Menschen schippen Schnee.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Swen Pförtner)

Wegen Personalmangels

Trierer Bürger sollen mehr Schnee schippen

Stand

Weil Personal fehlt und künftig auch die Radwege schneefrei sein sollen, sollen in der Stadt Trier die Bürger ran. Dieser Vorschlag liegt nun auf dem Tisch.

120 Mitarbeiter - mit so viel Personal plant die Stadt Trier, um den Winterdienst ordnungsgemäß über die Bühne zu bringen. Doch die Zahlen zeigen auch, dass ein hoher Krankenstand und Probleme bei der Neubesetzung von Stellen dazu führen, dass der Dienst nicht mehr nach Plan erledigt werden kann. Das geht aus einer Präsentation des Bauausschusses der Stadt Trier hervor.

Schneefall am Freitag Nachmittag in Trier.  (Foto: SWR, Vasilij Kotov)
Selten bleibt in Trier der Schnee in der Tallage liegen.

Unterbesetzung durch Krankheit, unbesetzte Stellen und Untauglichkeit

Demnach liegt sogar eine akute Unterbesetzung im Winterdienst der Stadt vor. Stellen seien unbesetzt, Mitarbeiter laut Attest für den Winterdienst nicht einsetzbar und viele seien krank. Teilweise würden sich 25 bis 50 Prozent der Mitarbeiter krank melden, heißt es in der Vorlage. Das führe immer wieder zu massiven Personalengpässen. Dem will die Stadt Trier nun entgegenwirken, indem sie einen Teil der Räumaufgaben auf die Bürgerinnen und Bürger überträgt. Ein Vorschlag, der auf Kritik stößt.

Konkret diskutiert die Stadtverwaltung darüber, ob Anwohnerinnen und Anwohner in Zukunft nicht nur die an ihr Grundstück angrenzenden Bürgersteige von Schnee und Eis befreien sollen, sondern auch einen Teil der Verkehrsstraße. Dabei geht es um sogenannte nicht markierte Überwege, also in etwa einen zwei Meter breiten Streifen quer über die Straße, für den die Anlieger entsprechend verantwortlich wären.

Bis zu 30 Prozent Personal einsparen durch Bürgerbeteiligung

"Wir müssen unser Winterdienstkonzept überarbeiten", sagt Andreas Ludwig, Baudezernent der Stadt Trier. "Wir haben noch viele Wege, die wir nicht streuen, die Radwege zum Beispiel. Wir haben unser Radwegenetz in den letzten Jahren ausgebaut und wollen, dass es auch im Winter möglich ist, mit dem Rad zu fahren."

"Wir als Stadt wollen das auch nicht einfach an die Bürger abdrücken, dann würden wir total versagen. Es gilt, das richtige Maß zu finden."

Doch für zusätzliche Aufgaben fehle das Personal, sagt Ludwig. Indem man einen Teil des Winterdienstes an die Bürgerinnen und Bürgerinnen übertrage, könne - in der Theorie - bis zu 30 Prozent Personal eingespart werden. Dieses will man dann an anderer Stelle, zum Beispiel auf den Radwegen, einsetzen. "Wir als Stadt wollen das auch nicht einfach an die Bürger abdrücken, dann würden wir total versagen. Es gilt, das richtige Maß zu finden", so Ludwig.

Kritik aus dem Stadtrat

Kritik an dem Vorschlag kommt aus dem Stadtrat. "Radwege sollen und müssen gestreut werden, das ist gar keine Frage. Aber ich würde das eine jetzt nicht mit dem anderen zusammen bringen", sagt etwa Thomas Albrecht, CDU. "Ich denke, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Dass so viele Kapazitäten frei werden, weil man den Anwohnern überträgt, die Überwege frei zu schippen, überzeugt mich nicht."

Ein weiteres Problem sieht Albrecht in der Haftung, denn auch diese wird mit den neuen Aufgaben an die Bürgerinnen und Bürger übertragen. Ole Seidel, Bündnis 90/Die Grünen, geht noch einen Schritt weiter: "Ich halte das Ganze für eine Scheindiskussion. Hier wird der Krankenstand vorgeschoben, um Pflichten an die Bürger zu übertragen." Auf dieser Basis dürfe eine solche Entscheidung nicht getroffen werden, so Seidel.

Vor allem Höhenstadtteile von Plänen betroffen

Vorrangig würden die Pläne der Stadtverwaltung Anwohnerinnen und Anwohner der Trierer Höhenstadtteile treffen, da der Schnee in den Tallagen nur selten liegen bleibt. Stadtteile wie Mariahof. "Ein großer Teil der Bewohner von Mariahof sind über 80 Jahre alt", erzählt Thomas Albrecht, CDU. "Die schaffen es kaum, ihre Bürgersteige frei zu schippen."

Das sagen die Bewohnerinnen und Bewohner von Mariahof

Bürger aus Mariahof  (Foto: SWR)
Andrea Ferring ist skeptisch gegenüber der Idee: "Ich finde das unmöglich. Die meisten machen schon ihren normalen Winterdienst nicht richtig. Dann wird die Straße erst recht nicht gemacht. Ich sehe es auch nicht als Aufgabe der Bürger, die öffentlichen Straßen zu räumen." Bild in Detailansicht öffnen
Bürger aus Mariahof  (Foto: SWR)
Stephan Leukel ist nicht begeistert von der Idee, dass die Bürger bald auch Teile der Straßen räumen könnten: "Da halte ich nichts von, das kriegt man doch mit der Schneeschippe gar nicht richtig sauber. Das kriegt die Stadt mit ihren Wagen doch viel besser hin und es ist auch viel sicherer, als wenn da Menschen mit ihrer Schippe nachts auf der Straße herumlaufen." Bild in Detailansicht öffnen
Bürger aus Mariahof  (Foto: SWR)
Rosemarie Thul sieht in den Plänen der Stadt kein Problem: "Das wäre gar nicht so schlimm. Die zwei Meter mehr machen mir nichts aus, solange wie ich es noch kann. Aber hier oben wohnen viele ältere Leute, da wird es schon schwieriger." Bild in Detailansicht öffnen
Bürger aus Mariahof  (Foto: SWR)
Detlef Greinert sieht das anders: "Die Stadt kann doch nicht von einem 88-Jährigen verlangen, dass er auch noch die Straßen mit schippt. Bei den jungen Leuten ist das noch okay, aber irgendwas muss die Stadt auch noch machen. Außerdem haften die Bürger ja auch noch dafür." Bild in Detailansicht öffnen
Bürger aus Mariahof  (Foto: SWR)
Elisabeth Darda macht sich mit Blick auf die angestrebten Änderungen vor allem Sorgen, um ihre älteren Nachbarn: "In Mariahof sind 50 Prozent der Menschen über 80 Jahre alt. Die haben schon genug Qual damit, ihre Bürgersteige zu räumen. Also da muss die Stadt ihrer Pflicht nachkommen, vielleicht sogar die Gebühren erhöhen. Ich bin 73 Jahre alt und mir fällt das schon schwer. Trotzdem mache ich das für meine älteren Bürger mit. Zum Glück haben wir aber nicht so oft Schnee." Bild in Detailansicht öffnen

Vorgestellte Änderungen kämen frühestens im nächsten Winter

"Wir haben einen Vorschlag eingebracht", sagt Andreas Ludwig. "Der ist jetzt zu diskutieren. Wenn wir mehr machen sollen, dann brauchen wir auch mehr Leute. Das muss bezahlt werden, dann gibt es Gebührenerhöhungen. Ich denke, von den Anwohnern zu verlangen, das bisschen mehr zu machen im Winter, ist besser als wenn man den Leuten in den Geldbeutel greift."

Noch ist allerdings nichts entschieden. "Wir wollen ehrlich sein und sprechen diese Probleme an", sagt Ludwig. Wie nun damit umgegangen werden soll, das will die Stadt in den kommenden Monaten diskutieren. Eine Entscheidung dazu erwartet Ludwig erst im Sommer.

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