Es ist ein kurioses Schauspiel, das sich seit acht Jahren am Bahnübergang in Trier-Euren abspielt: Wenn sich im Stadtteil ein Güterzug nähert, schließen die Schranken zwar zunächst. Wenn die Bahn in den Übergang einrollt, öffnen sich die Schranken wieder.
"Diese Situation haben wir hier schon x-mal erlebt", sagt Ortsvorsteher Hans-Alwin Schmitz. Zuletzt wurde am 8. Januar eine Störung der Anlage gemeldet - ausgerechnet an dem Samstag, als ein Protestmarsch von Gegnern der Corona-Maßnahmen durch Euren zog.
Demonstranten mussten über Schranken in Euren klettern
Die Folge: Die Polizei ließ den Streckenabschnitt für die Veranstaltung stilllegen und 1.250 Demonstranten samt Polizei-Geleit und Gegendemonstration mussten über geschlossene Schranken steigen.
Doch schon vorher ist es an dem Bahnübergang laut Ortsvorsteher Schmitz zu gefährlichen Szenen gekommen. Manchmal gingen die Schranken gar nicht runter, wenn ein Zug durchfahre. "Wenn etwas passiert, ist das Geschrei aber groß", sagt der Kommunalpolitiker.
Störungen an Schranke seit acht Jahren
Tatsächlich treten Fehler an der Anlage schon länger auf. Dies bestätigt eine Bahnsprecherin auf SWR-Anfrage: "Es ist korrekt, dass der Bahnübergang über die vergangenen Jahre Störungen aufzuweisen hatte."
Eine technische Quelle dieser Probleme habe bislang aber nicht gefunden werden können, heißt es von der Pressestelle weiter. Dabei werde die Anlage regelmäßig gewartet.

Mehrfach Reparaturen, aber ohne Erfolg
Dass es bereits Reparaturen gegeben hat, kann Ortsvorsteher Schmitz bestätigen: "Bestimmt 50 Mal haben gleich mehrere Mitarbeiter der Bahn über drei oder vier Tage an dem Übergang gearbeitet."
Gebracht hätten diese Einsätze allerdings nichts: "Ich denke, angesichts der Kosten für diese 50 Arbeiten hätte es sich eher rentiert, den Übergang komplett zu erneuern."
Will Bahn die Reaktivierung der Weststrecke abwarten?
Warum das bislang nicht passiert sei - dazu hat der Eurener Ortschef allerdings auch eine Theorie. Er vermutet, dass die Bahn erst die Reaktivierung der Weststrecke für den Personenverkehr abwarten will.
Ab 2024 sollen auf den Gleisen links der Mosel wieder Passagierzüge fahren. Dann bekommt der Stadtteil Euren einen neuen Haltepunkt. "Möglich, dass die das abwarten wollen, sonst müssten sie ja zweimal an die Stelle ran", mutmaßt Schmitz.
Da könnte etwas dran sein, wie die Antwort der Bahn auf eine SWR-Anfrage vermuten lässt. Denn dort heißt es von der Pressestelle: "Die Erneuerung des Bahnübergangs ist in Planung und soll nach aktuellem Stand im Rahmen der Reaktivierung Weststrecke umgesetzt werden." Vorher sieht man offenbar keinen Handlungsbedarf.
Ortsvorsteher will sich weiter mit Bahn "anlegen“
Für Schmitz ist das "nicht hinnehmbar", wie er sagt. Doch als Kommunalpolitiker wisse er langsam nicht mehr weiter: "Ich kann als kleiner Ortsvorsteher nur auf den Gefahrenpunkt hinweisen. Das tue ich ständig - auch, wenn ich mich mit der Bahn anlege."