US-Einreiseverbot für internationale Studierende

Wie Donald Trump den Harvard-Traum eines Trierer Studenten gefährdet

Stand

Von Autor/in Lynn Bentzen

Der Trierer Hochschulabsolvent Malte Terboven wollte im August sein Masterstudium an der Harvard University beginnen. Doch ein Visastopp gefährdet seinen Studienstart.

Eigentlich sollte er in wenigen Wochen seine Koffer packen. Der 24-jährige Architekturabsolvent Malte Terboven von der Hochschule Trier hat einen der begehrten Master-Studienplätze an der renommierten Harvard University in den USA ergattert. Dafür erhielt er sogar ein Stipendium.

Die Bewerbung sei sehr zeitintensiv gewesen und habe fast ein ganzes Jahr in Anspruch genommen. Die Zusage aus Harvard im US-Staat Massachusetts erreichte Malte Terboven im Frühjahr: "Ich hatte gerade einen sehr stressigen Tag während eines Praktikums. Zwischendurch sah ich dann die Nachricht im Postfach. Als ich reinschaute, war die Freude riesig. Nach der Arbeit habe ich sofort meine Eltern angerufen, die sich genauso gefreut haben".

Für viele internationale Studierende droht der Traum vom Studium an der Harvard University zu platzen – wegen neuer Visa-Beschränkungen der US-Regierung.
Für viele internationale Studierende droht der Traum vom Studium an der Harvard University zu platzen – wegen neuer Visa-Beschränkungen der US-Regierung.

Auf Freude folgt Ernüchterung

Doch Ende Mai folgte dann bereits die Ernüchterung: Die US-Regierung untersagt Harvard per Verfügung, ausländische Studierende aufzunehmen. Terboven gehört damit zu rund 7.000 ausländischen Harvard-Studierenden, deren akademische Zukunft plötzlich in der Luft hängt. Laut Schätzungen des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD) betrifft dies rund 550 Studierende aus Deutschland.

Man ist erst mal geschockt.

Terboven weiß nun nicht, ob er sein Studium im August überhaupt antreten kann. "Man ist erst mal geschockt", sagt er. Als die Zusage von Harvard kam, habe ich allen anderen Universitäten, an denen ich angenommen wurde, abgesagt."

US-Regierung untersagt Elite-Universität Ausländer aufzunehmen

Die Anordnung des US-Heimatschutzministeriums vom 23. Mai traf Harvard und seine internationale Studierendenschaft unvorbereitet. Künftig dürfe die Elite-Universität im Rahmen eines speziellen Bundesprogramms keine neuen Studierenden aus dem Ausland mehr einschreiben. Selbst bereits immatrikulierte Ausländer müssen Harvard nach dem laufenden Semester verlassen, da ihre Visa entzogen würden.

Offiziell begründet die Regierung von US-Präsident Donald Trump den harten Schritt mit Sicherheitsbedenken: Harvard habe zu wenig gegen antisemitische Vorfälle auf dem Campus unternommen und arbeite angeblich mit der Kommunistischen Partei Chinas zusammen. Beweise hierfür wurden nicht vorgelegt. Die Universität wertet das Verbot vielmehr als politisch motivierte „Vergeltungsmaßnahme“, weil sie sich den Forderungen des Weißen Hauses widersetzt.

Gericht stoppt Anordnung vorerst

Nur wenige Stunden nach Bekanntwerden der Verfügung reichte die Universität Klage vor einem Bundesgericht in Massachusetts ein – und bekam Recht. Eine Richterin setzte die Verfügung per einstweiliger Verfügung aus und stoppte damit vorerst den Ausschluss Harvards aus dem Visaprogramm für internationale Studierende. Ein finales Urteil steht jedoch noch aus.

US-Regierung setzt Visa für ausländische Studierende aus

Doch für Malte Terboven verschärft sich die Lage nun weiter: Seit Mittwoch ist offiziell, dass die US-Regierung die Vergabe neuer Visa für ausländische Studierende vorerst vollständig aussetzt. In einem internen Rundschreiben wies US-Außenminister Marco Rubio alle US-Botschaften und Konsulate an, keine neuen Termine für Studenten- und Austauschvisa mehr zu vergeben. Grund dafür sei eine geplante Ausweitung der Sicherheitsüberprüfungen – insbesondere der Aktivitäten von Antragstellern in sozialen Netzwerken.

Zwischen Hoffen und Bangen

Terboven sieht den Ausschluss internationaler Studenten kritisch. Es ergebe wenig Sinn, Harvard einerseits als gefährlichen Ort für jüdische oder israelische Studierende darzustellen und andererseits als Reaktion darauf alle ausländischen Studierenden in ihre Heimat zurückschicken zu wollen, sagt er. "Auch wenn man bedenkt, dass Amerika eigentlich immer das Vaterland der Demokratie war, ist das irgendwie ein bisschen eigenartig und befremdlich."

Ich gebe die Hoffnung nicht auf.

"Im Moment kann ich nur abwarten", sagt er. Harvard habe ihm inzwischen per E-Mail versichert, dass die Universität alles unternehme, um die Rechte ihrer internationalen Studierenden zu verteidigen. "Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ich im August doch in Harvard starten kann", betont Terboven.

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Gleichzeitig schmiedet er einen Plan B, falls sich der Studienstart weiter verzögert. Leider sei das Bewerbungsfenster für viele ausländische Programme bereits geschlossen, da diese oft früher beginnen. Am liebsten würde er ein Auslandssemester einlegen und das Studium zu einem späteren Zeitpunkt beginnen – in der Hoffnung, dass eine spätere Einreise möglich wird.

Positiv sehe er zudem, dass mehrere Universitäten in Hongkong und Tokio betroffenen internationalen Harvard-Studierenden einen unkomplizierten Übergang anbieten. Sie ermöglichen vereinfachte Zulassungsverfahren, akademische Unterstützung und teilweise auch finanzielle Hilfen. Ziel sei es, den Studierenden eine Fortsetzung ihres Studiums zu ermöglichen.

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