In seiner Zeit als Generalvikar im Bistum Münster bis 1980 hatte Hermann-Josef Spital in Einzelfällen Kenntnis von sexuellem Missbrauch von Priestern aus dem dortigen Bistum. Das belegt eine Studie, die Wissenschaftler am Montag in Münster vorgestellt haben.

Welche Rolle der inzwischen verstorbene Spital genau bei der Vertuschung von Missbrauchsfällen spielte, lässt sich demnach mangels schriftlicher Aufzeichnungen nicht mehr genau nachvollziehen. Fest stehe aber, dass damals sogar verurteilte Missbrauchs-Täter wieder als Priester eingesetzt wurden und dann erneut Taten begingen.
Spital wurde von Staatsanwaltschaft persönlich informiert
Konkret nennt die Studie den Fall des 1976 zu einer Bewährungsstrafe verurteilten Priesters Theo Wehren. Er hatte in 20 Fällen Kinder sexuell missbraucht, die in einem von Ordensschwestern geführten Kinderheim wohnten.
Obwohl Spital als Generalvikar persönlich über die Vorwürfe und das Urteil informiert worden sei, habe es für den Serientäter keinerlei kirchliche Sanktionen gegeben. Ihm sei lediglich geraten worden, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der Priester sei auch nach dem Urteil in der Gemeinde geblieben und habe auch weiter Zugang zu den Kindern des Heims gehabt.
Ehemaliger Bischof ignoriert Brief einer Betroffenen
Als Bischof von Trier ab 1981 soll Spital auf den Brief einer jungen Frau nicht geantwortet haben, die als Messdienerin regelmäßig von einem Priester vergewaltigt wurde. Derzeit arbeiten auch Wissenschaftler der Universität Trier an einer Missbrauchsstudie für das Bistum Trier. Erste Ergebnisse sollen im Herbst vorgestellt werden.