorgt.
Emotionales Wiedersehen in Paris
Als Baghira stabil genug für den Transport ist, treten Nina Born und einige ihrer Kolleginnen die Reise nach Paris an. Dort können sie die mutige, schwarze Katze endlich ihrer glücklichen Besitzerin übergeben. Was folgt, ist ein emotionales Wiedersehen. "Die Besitzerin war so überglücklich, sie wusste gar nicht, wie sie uns das danken soll, aber wir machen das ja fürs Tier."
Wer denkt, dass dies das Ende der Geschichte ist, liegt falsch. Auf der Rückfahrt in die Heimat wartet die nächste Überraschung auf die Tierretter.

Team rettet auf Rückfahrt weiße Katze
Während eines Zwischenstopps auf dem Mitfahrerparkplatz Wittlich hört Nina Born ein trauriges Miauen. Die Pfotenengel reagieren sofort und holen eine Box. Denn dort auf dem Parkplatz entdecken sie eine hilfsbedürftige, schneeweiße Katze.
Später stellt sich heraus, dass das Tier stark schwerhörig ist. Nina Born vermutet, dass es deshalb an dem Parkplatz ausgesetzt wurde. Bis heute habe es niemand als vermisst gemeldet.
"Das Ende vom Lied war, dass wir mit einer pechschwarzen Katze nach Paris gefahren und mit einer schneeweißen Katze zurückgekommen sind. Wir haben damit auf dem Rückweg nochmal ein Leben gerettet", sagt der Pfotenengel aus dem Kreis Cochem-Zell mit ein wenig Stolz in der Stimme.
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Ein Einsatz, der sich gelohnt hat
Es waren hunderte Stunden ehrenamtlicher Einsatz, in der die Helferinnen und Helfer hofften und bangten, manchmal verzweifelten und doch letztendlich für ihren unermüdlichen Einsatz belohnt wurden. Es war eine Rettungsmission, die Nina Born und ihr Team so schnell nicht vergessen werden.
"Es ist ja nicht nur das tierische Schicksal, sondern auch das Menschliche. Da war die Besitzerin, die im Krieg in der Ukraine alles verloren hatte, bis auf ihre Katze. Die konnten wir ihr nun zurückgeben. Das berührt."