Hermann Schell, Vorstandsmitglied der Opferinitiative MissBiT, warf Ackermann vor, nicht genug zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche getan zu haben. "Von einer guten Betroffenenarbeit kann keine Rede sein."
Die Lernkurve bei Bischof Ackermann sei nach zwölf Jahren als Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz "sehr flach", kritisierte Schell. Ackermann sei in der Frage nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems".
Opferinitiative fordert Bischof zum Dialog auf
"Wir haben den Eindruck, es wird immer vereinzelt mit Opfern gesprochen, aber nicht mit den Betroffeneninitiativen", sagte Schell. Er verstehe nicht, warum es Bischof Ackermann nicht geschafft habe, mit der Initiative MissBiT in den Dialog zu treten. Das sei keine Kultur der Achtsamkeit.
"Dass wir heute hier seit zwölf Jahren zum ersten Mal zusammensitzen, das ist ein absolutes Armutszeugnis."

Bischof Ackermann kann Unzufriedenheit verstehen
Ackermann sagte, er verstehe die Unzufriedenheit vieler Menschen, dass die Aufarbeitung zu schleppend und zu langsam dauere. Es sei aber in den vergangenen zwölf Jahren viel geschehen.
Er führe viele Einzelgespräche mit Betroffenen, beispielsweise mit den ehemaligen Schülern des früheren bischöflichen Internats Albertinum in Gerolstein. Es gebe Anlaufstellen für Betroffene und die Kirche versuche aufzuklären, was vorgefallen sei.
"Ich habe mit bestem Willen versucht, mit dem Thema sexueller Missbrauch ordentlich umzugehen."

Vertuschungsvorwürfe gegen früheren Trierer Bischof
Herrmann Schell ging in der Diskussion auch auf die Vertuschungsvorwürfe gegen den früheren Trierer Bischof Bernhard Stein ein. Missbrauchsopfer im Bistum Trier werfen Stein Vertuschung von sexuellem Missbrauch vor. Schell sagte, Ackermann habe Einsicht in die Akten und er könne bewerten, ob der verstorbene Bischof tatsächlich Missbrauchstäter gedeckt habe. Es hätte dafür keine Aufarbeitungskommission gebraucht.
Ackermann sagte, er könne allein keine Aufarbeitung über die gesamte Amtszeit von Bischof Stein leisten. Es werde zudem noch Material zu Bischof Stein gesammelt. Wichtig sei, dass unabhängige Stellen die Bewertung vornähmen.
Zwischenbericht zu Bernhard Stein im Dezember
Gerhard Robbers, Sprecher der unabhängigen Aufarbeitungskommission zum sexuellen Missbrauch im Bistum Trier, kündigte an, dass die Kommission Mitte Dezember einen Zwischenbericht zum Fall Stein vorlegen werde. Derzeit laufe eine Studie der Universität Trier.
Ob sich die Vorwürfe gegen Bischof Stein erhärtet hätten, konnte Robbers nicht sagen, da er die Inhalte der Studie selbst noch nicht kenne. Bernhard Stein war von 1967 bis 1980 Bischof von Trier.

Priesteramt für Frauen "schwieriges Thema"
In der Diskussionsrunde ging es auch um die Rolle der Frauen in der Kirche. Klara Johanns-Mahlert von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland im Diözesanverband Trier sagte, Frauen müssten in allen Diensten und Ämtern der katholischen Kirche zugelassen werden.
Bischof Ackermann betonte, das Thema Priesteramt für Frauen betreffe die Weltkirche, "so etwas können wir nicht an Rom vorbei machen." Die deutschen Bischöfe müssten in den Dialog mit dem Vatikan treten und "das wird nicht ganz einfach werden."
Auf die Frage, ob er sich Priesterinnen im Bistum Trier vorstellen könne, gab es von Ackermann keine klare Antwort. Für ihn sei dieser Prozess "noch nicht abgeschlossen".
Kirche und Gesellschaft Katholikentag in Stuttgart: Diese Reformen fordert die Bewegung Maria 2.0
"Leben teilen", das Motto des Katholikentags in Stuttgart. Ein Thema: Die Rolle der Frauen. Welche Reformen die Initiative Maria 2.0 fordert, sagt Koordinatorin Renate Spannig im SWR-Gespräch.
Gerhard Robbers sagte, Frauen seien oft besser als Männer. Die evangelische Kirche habe "ganz wunderbare" Erfahrungen gemacht mit Frauen als Bischöfinnen und Priesterinnen. Wenn er als evangelischer Christ der katholischen Kirche einen Rat geben würde: "Ja, macht das!"
"Die Kirche bricht nicht zusammen, wenn Frauen in Priesterämter kommen."
Ackermann äußert sich zu Sexualmoral der Kirche
Ein weiteres Thema der Sendung war die Sexualmoral der Kirche. Ulrike Laux, Pädagogische Referentin für sexuelle Bildung und Prävention im Bistum Trier sagte, Homosexualität und andere Sexualitäten seien etwas ganz Normales.
Es sei nicht mehr an der Zeit, in Mann und Frau zu denken oder in Homo- und Heterosexualität. Der Mensch sei das Wesentliche und dürfe seine Identität so leben, wie er sie spüre.
Alles beim Alten? Speyerer Bischof Wiesemann zur gescheiterten Reform der Sexualmoral
Eine Reform der Sexualmoral in der Katholischen Kirche ist erstmal gescheitert. Bischof Wiesemann aus Speyer erklärt, warum er dennoch optimistisch ist.
Ackermann: Theologie muss sich verändern
Nach Ansicht von Bischof Ackermann muss die Sexualmoral der katholischen Kirche weiterentwickelt werden. Es gehe um den Menschen. "Wenn Menschen sich als Schadensfall der Schöpfung sehen, dann kann das nicht sein." Es brauche eine Veränderung. "Das ist ein Zeichen der Zeit: Da muss sich Theologie verändern", so Ackermann.
Moderiert wurde die Veranstaltung von SWR-Fernsehjournalist Ansgar Zender. Der SWR übertrug die Diskussion aus der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier am Mittwochabend live im Internet.